Korg wavestate
Korg wavestate

Mit dem Korg wavestate knüpft Korg an ein innovatives Synthesekonzept an, das vor ziemlich genau 30 Jahren mit der legendären Korg Wavestation für Furore sorgte.

„Wave Sequencing“ hieß das Zauberwort, irgendwie eine Variante der von Wolfgang Palm und PPG etablierten Wavetable-Synthese. So innovativ der Klang der Wavestation war, so schwer und kompliziert war diese zu bedienen. Und das macht uns natürlich neugierig, wie Korg das mit dem wavestate gelöst hat, und was Wave Sequencing 2.0 in der Praxis bedeutet.

Korg wavestate Test – Der erste Eindruck

Holt man den neuen Korg-Synthesizer aus dem Karton, ist man erst einmal überrascht, dass das Instrument mit Tastatur nur 2,2 kg auf die Waage bringt – ein Leichtgewicht also. Der Grund wird klar, wenn man den wavestate in Händen hält. Das Gehäuse besteht zum großen Teil aus Plastik, was jetzt dem Gerät eigentlich nicht den wertigen Charakter verleiht, das es aufgrund seiner Möglichkeiten eigentlich verdient.

Hier merkt man schon, dass Korg den Synth ganz bewusst in die Preisklasse deutlich unter tausend Euro platzieren wollte. Und da ist man halt Kompromisse eingegangen. Wer z. B. einen Korg prologue in seinem Besitz hat, der wird vielleicht ein wenig enttäuscht sein.

Aber zwei Dinge fallen auch sofort positiv ins Auge: Tasten in Normalgröße und eine Vielzahl von Bedienelementen, die darauf hindeuten, dass man den wavestate Synthesizer deutlich besser bedienen können sollte als es beim Vorgänger von 1990 der Fall gewesen ist.

Korg wavestate Test – Das Konzept

Wir haben es hier mit einem digitalen Synthesizer zu tun, der zwar mit Begriffen wie Vector-Synthese und Wave Sequencing arbeitet, aber eigentlich komplett Sample-basiert ist. Warum auch immer hält sich Korg mit der Angabe über die Größe des ROM-Speichers bedeckt. Ich habe irgendwo etwas von 2 GB komprimiert bzw. 4 GB unkomprimiert gehört, aber belastbar ist das nicht.

Aber egal, in dieser Hinsicht erinnert der wavestate an die legendäre M1 oder auch an Geräte wie der JV-Serie von Roland. Mit an Bord sind ALLE Samples der alten Wavestation, neue Samples speziell für den wavestate und Samples vom Plug in Guru.

Im Prinzip können wir das Grund-Klangmateial auf drei verschiedenne Arten verwenden:

  1. Multisamples
    Hier finden wir Pianos, Brässe, Orchester-Klänge uvm., die sich auf der gesamten Tastatur spielen lassen. Dieser Bereich entspricht im Prinzip einem „normalen“ ROMpler. Die Auswahl ist groß und man kann die Suche auch nach bestimmten Kategorien vornehmen. Wir finden alles, was das Herz oder das Ohr begehrt. Die ausgewählten Multisamples lassen sich dann über Filter und die anderen Bearbeitungsmöglichkeiten den eigenen Wünschen anpassen
  2. Wave Sequencing
    Beim wavestate zeigt sich das Wave Sequencing in einem ausgesprochen komplexen Sequenzer-System, das es u. a. erlaubt, bis zu 64 Schwingungsformen aus dem reichhaltigen Sample-Speicher aneinander zu hängen und zu morphen. Jeder Step der Sequenz kann dabei grundsätzlich eine andere Schwingungsform beinthalten, muss er aber nicht..
    Das reicht aber noch nicht aus, denn wir müssen noch je Step die Dauer, die Tonhöhe und vielleicht noch ein paar andere Parameter definieren, um aus der Sample-Kette einen brauchbaren Klang zu formen.
    Beim wavestate ist man da rigoros vorgegangen und hat jedem Parameter eine separate Sequenzerlinie spendiert, die sogenannten Lanes. Diese können vollkommen unabhängig voneinander arbeiten, was dienUrsache für die Lebendigkeit einer Wave Sequenz beim wavestate ist.
    Zum besseren Verständnis haben wir hier nochmals ein paar Erklärungen zum Wave Sequencing zusammengefasst.
  3. Vector Synthese
    Auf der linken Seite des wavestate befindet sich ein Joystick, mit dem man zwischen den bis zu vier Layern Klangfarben überblenden und auch Modulationen steuern kann. Die Grundschwingungsformen sind auch hier die bereits erwähnten Samples. Natürlich lässt sich so eine Joystick-Fahrt auch automatisieren (z. B. über eine Hüllkurve).

