Mallets in Motion: Native Instruments Mallet Flux
Native Instruments Mallet Flux

Native Instruments Mallet Flux ist ein neues (cinematic) Software Instrument, das in Kooperation mit SonuScore entstanden ist. Was sich auf den ersten Blick vielleicht nicht so spektakulär anhört, entpuppt sich als wirklich spannendes Instrument.

Aber was sind Mallets? Unter dem Begriff „Mallet“ fasst man perkussive tonale Musikinstrumente zusammen, wie Vibraphone, Glockenspiel, Celesta, Marimbaphone und Xylophone. Denen ist gemein, dass man diese mit einem Schlegel spielt, den man auf Klangstäbe schlägt – seien diese aus Holz oder Metall.

Höre ich da: Glockenspiel, Vibraphon? Langweilig, habe ich doch schon zigfach in meiner Workstation, oder: Orff`sches Instrumentarium ist doch was für den Unterricht in der Schule!

Stimmt schon, Mallet-Sounds sind jetzt nicht gerade neu und es gibt eigentlich keine Workstation, die solche Sounds nicht anbietet, aber was Native Instrument und SonuScore daraus gemacht haben, das lohnt einen genaueren Blick. Und langweilig ist das, was aus Native Instruments Mallet Flux musikalisch rauskommt, keineswegs.

Der Clou liegt hier nicht bei in den Sounds der genannten Instrumente, obwohl die von aller erster Güte sind, sondern auf ein ausgeklügeltes Sequenzer/Arpeggio-System, das viele Arrangement-Möglichkeiten anbietet.

Und noch eines sollte man bedenken. Mallet-Sounds kommen im Orchester, in der Filmmusik und im Pop gar nicht so selten zum Einsatz. Sie können wirklich bestimmten Passagen eines Songs den nötigen Glanz oder ein spannendes rhythmisches Korsett geben. Wie eingangs erwähnt, es handelt sich bei Mallets um perkussive Instrumente, die man auch für den rhythmischen Aufbau eines Songs verwenden kann.. Dazu kommt, dass sich sich diese Sounds in einem Frequenzbereich bewegen, der sich auch in einem dichterem Arrangement eines Songs durchaus noch durchsetzen kann.

Wie Mallet Flux klingt, kann man gut im nachfolgenden Video hören:

Native Instruments Mallet Flux Test – Der Aufbau

Mallet Flux läuft natürlich in Kontakt, jedoch ist hier schon die Version 6 erforderlich. Öffnen wir den Browser, dann sehen wir die Auswahl Mallet Flux Single und Mallet Flux. Single listet die fünf Instrumente einzeln auf, während Mallet Flux das Ensemble oder besser gesagt die Flux Engine abruft

Single Klicken wir auf Single, so stehen uns die Instrumente Vibraphone, Glockenspiel, Celesta, Marimba und Xylophon zur Verfügung. Diese können dann auf der Tastatur gespielt werde- natürlich nur in ihrem natürlichen Tonumfang. Dabei stehen je Instrument verschiedene Artikulationen zur Wahl, wie z.B. Hard long, Hard short, Soft long aber auch Reverse (rückwärts) oder Bowed (gestrichen; wie mit einer Geige gespielt).

Die beiden letzteren Artikulationen gehen dann schon deutlich über das Klangangebot der Instrumente selbst hinaus. Wie wir später lesen und in den Beispielen hören werden, bilden diese Versionen eine tolle Grundlage für Pads und auch sphärische Klangverläufe. Zwischen den Artikulationen wechselt man anhand von Keyswitches in Echtzeit.

Was mir fehlt, das ist das typische Termolo eines Vibraphons, was ja mechanisch erzeugt wird. Das mag in einem komplexen Arrangement nicht auffallen, jedoch aber, wenn man das Vibraphon solo spielen möchte.. Da bleibt mir nur übrig, dies über die Effekte des Plug-ins „künstlich“ zu erzeugen.

Gehen wir auf die FX-Seite, können wir ein Reverb und ein Delay (21 Presets vom Replika Delay) dazu schalten. Das Delay lässt sich auch zum DAW-Tempo synchronisieren.

