Best Service Elysion
Best Service Elysion

Mit Elysion bringen Best Service und Sonuscore ein Zwillingsprodukt zum erfolgreichen Plug in „The Orchestra Complete“ auf den Markt. Im Vordergrund stehen hier allerdings keine Orchesterklänge, sondern ausgesuchte Synthesizer-Sounds.

Aber Best Service Elysion ist kein Synthesizer-Plugin, sondern basiert wie The Orchestra Complete auf Samples. Welche Synthesizer oder Synthesizer-Layer dabei Verwendung fanden, ist nicht bekannt.

Auf jeden Fall wurden die Synthesizerklänge bei der Produktion von Elysion genauso behandelt wie Samples von akustischen Instrumenten, inklusive bis zu 3 Round Robins. Dabei wurden mehr als 12.500 Samples genommen, bearbeitet und mit bis zu 5 Velocity-Layern versehen. Da wundert es nicht, dass die Library mit ca. 13 GB relativ dick ist.

Zur Verfügung stehen 142 Instrumente und über 230 Themes (vergleichbar mit den Orchester-Patterns bei The Orchestra). Die Programmierung eigener Themen ist natürlich möglich, das Laden eigener Samples allerdings nicht.

Mehr noch als bei der Orchesterfassung liegt der eigentliche Reiz von Elysion in der Ensemble Engine, einem ausgefuchsten Arpeggio-Groove-System mit bis zu 5 Slots.

Best Service Elysion Test – Die Themes

Das Klangangebot (Themes) besteht aus den folgenden drei Bereichen.

  • Shimmring Spheres (Orchestral Colors): Sofort spielbare Klänge, Pads etc.
  • Powerful Pulses (Orchestral Rhythms): Rhythmisierte Klänge
  • Animated Themes (Animated Orchestra): Komplexe Arrangements
  • User Presets

In Klammern gesetzt sehen wir die entsprechenden Bezeichnungen bei The Orchestra. Der Aufbau der Klangfarben ist da bei beiden Libraries ähnlich.

Wahrscheinlich aus Marketinggründen wurden die Themes dann noch den 8 Planeten unseres Sonnensystems gewidmet. Ich hätte es nicht gebraucht, aber es stört auch nicht. Die Themes selbst rekrutieren sich aus insgesamt 142 Instrumenten, die mit den Kategorien Sustain, Hits, Ambiance FX getagged und jeweils aufgeteilt in Hard oder Soft ausreichend beschrieben sind.

Lädt man ein Theme, dann sieht man in den Slots oben die daran beteiligten Instrumente, das können dann zwischen 1 und 5 sein. Durch Klick auf die farbigen Punkte (rot, grün) kann man das Instrument entweder muten oder solo schalten. Wer sich dann die Instrumente einzeln anhört, der wird hier und da etwas enttäuscht sein, denn allein klingen diese nicht alle überzeugend. Auch finde ich die Auswahl und die Anzahl ein wenig eng gefasst, da hätte man noch deutlich variabler sein dürfen.

Richtig Fahrt nimmt der Sound auf, wenn man dann ein Theme aufruft, selbst dann, wenn die einzelnen Instrumente solo nicht überzeugen können. Dann ist Bewegung drin und es entstehen höchst komplexe und sehr dynamische Klangverläufe. Dies wird durch die Velocity-Layer und durch Bewegen des Modulationsrads noch verstärkt. Überhaupt spielt das Mod-Rad bei Elysion eine wichtige Rolle, da damit Patterns und Sounds ein- und ausgeblendet bzw. gemorpht werden können. Es gibt ja einige Workstations, die so aufgebaut sind und deren Klang in der Combination etc. erst so richtig aufblüht.

Beachten sollte man, dass nicht immer alle Instrumente auf der kompletten Tastatur spielbar sind. Die virtuelle Tastatur zeigt blaue und grüne Bereiche, was sich im ersten Moment nicht ganz erschliesst, weil es nicht so offensichtlich mit den spielbaren Bereichen korrespondiert. Grün zeigt den Bereich an, wo das Theme am besten klingt und Blau den Bereich, wo noch etwas Hörbares herauskommt.

Best Service Elysion Test – Die Ensemble Engine

Best Service Elysion Mix Page
Best Service Elysion Mix Page

Haben wir die bis zu fünf Instrumente auf die Slots verteilt, dann können wir jedem eine Hüllkurve oder ein Arpeggio zuordnen. Dabei ist zu beachten, dass „Hits“ nur in Verbindung mit dem Arpeggiator eingesetzt werden können – was absolut sinnvoll ist.

