Roland TB-303
Roland TB-303 – Patterns programmieren ist nicht schwer! Foto: Nikolai Kaeßmann

Wie programmiert man Patterns in einer Roland TB-303? Was ist das Besondere an diesem Sequenzer? Unsere Anleitung inklusive Video verrät es dir.

Acid ist untrennbar mit der Roland TB-303 verbunden. Ohne 303 kein Acid. Und irgendwie klingen viele Acid-Sequenzen aus einer echten 303 doch anders als aus einem Klon, selbst wenn der Sound noch so echt ist. Das liegt am Sequenzer, der – anders als viele Tester im Web und Zeitschriften gerne mal schreiben – eigentlich gar nicht kompliziert und sogar viel musikerfreundlicher ist als ein reiner Step-Sequenzer.

Das Besondere am Sequenzer der TB-303

Das Besondere: Beim Sequenzer der TB-303 werden die Melodie, also die Tonhöhen, und die Notenlängen getrennt voneinander eingegeben. Dabei richtet sich der Sequenzer beim Accent und Slide nach den Noten und nicht nach den einzelnen Steps. Zwar gibt es bis zu 16 Schritte, denn die kleinste Auflösung ist auch hier eine Sechszehntel. Aber anders als bei einem Step-Sequenzer, bei dem ich alles für jeden Step einzeln festlegen muss, ist hier eine Note eine Einheit, zu der neben ihrer Tonhöhe auch Länge, Accent und Slide als jeweils eigenständige Parameter gehören.

Und das ist dann auch das ganze Geheimnis, warum Slides einer echten TB-303 anders klingen als bei fast allen Klonen. Denn der Slide fängt bereits am Anfang einer Note an und hat nichts mit der Tonlänge zu tun. Bei einem typischen Step-Sequenzer dagegen wird die Notenlänge damit bestimmt, dass mehrere Steps miteinander verbunden werden. Und ein (hörbarer) Slide ist dann die Verbindung zu einem nächsten Step mit anderer Tonhöhe. Damit fängt der Slide aber erst am Ende der Note an!

Im Video zu Programmieren eines Patterns einer Roland TB-303 habe ich eine typische Sequenz erstellt, die auch beim Test der Roland TB-03 zum Einsatz kam. Hier ist alles enthalten: (ein bisschen) längere Noten, Accents und Slides. Dadurch lässt sich die Pattern-Programmierung auch sehr gut zeigen.

Bevor ich ein Pattern in eine TB-303 programmiere, versuche ich meine Melodie erst einmal so ungefähr in Notenform festzuhalten. Klar, manchmal ist es auch lustig, einfach irgendwas einzutippen und zu schauen, was dabei herauskommt. Aber meist habe ich die Melodie bereits im Kopf und spiele sie dann mit irgendeinem Sound, da reicht auch ein Klavier, in meine DAW ein und lasse mir dann das Notenbild anzeigen. So kann ich schon ziemlich genau sehen, was ich in die TB-303 eingeben muss.

Das Pattern im Video besteht aus 11 Noten, startet auf G, hat 3 Accents und 3 Slides. Es besteht aus fünf 8tel-Noten und sechs 16tel-Noten. Hier mal das ungefähre Notenbild. (Ja, ist nicht perfekt, aber ich glaube, man sieht, worum es geht!)

Ein typisches 303-Pattern in Notenschrift
So ungefähr sieht unser Pattern in Notenschrift aus.

TB-303 Pattern programmieren – so geht’s

Jetzt suche ich mir einen freien Speicherplatz oder lösche eine Sequenz, die ich nicht mehr benötige. Ja, ich weiß, es soll Menschen geben, die kaufen sich eine neue TB-303, wenn die alte voll ist, aber im Notfall kann man eine Sequenz auch auf einem Pattern Sheet, das es überall im Netz gibt, aufzeichnen.

Ist der Speicherplatz gefunden, schalte ich die TB303 in mit dem rechten „Mode“-Regler in den Pattern Write Mode. Dann drücke und halte ich die Taste des Patterns und dann links die Taste „Pattern Clear“. Damit löscht man den Speicherplatz.

TB-303 Pitch Mode

Nun werden die Noten beim Pattern programmieren der TB-303 eingegeben. Dazu drücke ich die Taste „Pitch Mode“ links von der Tastatur und spiele die Noten der Melodie ein. ein Hinweis: Wenn eure Melodie unterhalb des tiefen C anfangen soll, nehmt einfach die höheren Noten und setzt sie später eine Oktave tiefer. Ihr könntet zwar auch die Melodie immer auf C einspielen und anschließend transponieren. Aber mit der Melodie in der richtigen Tonart habt ihr hinterher immer noch die Möglichkeit, die Tonart zu wechseln.

Mit dem Taster „Function“ gelangt ihr zurück in den Ausgangsmodus und habt das Pattern quasi „zurückgespult“. So könnt ihr nun mit einem erneuten Druck auf den „Pitch Mode“-Taster und anschließendes Drücken des „Tap“-Tasters ganz rechts durch die Melodie steppen, sie kontrollieren und mit den Tasten „Transpose Down / Up“ bereits die Tonhöhen um eine Oktave nach unten oder oben verändern. Auch Accent und Slide werden im Pitch Mode zur passenden Note eingegeben. Ich schrieb ja bereits, dass der Slide eben mit der Note verknüpft ist und nicht mit ihrer Länge!

Mein Tipp: Ich gebe Accent und Slide immer erst ein nachdem ich bereits die Notenlängen festgelegt habe, da ich gerne erst einmal das Pattern „roh“ hören will. Und die TB-303 kann erst etwas spielen, wenn wir ihr gesagt haben, wie lang die Noten sein sollen.

TB-303 Time Mode

Also verlassen wir jetzt den Pitch Mode wieder und wechseln in den „Time Mode“, indem wir den entsprechenden Taster rechts drücken. Und nun hilft mir beim 303 Patterns programmieren, dass ich vorhin die Melodie in meine DAW eingespielt habe, denn nun kann ich ganz einfach bei den Notenwerten abgucken. Eine neue Note erzeugt man mit Druck auf die 16tel-Taste. Dabei nimmt sich die TB-303 den ersten Ton aus dem Speicher des Pitch Mode. Danach kann man diese Note mit der Taste rechts daneben um weitere 16tel verlängern. Die Taste daneben, die im Pitch Mode für den Accent zuständig ist, setzt eine 16tel-Pause. So füllen wir den Speicher dieses Patterns, bis die 16 Steps voll sind.

Das ist doch eigentlich extrem einfach und perfekt für Musiker. Man muss sich halt nur zumindest rudimentär mit Noten auskennen. Aber welcher Musiker spricht denn nicht wenigstens ein bisschen diese Sprache? 😉

Roland TB-303 Bedienfeld
Roland TB-303 Bedienfeld, Foto: Nikolai Kaeßmann

TB-303 Patterns programmieren – weitere Funktionen

Klar, es müssen nicht 16 Steps sein, man kann ein Pattern auch verkürzen. Dazu hält man bei einem leeren Pattern die Function-Taste gedrückt und klickt so oft auf die Taste „9“ (Step), wie man Steps haben möchte. Nur mehr als 16 gehen nicht.

Und ja, auch Triolen sind möglich. Wenn man bei einem neuen Pattern die Function-Taste hält und dann rechts die Taste „0“ (die mit den Triolen) hält, dann wird ein Pattern auf zwölf 16tel verkürzt und man kann Triolen eingeben.

Das Transponieren eines Patterns funktioniert im Play-Mode. Darin kann man keins der insgesamt 64 Patterns löschen, also sollte sich deine 303 immer in dem Modus befinden, wenn du kein Pattern programmierst. Läuft nun ein Pattern, hältst du „Pitch Mode“ gedrückt und drückst eine Taste auf dem Keyboard – voila!

Auch ist es möglich, automatisch bis zu vier Patterns hintereinander im Loop abzuspielen. Das geht jeweils pro Bank mit den Patterns 1 bis 4 und 5 bis 8. Im Play-Mode drückst und hältst du die Taste des ersten Patterns, das gespielt werden soll und anschließend die Taste des letzten Patterns. Dabei ist wichtig, dass du immer nur von links nach rechts loopen und auch die beiden Blöcke nicht mischen kannst. Du kannst also zum Beispiel die Reihenfolge 1, 2, 3 oder auch 3, 4 abspielen, aber nicht 1, 4, 3 und auch nicht 1, 5, 7.

TB-303 Patterns programmieren – Eingabe der Notenlängen in Realtime

Zum Schluss kommt noch die sagenumwobene Eingabe der Notenlängen in Echtzeit zum laufenden Metronom. Die ist deswegen so „sagenhaft“, da sie in der deutschsprachigen Bedienungsanleitung damals gar nicht erwähnt wurde. Wahrscheinlich hat der damalige Übersetzer das schlicht vergessen, denn in der englischen Anleitung ist der Modus sehr wohl beschrieben.

Zunächst einmal geben wir die Melodie wie oben beschrieben im Pitch Mode ein. wenn die Noten stimmen und wir uns weder im Pitch- noch im Time Mode befinden, drücken wir links die Taste „Run/Stop“. Erst einmal passiert nichts, denn wir haben ja noch keine Notenlängen eingegeben und die TB-303 weiß nicht, was sie spielen soll. Nun drücken wir die Taste „Pattern Clear“ (ja, trau dich!) und – plötzlich hören wir ein Metronom! Die 1 wird dabei durch einen tieferen Ton markiert. Jetzt können wir mit der Taste „Tap“ ganz rechts die Notenlängen einspielen. Mit jedem neuen Druck auf die Taste holt sich die TB-303 wieder eine neue Note aus dem Speicher. Wenn wir erst einmal losgelegt haben, hört die TB-303 nach einem Takt mit der Aufzeichnung auf und wechselt in den Abspielmodus. Wenn das Pattern nicht korrekt ist, drücken wir einfach wieder auf die „Pattern Clear“-Taste und das Spiel geht von vorne los.

Diese Anleitung zum TB-303 Patterns programmieren funktioniert neben dem Original auch noch mit den Klonen Roland TB-03 und Behringer TD-3. Die Software-Variante aus der Roland Cloud dagegen hat zwar den gleichen Sequenzer und slidet entsprechend korrekt. Allerdings gibt es hier jede Menge zusätzliche Funktionen, wodurch Dinge wie Play- und Write Mode und ein paar andere Sachen weggefallen sind.