Rob Papen B.I.T.
Rob Papen B.I.T.

Mit B.I.T. verfolgt Rob Papen einen anderen Ansatz als bei seinen meisten anderen Produkten. Hier geht es nicht um die Kombination verschiedener Syntheseformen, sondern um eine Hommage an die (wenn auch virtuelle) analoge Synthese.

Aus diesem Grund steht B.I.T. auch für Back In Time. Dass man mit einem solchen Konzept aber nicht nur Sounds der 70er- und 80er-Jahre erzeugen kann, das beweist Rob Papen mit diesem Plug-in eindrucksvoll.

Rob Papen B.I.T. Test – Die Installation

Die Installation verläuft problemlos, Rob Papen B.I.T. ist ein eigenständiges Plug-in und erscheint entsprechend in der DAW. Wir haben es auf einem aktuellen MacBook Pro mit Logic Pro X getestet.

B.I.T. läuft auf den folgenden Systemen:

  • PC: 32 & 64 Bit VST und 64 bits AAX für Windows 7/ Windows 8/ Windows 10
    (Hinweis: PC AAX für PT 12 oder höher).
  • Mac: 64 Bit AU, VST und AAX, für OS-X 10.9 – 10.15.
  • Serial/License System mit Aktivierung während des Registrierungsvorgangs
  • Kompatibel mit NI NKS.

Rob Papen B.I.T. Test – Der Aufbau

Wie bereits erwähnt, haben wir es mit einem VA-Software-Synthesizer zu tun. Das Geschehen spielt sich in erster Linie auf der Main Page von B.I.T. an, die außerordentlich übersichtlich gestaltet ist. Schriften sind gut lesbar, der Bildschirmaufbau ist logisch und Rob Papen verzichtet (Gott sei Dank) auf grafische Spielereien. Die Darstellung ist zwischen 100 %, 150 % und 200 % skalierbar. Allerdings muss man beim Wechsel den Song wieder neu laden, was ein wenig umständlich ist.

Da es sich um einen VA Synthesizer handelt, dürfte den meisten Usern die Bedienung leichtfallen. Ein Manual braucht man eigentlich gar nicht (obwohl ich mir das immer gerne vor dem Test durchlese und dies auch bei der Installation im entsprechenden Ordner abgelegt wird).

Die Hauptseite ist in Module aufgeteilt, die man größtenteils über eine „LED“ neben der Modulbezeichnung aktivieren oder auch ab- oder bzw. umschalten kann.

Was haben wir? Zwei Oszillatoren, zwei Filter, Noise, ein LFO, ein Pitch LFO, zwei spezielle LFOs im Advanced-Bereich, zwei separate ADSFR-Generatoren („F“ steht für Fade-Time) für die beiden Filter, einen weiteren ADSR-Generator für den Amp, eine Effektsektion, eine Modulationsmatrix, ein Play-Mode-Bereich und ein Arpeggiator/Sequenzer.

Rob Papen B.I.T. Test – Die Oszillator-Sektion

Jeder Oszillator vermag 11 verschiedene Schwingungsformen zu erzeugen. Darunter sind 8 Standard-Wellenformen und drei Noise-Varianten inklusive Tuned Noise. Welche Schwingung man aktiviert hat, sieht man in einem Fenster per Schriftzug oder aber im „Oszilloskop“ als Grafik. Bei letzterer sehen wir die Grundschwingung und daneben die Grafik des Outputs. Alles sehr anschaulich. Nichts zu meckern gibt es bei der Stimmung, die wir „fein“, in Halbtönen oder oktavweise verändern können.

Der Begriff „SYM“ steht hier für eine Funktion, die wir von der Pulswelle als Pulsbreite. kennen Da der B.I.T. es zulässt, nicht nur die Pulsschwingung sondern auch alle anderen Formen zu verändern, würde der Begriff „Pulsbreite“ ja hier nicht weit genug gehen. „Symmetrie“ ist daher die bessere Bezeichnung. Einfach mal ausprobieren, das erzeugt interessante Ergebnisse.
Die Modulation der Symmetrie (“PWM”) erfolgt im Bereich der Modulationsmatrix (s. u.).

