Jürgen Driessen ist für Besitzer alter analoger Synthesizer-Schätze längst kein Geheimtipp mehr. In seiner kleinen Werkstatt bringt er Maschinen wieder zum Laufen, bei denen andere längst aufgegeben haben. Wir sprachen mit ihm über die Reparatur von Synthesizern und seinen ungewöhnlichen Werdegang.

Egal, ob Forat-getunte Linn 9000, Moog Polymoog oder andere, eher häufiger anzutreffende Synthesizer und Drumcomputer – Jürgen Driessen hat schon so manche Maschine auf dem Seziertisch gehabt, auseinandergenommen und anschließend wieder zum Laufen gebracht. Schon als kleiner Junge kannte er den Unterschied zwischen Transistor und Widerstand. Auch eigene Klangerzeuger und Controller, zum Beispiel ein 808-Kick-Modul oder einen Programmer für den Waldorf Microwave, hat er schon selbst gebaut.

Doch der gelernte Kommunikationselektroniker hat einen recht aufregenden Werdegang hinter sich. Nachdem er bereits in seiner Jugend als DJ unterwegs war, produzierte Jürgen Driessen ab Anfang der 90er viele bekannte Techno- und Acid-Tracks. Er bekam goldene Schallplatten für seine Produktionen, remixte viele bekannte Künstler, arbeitete als A&R und Sound-Designer und gründete das Label Mutekki. Auf dem veröffentlichte er später auch die angesagtesten Sample-CDs für den Club-Bereich.

Diesem Genre ist Jürgen Driessen treu geblieben. Zusammen mit dem DJ und Produzenten Marc Romboy veröffentlicht er Samples und Sounds auf Systematic Sounds. Wer mehr über den Producer Jürgen Driessen erfahren möchte, startet am besten auf seiner Discogs-Seite und klickt sich dann durch die ganzen Pseudonyme und Gruppen.

Jürgen Driessen Interview – von Hobby zum Beruf

Zwar reparierte er immer wieder mal für Freunde und Bekannte nebenher das ein oder andere Gerät. Doch irgendwann machte er daraus zumindest einen Teilzeit-Beruf. Inzwischen vertrauen Szene-Größen wie Acid-Legende Robert Babicz oder Steve Baltes, den wir mit seiner riesigen Sammlung bereits vorgestellt haben, auf die Dienste von Jürgen Driessen. Ein bisschen Zeit sollte man aber schon mitbringen. Denn Jürgen sitzt nicht mit der Stoppuhr an der Werkbank. Er nimmt sich lieber die nötige Zeit, ein altes Schätzchen richtig wieder instand zu setzen.

Als Dank dafür hat er viele zufriedene Kunden und stets Spaß bei der Arbeit. Schließlich hat man auch nicht jeden Tag Gelegenheit, eine Roland TR-909 von innen zu betrachten. Und wenn sie nach der Behandlung wieder perfekt läuft, sind alle glücklich. (Im konkreten Fall sprechen wir von der 909 des Autors, die bereits nach wenigen Minuten von ihrem Fehler befreit und anschließend komplett überholt wurde.)

In unserem Interview verrät uns Jürgen Driessen, was die häufigsten Defekte bei alten Synthesizern sind, worauf man beim Kauf alter Maschinen achten sollte und was man bei den Geräten durchaus selber machen kann. Unser Tipp: Viel mehr als einen Batteriewechsel sollte man nicht selbst erledigen. Gerade, sobald es mit der Stromversorgung zu tun hat, lieber zum Profi gehen. Experten für alte Synthesizer wie Jürgen Driessen findet man zwar längst nicht an jeder Ecke. Aber wenn ein verloren geglaubter Klangerzeuger doch wieder zum Leben erweckt werden kann, lohnt sich oft auch ein weiter Weg.

Jürgen Driessen Interview – mehr erfahren

Jürgen Driessen hat eine eigene Webseite , über den man ihn kontaktieren kann. Auf seinem Instagram-Account dokumentiert er seine Arbeit regelmäßig mit Bildern und Videos.