Korg wagestete Test – Die 7 Lanes

Schauen wir uns die 7 Lanes einmal an. Die Bearbeitungsmöglichkeiten je Lane sind unterschiedlich und auch unterschiedlich komplex. Auf jedes Detail kann an dieser Stelle natürlich nicht eingegangen werden.

Korg wavestate Test: Darstellung Der Lanes Im Display
Darstellung der Lanes im Display

Die Sample Lane

Diese Lane weist jedem Step ein Sample zu. Grundsätzlich können wir hier bei einer Sequenz-Länge von bi szu 64 Steps jedem Schritt ein neues Sample zuweisen. Dazu gibt es noch eine Vielzahl anderer Parameter, die den Umgang der Lane mit dem Sample beeinflussen

Die Timing Lane

In der Timing Lane dreht sich alles um zeitabhängige Parameter. Hier bestimmen wir das Crossfading zwischen zwei Samples, was in Millisekunden sehr genau eingestellt werden kann, aber auch die Dauer eines einzelnen Steps. Dies kann in Millisekunden oder aber über einen Notenwert (Viertel, Achtel etc.) bezogen auf das Grundtempo.erfolgen.

Im Extremfall können alle Steps mit einem unterschiedlichen Notenwert oder aber einer Zeitdauer in Millisekunden belegt werden. Dabei wird deutlich, wie lebendig so eine Sequenz werden kann.

Die Programmierung der Steplängen in Millisekunden macht z. B. bei sich entwickelnden Klanglandschaften im Sinne von Wavetables Sinn. Damit lässt sich die Länge eines Klangsegments genau bestimmen, ohne dass dies mit dem internen oder externen Tempo synchron laufen muss. Das kann auch sehr hilfreich sein, wenn man derartige Texturen im Scoring verwenden möchte, um dem Schnitt folgen zu können.

Die Pitch Lane

Festlegung der Tonhöhe eines Steps. Hiermit legen wir also die gewünschte Tonfolge fest.

Die Gate Lane

Die Gate-Länge bestimmt wie bei einem analogen Synthesizer die Dauer eines Tastenanschlags (nicht zu verwechseln mit der Steplänge).

Die Shape Lane

Damit lassen sich je Step Hüllkurven abrufen.

Die Step Lane

Festlegung des Levels je Step

Master Lane

Organisiert alle Lanes und zwingt diese zu einem geordneten Re-Start. Wie alle Lanes lässt sich auch die Master-Lane modulieren, was zu mehr oder weniger starken „Timing-Schwankungen“ führt.

Alle Lanes haben darüber hinaus noch weitere Einstellungsmöglichkeiten, die man imRahmen des Tests gar nicht alle aufführen kann.

Bei der „alten“ Wavestation waren die einzelnen Komponenten einer Wavesequenz miteinander verbunden. Dies ist beim wavstate anders. Jede Lane kann eine unterschiedliche Anzahl von Steps aufweisen, komplett anderes loopen oder eine völlig andere Abspielrichtung einnehmen. Dies macht den Klang des wavetsate so ungemein variantenreich.

Ein einfaches Beispiel: Wir setzen die Pich Lane auf vier Steps und die die Sample Lane auf 8 Steps mit 2 x der gleichen Tonfolge. Im Ergebnis hören wir 2 x die gleiche „Melodie“, jedoch in der zweiten Runde mit anderen Samples. Und dann denken wir einmal darüber nach, wenn wir das auch mit den anderen Lanes so handhaben, die Abspielrichtung variieren und unterschiedliche Loop-Punkte je Lane definieren (ja, man kann innerhalb einer Lane Loop-Bereiche definieren).

Rechts über der Tastatur sehen wir 16 Taster (mal vier Bänke), die die einzelnen Steps einer Wave Sequenz repräsentieren. Damit können wir jeden Step einzeln aufrufen und die Belegung überprüfen bzw. verändern. Diese Rasten gelten auch für den Anruf der Set Listen (s.u.).

Korg wavestation Test – Gibt es auch Standard-Klänge?

Die Frage ist an dieser Stelle berechtigt und mit einem klaren „Ja“ zu beantworten. Wir wählen statt „Wavesequenz“ ein „Multisample“ und können die PCM-Klänge wie gewohnt über Filter, ADSR, LFO etc. bearbeiten. Der Filter bietet eine Vielzahl von unterschiedlichen Filter-Varianten, vom Polysix- über MS-20-Filter bis hin zum Multifilter. Die Auswahl ist groß

Regelbar sind wie immer Cutoff, Resonance und Keyboard-Tracking. Hüllkurven lassen sich auf alle wichtigen Bereiche routen: Filter, Pitch, Amp und schließlich auf die Vector-Steuerung. Anzumerken wäre noch, dass die zeitabhängigen Hüllkurvenparameter einen linearen oder exponentiellen Verlauf nehmen können. Das Filter-Sustain lässt sich auch in den negativen Bereich verlegen.

Für Modulationszwecke stehen 4 LFOs für Filter, Tonhöhe, Amp und Panorama zur Verfügung. Die LFOs sind allesamt gleich aufgebaut und verfügen über eine Vielzahl von Möglichkeiten, die ich hie rgar nicht aufzählen kann. Die weiteren Modulationsverbindungen werden in der Modulationsmatrix festgelegt.

Nachfolgend eine ganze Reihe unterschiedliche wavestate-Sounds. Alles ohne Overdubs:

Korg wavestate Test – Die Modulationsmatrix

Hier kommt Freude auf. Im Prinzip lässt sich alles mit allem verbinden und auch externen MIDI-Controllern zuweisen. Einfach wird es, wenn Modulationsquellen- und Adressen Bedienelemente auf der obersten Ebene haben. Dann dreht man am Cutoff-Regler und betätigt dann das MOD Wheel. Sogleich ist der Modulationsstrang aufgebaut und kann dann noch im Display editiert werden. Gibt es keine Regler für die Funktionen, dann muss man halt ausschließlich über das Display gehen.

Den 8 beige-farbenen Mod Knobs auf der Frontplatte können dabei beliebig Funktionen zugewiesen und mit abgespeichert werden. Die fugieren also als eine Art Macro. Dies macht die Klangbearbeitungen der Performances in Echtzeit natürlich sehr angenehm. Auch können wir hier wählen, ob die Regler auf die komplette Performance, sprich auf alle Layer gleichzeitig, oder nur auf einen einzelnen Layer wirken soll. Im letzteren Fall muss man aufpassen, dass man da dann auch den gewünschten Layer aktiviert hat.

Gerade bei den Macros musste ich an den kürzlich getesteten Hydrasynth denken, bei dem ein Display mit 8 Feldern Funktion und Werte für 8 Regler variabel anzeigen konnte. Dies hätte dem wavestate auch gut getan.

Korg wavestate Test – Effekte

Bei all den Möglichkeiten, die der Korg wavestate bis hierhin bietet, verwundert es nicht, dass auch eine komplette digitale Effekt-Sektion mit an Bord ist, die kaum Wünsche offen lässt. Jeder Layer verfügt dabei über drei Effekt-Slots:

  • PreFX
    Decimator, eine Art LoFi-Effekt
    Graphic EQ
    Guitar Amp Simulation
    Stereo-Kompressor
    Parametrsicher EQ
  • Pre FX, wie diverse Chorus-Varianten bis hin zu CX-3- oder Polisix Ensemble, Phaser, Flanger
  • Delay mit diversen Parametern.

Jeder Effekt-Slot kann über einen Wet-Dry-Regler den Effektanteil jeweils stufenlos regeln. Alle drei genannten Effektslots lassen sich je Layer definieren. Hinzu kommen noch ein Master-Reverb und ein Master-EQ. Für die Effekte gibt es eine Vielzahl von fertigen Effektpresets.

Korg wavestate Test – Arpeggiator

Ein Arpeggiator darf auch hier nicht fehlen. Aber was rede ich da? Ein Arpeggiator? Wir sehen ein Arpeggiator jeLayer, sodass wir bei Bedarf vier Arpeggiolinien übereinander stapeln können, auf Wunsch natürlich alles schön gesynct. Das erinnert ein wenig an das Best Service Software Plug-in Elysion. Die Einstellungsmöglichkeiten sind ansonsten im normalen Rahmen.

Korg wavestate Test – Die Speicherorganisation

Um die Programmierung, aber auch die Organisation der Klangfarben besser verstehen zu können, sollte man sich über die Struktur der Soundprogramme klar werden. Hat man das verinnerlicht, dann lösen sich auch viele Fragzeichen bei der Programmierung automatisch auf.

Die oberste Ebene der Klangprograme besteht aus den sogenannten Performances: Diese setzensich zusammen aus 4 Layer (A-D) mit einer Vector-Hüllkurve, Master-Reverb und Master EQ.

Ein Layer beinhaltet ein Program mit Split- und Velocity-Zonen und den dazugehörigen MIDI-Einstellungen (der wavestate ist 4fach multitimbral).

Ein Program besteht entweder aus einem Multisample oder einer Wavesequenz mit den klassischen Synthesizer-Parametern Filter, Envelope, Amp, Modulationen etc.

4 Layer in einer Performance bedeuten nichts anderes als die Kombination aus bis zu vier unterschiedlichen Klangprogrammen. Das können vier Wavesequenzen, aber auch Kombinationen aus Rhythmuspattern und Pads sein. Da wir bis zu 64 Stimmen (stereo )zur Verfügung haben, geht dem wavestate dabei auch nicht die Puste aus.

Bei Vollauslastung können natürlich bombastische Klänge entstehen, die schon ein komplettes Playback erzeugen. Aber es geht auch sehr subtil, da man die Layer ja in Abhängigkeit von Velocity und Keyboard-Split setzen kann. Es müssen nicht immer alle 4 Layer gleichzeitig mit von der Partie sein.

Die Layer schließlich beschreiben die „Eckpfeiler“ der Vektorsynthese. Mit dem Joystick morpht, mischt oder überblendet man die vier Soundbestandteile einer Performance.

Die Programmierung besonders der Wave Sequenzen ist nicht trivial. Daher werden dem Gerät ab Werk eine Vielzahl von Performances, Programs und auch Wavesequenzen (rund 1000) mit auf den Weg gegeben, damit der User schon mal arbeiten kann.

Wer sich dafür interessiert, was alles dabei ist, der findet hier eine Liste der Multisamples, Performances usw.

Korg Wavestete Test Speicherorganisation
Die Speicherorganisation

Korg wavestate Test – Die Bedienung

Man ahnt es schon, der Korg wavestate ist kein Synthesizer mit einem Regler je Parameter. Das geht auch nicht, dafür ist das gesamte System einfach zu komplex. Man hat es trotzdem geschafft, eine große Anzahl an Bedienelementen auf die oberste Ebene zu legen.

Manche Dinge finde ich dabei nicht ganz so glücklich. Mich hat gestört, dass z. B. der Temporegler auf der zweiten Ebene liegt und man auch die Klangkategorien erst durch Druck verschiedenen Tasten erreicht. Letzte Funktion dürfte relativ oft genutzt werden, da wäre eine Tastet „Category“ mehr als angebracht gewesen.

Insgesamt mangelt es mir etwas an der Übersichtlichkeit. Dies mag an dem für meine Begriffe deutlich zu kleinen Display liegen. Dort wirklich sinnvoll bis zu 7 Lanes im Überblick zu haben, gelingt nicht wirklich.