An der oberen Seite finden wir noch drei „LED-Schalter“ Free, Track und Filter. Damit lässt sich der Oszillator von einer angeschossenen Tastatur abkoppeln, der Filter ausblenden (macht Sinn, wenn der OSC als Modulationsquelle dient) oder aber im Free-Run-Modus laufen, wobei dieser dann nicht immer bei Tastendruck wieder seinen Zyklus beginnt.

Der zweite Oszillator ist eigentlich identisch aufgebaut, nur regeln wir hier noch die Funktionen der FM-, PM- und Ring-Modulationen. Auch kann hier noch ein Sub-Oszillator mit verschiedenen Schwingungsformen zugeschaltet werden. Das sieht etwas unscheinbar aus, sorgt aber für Sounds, die über das hinausgehen, was man von einem reinen VA-Synthesizer erwartet. Besonders die FM-typischen Klangfarben stehen hier im Vordergrund.

Zu der ADV-Funktion kommen wir später im Bereich der LFOs.

Rob Papen B.I.T. Test – Die Filter

Wir haben hier zwei Filter je Stimme, die sich in Serie oder parallel schalten lassen. Auch lassen sich die Filter einzeln deaktivieren. Der ganze Bereich ist stereo ausgelegt, wobei wir je Filter das Panorama bestimmen können. Spannend wird das z. B., wenn man einen Filter mit einer invertierten Hüllkurve beschickt. Das ergibt wirklich schöne Stereo-Effekte.

Ansonsten finden wir bei beiden Filtern den unvermeidlichen Cutoff-Regler, Resonance (hier „Q“ genannt, Regler für die LFO-Modulation plus MOD Wheel und die Regelung von Hüllkurvenintensität, Velocity und Keytrack.

Die Qual der Wahl hat man bei der großen Auswahl der Filterart. Nicht weniger als 19 Varianten stehen zur Verfügung. Das reicht vom 24-dB-Lowpass- bis hin zum Vowel-Filter (bei letzterem wird aus dem Q-Regler ein Vowel-Regler), den wir zum Beispiel bei synthetischen Chören verwenden würden.

Rob Papen B.I.T. Test – Die Hüllkurven

Jedes der beiden Filter hat einen eigenen fünf-stufigen Hüllkurvengenerator. Neben den bekannten Parametern ADSR hat sich mit Fade eine weitere Variante „eingeschlichen“. Damit lässt sich nach dem Sustain – je nach Einstellung – eine zweite Attack- oder eine zusätzliche Decay-Phase definieren. Dies gestaltet den Filterverlauf noch etwas nuancierter. Bei der Amp-Hüllkurve wurde auf diese Variante verzichtet.

Die Hüllkurven packen schnell zu und lassen auch jedwede perkussive Klangfarben zu. Kein Wunder bei Rob Papen, der ja auch äußerst spannende Drum-Plug-ins in seinem Portfolio zu bieten hat. Da legt er wohl stets Wert drauf.

Rob Papen B.I.T. Test – LFOs

Auch in dieser Hinsicht ist der B.I.T. gut ausgestattet. Wir haben einen einfachen Pich-LFO, der eine Sinuswelle erzeugt und ausschließlich für Vibratos zuständig ist. Dieser lässt sich auch mit dem Projekttempo der DAW synchronisieren.

Dann haben wir eine LFO-Sektion, die verschiedene Schwingungsformen anbietet und auch schon mit den Filtern „vorverdrahtet“ ist. Diesen LFO-Bereich kann man dann über die Modulationsmatrix den gewünschten Modulationsadressen zuordnen. Wir finden auch einen Poly-Modus, wobei dann jede Stimme einen eigenen LFO-Verlauf besitzt. Auch dieser Bereich lässt sich mit der DAW syncen.