Die Mallet Flux Engine
Jetzt kommen wir zum eigentlichen Asset der Native Instruments Mallet Flux, der Flux Engine. Hier macht sich dann auch die Kooperation mit SonuScore bemerkbar. Wer z.B. The Orchestra von SonuScore kennt, der wird sich hier gleich zu Hause fühlen.

In der Flux Eingine lassen sich bis zu 5 Instrumente mit einer Sequenzer/Arpeggio-Funktion rhythmisch kombinieren, so dass man hier äußerst dichte Klang-, Melodie- und Rhythmusarrangements erzeugen kann.

Übereinanderschichten heißt jetzt nicht einfach nur layern und 5 Klangfarben gleichzeitig spielen. Im Prinzip besteht die Engine aus 5 Slots, die man wie Spuren in einer DAW betrachten kann. Jede Spur (jeder Slot) lässt sich dabei komplett unabhängig mit einer Sequenz oder einem Arpeggio steuern, alles natürlich synchron.

Bei jedem Slot haben wir die Auswahl zwischen den 5 Instrumenten und None, was bedeutet, diesen Slot nicht zu belegen. Dabei besteht bei den Instrumenten sogar die Wahl zwischen den bereits o.a. Artikulationen. Dies bedeutet, dass ich z.B. Slot 1 mit Glockenspiel Soft Long und Slot 2 mit Glockenspiel Reverse bestücken könnte. Im Prinzip ist jede Kombination mit den 5 Instrumenten und den Variationen machbar.

Man darf sich das jetzt auch nicht so vorstellen, dass alle 5 Instrumente gleich auf das Arpeggio reagieren. Die Tonhöhen sind abhängig von den gespielten Akkorden, aber wie welches Instrument auf das Arpeggio reagiert, ist sehr flexibel einstellbar. Man könnte z.B. das Marimba, das einen etwas tieferen Klang hat, z.B. so einstellen, dass es immer nur auf den tiefsten gegriffenen Ton reagiert etc. Da sind der Fantasie beim Arrangement keine Grenzen gesetzt.

Native Instruments Mallet Flux Test – Scenes
Mallet Flux kommt nicht mit leeren Händen. Sofort stehen nämlich 270 sogenannte Scenes zur Verfügung, allesamt komplex arrangierte Pattern oder Arpeggio-Varianten oder auch Drones. Beim Spiel fallen einem sofort viele Ideen ein, wie man das gerade gespielte Pattern verwenden kann.

Die 270 beinhalten Pattern mit unterschiedlicher Metrik (8tel, 16tel). Kennt man die Taktart seines Projekts (sei es 4/4 oder eine ungerade Taktart), dann kann man die Auswahl darauf reduzieren.

Mit diesen 270 Scenes, die man natürlich bearbeiten kann, hat man direkt einen Riesenfundus an dichten Arrangements zur Verfügung, die man in seine Komposition einbauen kann. Müßig zu sagen, dass sich das Tempo automatisch mit dem Song-Tempo in der DAW synchronisiert.

Native Instruments Mallet Flux unterscheidet zwischen Sequenzen, die auch bei nur einem gespielten Ton eine Tonfolge produzieren, Arpeggios, die gemäß des gespielten Akkords Tone erzeugen oder aber Drones (lang anhaltende Klänge). Bei den Drones bietet es sich an, einen Slot mit einem solchen Sound zu belegen, um da eine Art Pad unter die rhythmischen Abläufe zu legen. Dies geht natürlich am besten mit Bowed oder Reverse-Sounds.

Auf der Mainpage werden die 5 Slots und die Belegung übersichtlich dargestellt. Dort finden wir aber noch weitergehende Bearbeitungsmöglichkeiten je Slot, wie z.B. die Oktavlage. Auf der rechten Seite eines Slots ist so eine Art Envelope aufgezeichnet. Klickt man darauf gelangt man in ein Untermenü, auf dem man Filtereinstellungen, Hüllkurven und Modulationen (eigentlichh Effekte) des jeweiligen Instruments abrufen und variieren kann.