Und damit befinden wir uns in der Ensemble Engine, die ähnlich wie die in The Orchestra arbeitet, und die das eigentliche Highlight dieses Plugins ist.

Dabei handelt es sich um ein sehr ausgeklügeltes Arpeggio-System mit bis zu 5 Spuren. Gab es bei The Orchestra nur insgesamt drei verschiedene Arpeggios für 5 Spuren, so können wir hier jetzt jeden Slot mit einem unterschiedlichen Arpeggio-Pattern belegen.

Mehr noch: Je Slot können wir noch zwischen zwei Patterns – A und B – variieren. Die Überblendung erfolgt per Modulationsrad. Dies ist sicherlich ein Plus gegenüber The Orchestra. Aber vielleicht gibt es da ja später ein Update.

Wie beim orchestralen Schwesterprodukt stehen dem User eine Vielzahl von Arpeggio-Varianten und Einstellmöglichkeiten zur Verfügung, die weit, weit über das typische Up/Down etc. hinausgehen. Hier liegt der Schlüssel für die äußerst lebendigen Arrangements:

  • Time Signature
  • Taktlänge und Rate des Stutter-Modus
  • Noten Selection; bestimmt welche(r)) Ton/Töne auf das Arpeggio reagieren soll.
  • Retrigger
  • Envelope/Stutter: Hier läuft die Hüllkurve durch oder in einem einstellbaren Stutter-Effekt
  • Steps der Hüllkurve
  • Copy/Paste

Um die Möglichkeiten auszuloten, ruft man einfach mal ein Theme ab und schaut, wie die Arpeggios in den einzelnen Slots aufgebaut sind. Natürlich kann man in jedes Arpeggio eingreifen und dies in allen Belangen bearbeiten.


Alle Klangbeispiele bestehen ausschließlich nur aus einem Theme ohne Hinzunahme externer Effekte.

Best Service Elysion Test – Die Mix Page

Auf der Mix-Page werden die 5 Slots zusammengemischt. Dafür stehen uns 5 Kanalzüge zur Verfügung, die Volume, Panorama und die Effect-Sends der Mastereffekte (s.u.) regeln. Die Seite ist wie die gesamte GUI äußerst übersichtlich aufgebaut und eigentlich selbsterklärend.

Best Service Elysion Panorama
Best Service Elysion Panorama

Best Service Elysion Test – Die Klangbearbeitung

Jeder Slot hat seine eigene Klangbearbeitung, bestehend aus

  • EQ: Ein parametrische 3-Band-EQ
  • Modulation: Chorus, Flanger, Phasor.
  • Saturation
  • Filter, HP, LP, BP mit Cutoff und Resonance

Dazu gibt es noch Mastereffekte, die auf den Gesamtklang wirken:

  • Reverb
  • Compressor
  • Delay

Hervorheben sollte man die Motion Control, mittels derer man verschiedene Effekte via Modulationsrad steuern kann. Auch dies erhöht die Lebendigkeit der Themes. Will man nicht alles über das Wheel abwickeln, so kann man auch andere Controller verwenden.

Interessante Stereo-Effekte ergeben sich, wenn man das Panorama in Abhängigkeit von der Ablaufgeschwindigkeit des Themes zwischen links und rechts variieren lässt.

Best Service Elysion Test – Die Bedienung

Die Bedienung und die Benutzeroberfläche sind vorbildlich. Manche Funktionen und Zusammenhänge mögen sich kompliziert anhören, sind es aber dank der sehr intuitiven GUI keinesfalls. In vielen Bereichen kommt man ohne Bedienungsanleitung aus, vielleicht sollte man sich das bei YouTube zur Verfügung stehende Walktrough-Video ansehen, um die Zusammenhänge noch besser zu verstehen.

Best Service Elysion Test – Einsatzmöglichkeiten

Best Service Elysion hat bei mir nicht die gleiche Wirkung erzielt wie das Orchester-Pendant. Die einfachen Sounds aus den Bereiche Shimmering Spheres sind gut, aber viele ähneln sich auch.

Wer im Besitz von digitalen Synthesizern oder Workstations ist, dem bringen Instrumente losgelöst von der Ensemble Engine wenig. jetzt nicht unbedingt Neues. Das ist bei The Orchestra anders. Die Kraft liegt hier eindeutig in den Animated Themes, die aber teilweise schon so dicht sind, dass man im Playback gar nicht mehr viel Platz für anderes hat.