Aber das fängt schon bei der Soundauswahl an. Ja, es gibt Kategorien, aber das alles auf dem kleinen Bildschirm darzustellen, ist nicht perfekt gelungen. Da kommt dann noch hinzu, dass die Sounds und Programme nicht nummeriert sind. So die gewünschte Performance oder das gesuchte Multisample zu finden, ist nicht ganz einfach.

Man hat das bei Korg anscheinend auch bemerkt und mit dem Update 1.0.3 eine kostenlose Librarian Software (Mac und PC) für die Soundverwaltung nachgeschoben. Trotzdem die Optik der Software eher einen nostalgischen MS-DOS-Charme vermittelt, hilft sie doch sehr dabei, sich einen Überblick über das riesige Klangangebot zu verschaffen und auch die sehr nützlichen Set Lists zu programmieren. Mit der Set List kann man sich Programmketten auf die 16 Tasten (mal vier Bänke A-D) legen, damit man live alles schnell abrufen kann.

Vielleicht wollten die Entwickler an manchen Stellen auch zu viel. Hier und da wirken einige Bereiche etwas überfrachtet. Ja, man hat an vieles, wenn nicht gar alles gedacht. Aber nicht alles, was mach- und einstellbar ist, ist auch wirklich sinnvoll. Es sei denn, man ist weniger Musiker und eher ein Parameter-Junkie.

Korg wavestate Test – Klänge selbst programmieren?

Korg liefert den wavestate mit einer wirklich umfangreichen Library aus. Da ist erst einmal eine Menge Klangfutter vorhanden. Es wird schon einige Zeit brauchen, um das alles mal durchzuhören. Eigene Performances oder gar eigene Wave Sequenzen „from scratch“ zu programmieren, ist jetzt nicht ganz trivial und ein wenig zeitaufwändig. Man bedenke 7 Lanes je Layer, vier Layer je Performance. Aber es ist kein Vergleich zur legendären Wavestation, vor der ja viele Musiker kapituliert haben. (Anmerkung von Nikolai: Ja, in meinem Rack hängt auch noch ne Wavestation A/D, verstanden habe ich die bis heute nicht …)

Hat man sich erst einmal mit dem Aufbau und dem Unterschied zwischen Multisamples, Wave-Sequezen und Vector-Synthese vertraut gemacht, dann dürfte man auch mit der Programmierung einigermaßen klarkommen. Zeitaufwendig bleibt das aufgrund der komplexen Struktur aber allemal, will man das Potential des wavestate so richtig ausnutzen. Und das sollte man, denn es wäre schade, wenn man sich nur auf der Preset-Ebene bewegen würde.

Korg wavestate Test – Anschlüsse

Stereo out (Klinke), ein Kopfhörerausgang, MIDI in/out und USB/MIDI und ein Anschluss für ein Damper-Pedal. Leider keine Einzelausgänge für die vier Layer. Das könnte ich noch verschmerzen, aber USB Audio, um die vier Layer auf separate Spuren einer DAW zu überspielen, wäre schon schön gewesen. Ja klar, auch hier ist der Hinweis auf den Preis der wavestate gerechtfertigt, aber vielleicht hätten die Interessenten auch ein wenig mehr für diesen Synth ausgegeben.

Korg wavestate Rückseite

Korg wavestate Test – Tastatur

Wir haben 37 Tasten in Normalgröße. Das ist schon mal ein Pluspunkt. Es handelt sich dabei um ein normales, anschlagdynamisches Keyboard – leider ohne Aftertouch.

Ich wiederhole mich: Ja, ich weiß, es liegt am Preis. Trotzdem, die Features des Korg wavestate wären eigentlich ideal für eine Steuerung über Aftertouch. Ich finde das sehr schade. Da hilft es auch wenig, dass man den wavestate natürlich über eine externe Tastatur mit Aftertouch spielen kann. Links über der Tastatur befinden sich übrigens das Pitch- und das Modulationsrad.