Native Instrument Mallet Flux Test – Die Mix Page

Bei einem Arrangement von 5 Instrumenten ist es zwingend erforderlich, die Lautstärkeverhältnis zwischen den Slots bestimmen zu können. Dies erfolgt auf der Mix Page. Hier wird auch das Panorama und die Mikrofonposition (nah/weiz) bestimmt. In diesem Bereich werden auch die gewünschten Effekte bestimmt, (Hall, Delay) und wir haben einen Kompressor und einen EQ zur Verfügung. Will sagen: Die Klangbearbeitung der eigentlich nur 5 Basis-Instrumente ist umfangreich.

Native Instruments Mallet Flux Test – Velocity Lane

Jeder Sequenz in der Flux Engine sind zwei Velocity Lanes zugeordnet, die die maximale und die minimale Lautstärke eines Tones bestimmen. Die Einstellung erfolgt über eine Balkengrafik, so dass die Dynamikk auch optisch nachzuvollziehen ist. Steuern kann man das alles z.B. über das Modulationsrad. Dreht man es nach unten, dann gelten die Einstellungen der unteren Grafik, dreht man es nach oben, dann morpht die Lautstärke in Richtung obere Balkengrafik. Dies kann man natürlich auch dazu nutzen, einen Slot über das Modulationsrad langsam einzu- und einen weiteren auszublenden.

Native Instruments Mallet Flux Test – Kann ich meine Bearbeitung abspeichern?

Ja, das geht als Snapshot. Dabei unterscheidet das Plug-in zwischen „Factory“ und „User“. Natürlich kann man seiner Kreation auch einen Namen geben. Da macht es z.B. Sinn, den Namen seines Projekts zu nehmen.

Native Instruments Mallet Flux Test – MIDI Learn

Das Programm erlaubt es, MIDI Controller auf bestimmte Parameter von Mallet Flux zu routen. Dafür sorgt die integrierte MIDI Learn-Funktion.

Native Instruments Mallet Flux Test – Die Klangqualität

Wir haben es hier mit aufwändig gesampelten Instrumenten zu tun. Die Klangqualität ist wie von Native Instruments gewöhnt sehr hoch. Alle Sounds sind enorm crisp und detailreich. Auch die für den Klang der 5 Mallets so wichtige Attackphase kommt optimal rüber. Die Samples wurden dazu im Round-Robin-Verfahren angeordnet, so dass man niemals das gleiche Sample hört, wenn man einen Ton mehrfach anschlägt.

Und dann kommen ja noch die vielen Bearbeitungsmöglichkeiten hinzu, von den Effekten bis hin zu den Artikulationen, die, besonders bei Verwendung der Revers- und Bowed-Funktionen weit über das hinausgehen, was man mit den Original-Instrumenten erzeugen kann.

Native Instrument Mallet Flux Test – Das Fazit

Native Instrument Mallet Flux ist ein wirklich außergewöhnliches Plug-in, was wenigerr von der Klangqualität der Samples lebt als vielmehr von den Arrangement-Möglichkeiten in der Flux Engine. Also nur wegen der Malletklänge würde ich das Plug-in jetzt nicht empfehlen wollen. Aber die Flux Engine hat es schon in sich. Man muss dabei gar nicht nur die ganz dichten Arrangements fahren, manchmal ist „weniger mehr“. Aber die Mallet-Sequenzen können bei einem Song oder einer Filmmusik schon das „Icing on the Cake“ sein. Es istt manchmal schon sehr überraschend, welche sogar dramatisch klingenden Melodielinien man mit den Mallets erzeugen kann. Native Instrument Mallet Flux kostet Euro 199,-. Wer solche Klangfarben für seine Musik benötigt, der ist hier mit mehr als gut bedient. Zielgruppen sind sicherlich Sounddesigner aller Art und Filmmusiker, jedoch kann ich mir das Programm eigentlich in jeder Art von Musik gut vorstellen. Es ist wirklich überraschend, welches interessante Klangelement dadurch eine Produktion bereichern kann.