Zwischen den beiden Oszillatoren liegt etwas versteckt ein ADV-Knopf, der „advanced“ signalisieren soll. Dabei handelt es sich um den Oszillatoren zugeordnete LFOs und Hüllkurven, die Parameter der Oszillatoren mit einer Sinusschwingung bzw. einer Hüllkurve modulieren können. Dabei kann man die Hüllkurve auch über einen Cycle-Mode zu einer Art LFO umfunktioniert werden. Das macht natürlich besonders Sinn, wenn man FM und die anderen Modulations-Varianten verwendet. Dies garantiert interessante Klangverkäufe.

Rob Papen B.I.T. – Die Modulationsmatrix

Das nenne ich mal vorbildlich in der Bedienung. Wir finden eine Tabelle mit Source, Destination und Amount. Klicken wir darauf, dann zeigen Pull-down-Menüs die Auswahl an. Zum Schluss wird noch die jeweilige Modulationsintensität eingestellt und gut ist. Übersichtlicher und einfacher geht es wirklich nicht. Die Einfachheit in der Bedienung geht aber mitnichten zu Lasten der Flexibilität. Im Prinzip kann alles alles modulieren. Wer will, der kann sich auch das aus den Modulationen resultierende Output-Signal im Oszilloskop anschauen.

Rob Papen B.I.T. Test – Die Effektsektion

Ja, da merkt man, dass Rob ein Mann aus der Praxis ist. Der aus meiner Sicht wichtigste Schalter einer Effektsektion ist der, der alle Effekte gleichzeitig deaktivieren kann. Wir sehen oben rechts im Effektbereich „ALL FX BYPASS“, der genau das ermöglicht. Wer Effekte will, der kann Chorus, Reverb, Delay, Flanger oder Phaser verwenden. Es stehen also vier Effekte gleichzeitig zur Verfügung, die alle von guter Qualität sind.

Rob Papen B.I.T. Test – Arpeggiator/Sequenzer

Im unteren Bereich ist der elaborierte Arpeggiator untergebracht, der auch wie ein analoger Sequenzer eingesetzt werden kann. Wir haben bis zu 16 Steps, die wir in verschiedenen Parametern einstellen können. Interessant dabei ist, dass man auch beim Arpeggiator die Tonhöhe je Step variieren kann. Damit ist diese nicht nur vom gegriffenen Akkord sondern auch von der Step-Programmierung abhängig. Das macht ein Arpeggio natürlich deutlich lebendiger.

Auch wenn man “nur” einen dreistimmige Akkord greift, durchläuft der Arpeggiator alle eingestellten Steps (bis zu 16). Hat man auf verschiedenen Steps eine Tonhöhenveränderung programmiert, so wirkt die dabei nicht immer auf den selbst Ton des Akkords. Bedenkt man, dass man je Step außer der Tonhöhe auch die Velocity einstellen kann, eine Modulationsadresse abrufen, ein Portamento aktivieren ode eine Pause/ein Haltebogen einsetzen kann, wird deutlich, wie abwechslungsreich man das gestalten kann. Daneben gibt es die verschiedenen Laufwege des Arpeggios, die Anzahl der Oktaven, Latch etc.

Nutz man den Arpeggiator als Sequenzer, dann lassen sich die gleichen Parameter je Step definieren. Auch lässt sich die Sequenz beliebig transponieren, sodass man auch so einen kompletten Song in die DAW eingeben könnte. Wer will, der kann den Sequenzer auch als Modulationsquelle einsetzen, der je nach Step die Modulation beeinflusst. Schön aus, dass man auch bei Presetwechsel das Arpeggio weiterlaufen lassen kann – wenn man das möchte. Alles in allem ein äußerst versierter, aber immer einfach zu bedienender Bereich.

Rob Papen B.I.T. Test – Die Play Modes

Der B.I.T. ist bis zu 16-stimmig polyphon spielbar. Daneben haben wir die Wahl zwischen diversen Mono-und Legato-Varianten. Rob hat auch wirklich an alles gedacht.

Rob Papen B.I.T Test – Die Bedienung

Ich habe es bereits erwähnt, man kommt bei 99 % der Funktionen ohne Manual aus. Dies erreicht man bei Bedarf übrigens auch direkt aus dem Plug-in, indem man die Help-Taste drückt – vorbildlich. Ansonsten nimmt man alle Einstellungen mit dem Cursor vor. Fährt man mit diesem über ein Parameter, dann werden in einem Fenster die Funktion und der gerade eingestellte Wert angezeigt.

Zusammen mit der Ctrl-Taste des Rechners (Mac) lässt sich auch noch ein Pull-down-Menü anwählen, mittels dessen man bestimmte Werte (full, default, half etc.) direkt abrufen als auch dieser Funktion z.B. einen MIDI Controller CC zuweisen kann. Besonders letzteres finde ich eine wirklich gelungene Idee. Das gilt auch für die Compare-Funktion. Ändere ich einen Sound, dann kann ich immer zwischen dem Original und dem geänderten Klang hin- und herschalten, ohne einen der beiden Patches zu verlieren.

Rob Papen B.I.T. Sound Manager
Rob Papen B.I.T. Sound Manager

Perfekt ist auch die Verwaltung der Sounds. Hier gibt es einen separaten Manager, der die Patches bankweise auflistet. Man kann dabei auch nach bestimmten Kriterien suchen, um zum Ziel zu kommen. So wünscht man sich das als User. Das geht sogar so weit, dass sich die kürzlich aufgerufenen Presets in einer Liste anzeigen lassen.

Links oben kann man leicht das Noten-Symbol übersehen, worüber man einen Sound aus der Liste auch vor-hören kann, auch wenn keine Tastatur angeschlossen sein sollte.

Rob Papen B.I.T. Test – Der Sound

Ich muss zugeben, ich war mehr als positiv überrascht. Der Grundklang ist fett, breit und kann – obwohl es ein Plug-in ist –trotzdem auch sehr „analogig“ sein, egal ob bei Leads, Bässen und den typischen Synth-Pads. Besonders gefallen haben mir die typischen Vangelis-Klangfarben und auch die Sequenzen, die auch von einem großen Modularsystem stammen könnten. Der Sequenzer/Arpeggiator ist bei B.I.T. wahrlich kein Beiwerk, sondern fester Bestandteil des Sounddesigns.

Dazu bereichern eine Vielzahl von FM- und andere Klangfarben das Sound-Spektrum, was neben dem analogen Charakter dann wieder eine digitale Seele zum Vorschein bringt. Vielseitig, das dürfte der Begriff sein, der gut passt. Aktiviert man den Vowel-Filter geht die ganze Sache auch schon in Richtung PPG.

Rob Papen B.I.T. Test – Fazit

Für 99 Euro erhält man einen ausgesprochen ausgefuchsten Synthesizer, dessen Klangspektrum dank der Vielzahl der Modulationsmöglichkeiten weit über das normale Angebot eines virtuellen analogen Synthesizers hinausgeht. Die Klangqualität ist ausgezeichnet.

Rob Papen B.I.T. kommt mit rund 750 Presets, die allesamt sehr sorgfältig programmiert wurden und wirklich optimal im Preset-Manager zu verwalten sind.

Ein besonderes Lob geht an die GUI, die ausgesprochen selbsterklärend und anwenderfreundlich ist. Das gilt für Grafik gleichermaßen wie auch für den Aufbau und die Organisation der verschiedenen Bausteine. Ein Blick ins Manual erübrigt sich fast. (Anmerkung der Redaktion: Damit hat Gerald dies nun zum dritten Mal betont, muss also was dran sein.)

Der Markt an Software-Synths ist riesig und es gibt auch ein großes Angebot an Shareware. Trotzdem kann ich eine Investition von 99 Euro nur empfehlen. Er könnte schnell zu einem der meist genutzten Synths im System werden. B.I.T. ist übrigens auch Bestandteil von Explorer 6, das 26 aktuelle Rob-Papen-Produkte in einem Bundle zu einem Preis von 499 Euro anbietet.