Korg wavestete – Der Klang

Die Stärken des wavestate liegen ganz eindeutig im Wave Sequencing, sei es bei der Erzeugung einfacher oder auch höchst komplexer rhythmischer Pattern oder sich entwickelnde Texturen. Da auch jede Menge Drumsamples im Angebot sind, lässt sich ein Layer immer als Drumspur definieren. Und da erzeugt der wavstate bei Bassdrum oder Synth-Bass wirklich einen enormen Druck. Da hat man dann schon ein wenig Angst um das Plastikgehäuse :-).

Die Wave-Sequenzen klingen durch die Unabhängigkeit der verschiedenen Lanes ungemein lebendig. Aber auch die Landscapes und Evolving Pads können fast bisi zur Unendlichkeit schweben, sich bewegen und entwickeln – perfekt auch für eine schnelle Videovertonung oder A,bient und Ne Aces-Musik.

Viele Performances sind so angelegt, dass man das Instrument als User eigentlich nicht mehr wirklich „spielt“. Oft reicht es, Blockakkorde zu halten, um die ganzen Patterns auszulösen, manchmal sogar nur eine Taste. Die Klangqualität insgesamt ist wirklich toll, da gibt es nichts auszusetzen.

Die Performances sind allesamt sehr überzeugend, wobei man sich immer fragen muss, wo man diese manchmal recht komplexen Patterns in seine Musik einbauen kann.

Korg wavestate Test – Fazit

Puuh, da ist eine Menge drin in diesem Synthesizer. Schaut man beim wavestate auf Äußerlichkeiten (Plastikgehäuse) und Preis, dann könnte man das Instrument fälschlicherweise in die Kategorie „Einsteiger-Synthesizer“ einordnen. Da gehört es aber nicht hin.

Wie bereits erwähnt, ist die Soundprogrammierung jetzt nicht unbedingt trivial. Und die Vielzahl an Bearbeitungsmöglichkeiten hat man auch nicht sofort im Griff. Da benötigt man schon eine gewisse Einarbeitungszeit. Das wird aber mit einer ungemein hohen Flexibilität und Klangvielfalt belohnt.

Die Performances können auch eine ungeheure Inspiration für neue Kompositionen geben, da damit oft schon ein dichtes Arrangement verbunden ist (je nach Komplexität des Sounds). Da muss man dann auch bei Aufnahmen Vorsicht walten lassen, damit Mitmusiker oder der Gesang über überhaupt noch Raum findet.

Der Korg wavestate ist jetzt weniger für die typischen Synths-Sounds gedacht, die man als Band auf der Bühne braucht, geeignet. O.k., auch für diesen Bereich stehen eine Menge Samples zur Verfügung. Aber wegen der Klavier- und Synthi-Sounds würde ich mir das Gerät jetzt nicht unbedingt zulegen. Auch sehe ich den wavestate jetzt nicht als Erst-Synthesizer für Einsteiger, dafür ist das Instrument ein wenig zu kompliziert. Wer sich aber in Bereichen wie Ambient, Filmvertonung, Elektronik New Age oder auch Dance bewegt, der kommt mit diesem kleinen Synth auf seine Kosten. Irgendwie erinnert mich der Umgang mit dem wavestate an ein Modularsystem, nur auf eine andere Ebene gehievt.

Ich fasse zusammen: Ein Riesenvorrat an Samples, Wave Sequencing, Multisamples mit Synthesizer-Nachbearbeitung und Vector-Synthese. Bis zu vier Layer gleichzeitig, sei es parallel, als Split oder Velocity-abhängig. Und damit dem wavrestate nicht die „Luft ausgeht“, hören wir bis zu 64 Stereo-Stimmen. Und das alles für knapp 800 Euro. Das ist schon mal ein Wort. Das Preis/Leistungsverhältnis ist wirklich toll. Dabei relativieren sich ohne Zweifel auch einige der angegebenen Minuspunkte ein wenig.

Trotzdem wünsche ich mir irgendwie auch noch eine Pro-Version mit einem großen Display, USB-Audio (mehrkanalig), mit einer Aftertouch-fähigen Tastatur und der Möglichkeit, eigene Samples laden zu können. Und das dann alles in der Optik und Haptik eines prologue. Da wäre ich auch bereit 1390 Euro dafür auszugeben.