Elysion kann eine Inspirationsquelle sein, eine Kompositions- und eine Arrangement-Hilfe. Es kann aber auch als eine Art Begleitautomatik im Sinne eines Yamaha Tyros o.ä. gesehen werden.

Bei The Orchestra Complete habe ich die Einsatzmöglichkeiten u.a. bei denjenigen verotet, die nicht genau wissen, wie sie Orchesterelemente sinnvoll in ein Arrangement einfügen sollen, damit sie auch authentisch klingen. Dies entfällt eigentlich bei synhetischen Sounds. Hier sehe ich den Vorteil eher darin, schnelle Ergebnisse zu erzielen.

Es ist ohne Zweifel auch ein Kompositionstool. Man sucht sich ein Theme und spielt dann ein paar Akkordfolgen und hat sofort einen Eindruck davon, wie ein Song klingen kann. Dabei wird das Ergebnis natürlich durch das Theme beeinflusst und dominiert.

Auch Filmvertoner, die mal schnell ein paar Sequenzen synthetischer Grooves oder Flächen benötigen, kommen hier schnell auf ihre Kosten. In Zeiten von immer kleiner werdenden Budgets für Scoring kein schlechter Ansatz.

Die Spheres, also in erster Linie Flächen, haben mich alleine gespielt nicht so überzeugt. Auch wenn da sehr viel Bewegung im Sound ist. Irgendwie klingt alles recht ähnlich. Wenn ich einen guten polyphonen Synthesizer in meinem Set-up habe, dann bin ich da variabler.

Die Pulse-Sounds, also etwas einfachere rhythmisierte Grooves sind sicherlich gut als Start eines Songs nutzbar. Die Pulses erzeugen einen schönen Grund-Groove, ohne jedoch weitere Klänge eines Songs zu überdecken. Dagegen sind die Animated Themes schon recht komplett. Da braucht man manchmal nur noch ein paar Drums und fertig ist das Arrangement.

Positiv erwähnen sollte man jedoch, dass man via Modulationsrad die Dichte und Koplexität der Themes deutlich beeinflussen kann. Dies erzeugt eine wirklich gute Dynamik. Best Service Elysion ersetzt aber keinesfalls einen polyphonen Synthesizer, dafür ist das Klangangebot nicht ausreichend. Auch wird dies durch eine Vielzahl von Pads dominiert.

Jetzt kann man das alles entkräften, da man ja das Arpeggio-Pattern via MIDI Export auf die DAW übertragen und dort weiter verarbeiten kann. Weiterverarbeiten heisst natürlich auch, dass man dann Sounds austauschen kann. Da wäre es doch vielleicht interessant für Best Service als After-Sales stets neue Themen anzubieten, die auf die interne oder auch auf andere Klangerzeuger zurückgreift.

Hier ein Tutorial zum MIDI Transfer bei The Orchestra. Dies funktioniert bei Elysion entsprechend:

Elysion ist jetzt kein Plugin, was man „spielt“. Meistens wird man Akkorde halten, sei es ein Pad oder aber um die Arpeggios zu steuern. Ein Solo-Synthesizer ist das hier natürlich nicht.

Best Service Elysion Test – Fazit

Best Service Elysion erzeugt bei mir nicht die gleiche Euphorie wie The Orchestra Complete. Scheinbar ist das Klanggebilde eines Orchesters überzeugender als Synthesizersounds, die jetzt so viel neue Aspekte nicht bieten. Bei The Orchestra kann man viel Vielzahl von Orchester-Instrumenten auch ohne die Engine nutzen. Man hatte als Grundlage alles, was das Orchester an Klangfarben braucht. Das sehe ich bei Elysion nicht. Die puren Sounds hauen mich jetzt nicht um. Damit ersetzt man einen guten polyphonen Synthesizer keinesfalls.

Mir fehlt insgesamt etwas die Abwechslung im Klangbild. Bei The Orchestra Complete lassen sich auch die einzelnen Orchestersounds gut nutzen, während die Stärken bei Elysion dann doch eher bei den Arppeggio-gesteuerten Themes liegen. Elysion ist eine gute Ergänzung zu The Orchestra Complete. Der Preis liegt bei 229 Euro. Attraktiver wird Best Service Elysion zum Crossgrade-Preis von 179 Euro.

Hier ein Video zu Best Service Elysion

Einen guten Eindruck über alle Sounds bekommt man im Durchlauf der Themes: