Ein neuer Vertreter deer volca-Serie: Korg volca modular
Korg volca modular

Die Korg volca Serie ist mit dem Korg volca modular um einen semi-modularen Synthesizer erweitert worden.
Wer die volcas kennt, der wird sich fragen, wie man das bei Korg hat lösen können, denn die Abmessungen sind ja vorgegeben und relativ klein (für ein modulares System). Man braucht ja Patchpunkte, um Signalwege und Steuerspannungen verkabeln zu können. Und da hat Korg einen eigenen Weg eingeschlagen…

Korg volca modular Test – Der Aufbau

Der Korg volca modular besteht aus 8 Modulen, die jetzt nicht wie bei einem Eurorack-System aus diskreten Einheiten aufgebaut sind, sondern nicht austauschbar in einem Gehäuse als Einheit untergebracht sind.

Wichtig anzumerken ist, dass die Bezeichnung volca modular etwas unscharf ist, denn das kleine Instrument ist semi-modular, was bedeutet, dass die Module schon „vor-verkabelt“ sind.
In der Praxis heißt das: Wir können das Instrument spielen, ohne ein einziges Kabel stecken zu müssen. Das war eine gute Entscheidung, denn nichts ist nerviger, als dass man am Anfang einem rein modularen System keinen Ton entlocken kann. Semi-modular bedeutet aber nicht zwingend, dass man damit an Flexibilität verliert – schon gar nicht bei 50 Patchpunkten wie in diesem Fall.

Da das mit den im Eurorack-System standardisierten 3,5 mm-Miniklinkenbuchsen vom Platz her gar nicht möglich gewesen wäre, hat man sich bei Korg für eine andere Variante entschieden, die (natürlich) und leider nicht mit dem Eurorack-Standard kompatibel ist – zumindest nicht ohne „Hilfsmittel“.

Als Patchkabel dienen mehr oder minder einfach ummantelte und sehr dünne Kabel mit einer Drahtspitze anstelle eines „Klinkensreckers“. Das sind Kabel, wie man sie aus dem Elektrobaukasten her kennt – entsprechend klein sind die Buchsen. Und so schnell verbiegen sich die Spitzen oder brechen gar ab. Begeistert bin ich von diesem System nicht. Zugegeben, diese Kabel kann man sich im Elektronikhandel für wenig Geld nachkaufen (wozu ich auch dringend rate), aber das Patchen ist bei diesen kleinen Kabeln und den entsprechend kleinen Buchsen auch manchmal etwa „fummelig“.

Deer Korg volca modular arbeitet mit einem eigenen Kabelsystem (links)
Links das Eurorack-Kabel, rechts der volca-Draht

Man kann sich natürlich denken, dass es auch nicht einfach ist, die Funktion der Buchsen zu erkennen, denn wirklich beschriftet sind diese nicht. Alle Eingänge sind hell umrandet, alle Ausgänge dagegen schwarz. Wenn vier „Büchs’chen“ nebeneinanderliegen, dann kann man sich schon mal „ver-patchen“. Aber vielleicht entsteht da auch etwas Gutes per accident.

Bei Korg war man wohl selbst nicht ganz glücklich mit dieser Lösung, denn man hat „nachgebessert“ und dem volca modular eine Chartkarte mitgegeben, die vergrößert Auskunft über die Patchwege gibt.
Auch diese finde ich nicht glücklich realisiert. Auf der linken Seite wird dargestellt, dass die Eingänge weiß und die Ausgänge schwarz umrandet sind. Das erkennt man sofort. Die Module selbst sind dann invertiert dargestellt (weiß auf schwazen Grund, so dass dieUntercheidung in/out nicht mehr erkennbar ist – unforced error. Oft sind solche Karten aber nicht griffbereit, wenn man sie mal braucht, und schon gar nicht, wenn man mit dem volca modular unterwegs ist. Da stellt sich dann auch die Frage: Wohin mit den Patchkabeln. Mmmh.

Die Übersichtskarte des Korg volca Modular
Die mitgelieferte Karte gibt Auskunft über die Bedieneroberfläche des Korg volca Modular

Früher oder später taucht die Frage auf, ob der Korg volca modular in irgendeiner Form mit einem Eurorack-System kompatibel ist?

Im Prinzip ja. Dazu verfügt dieser dann doch über 1 (einen) CV-Eingang mit 3,5 mm-Miniklinke (geht doch) und dem daneben liegenden Ausgang im volca-Draht-Format. Will man mehr, dann muss man sich aus einem Eurorack-Kabel und einem volca-Draht das entsprechende Adapterkabel löten. Hilfsweise geht es aber auch, wenn man die Enden der beiden Kabel einfach aneinanderhält.
So habe ich es gemacht, um zu testen, ob der Gate-Ausgang meines externen Keyboards mit dem Gate-in des volca modular verbinden lässt. Und hurra! Es geht. Zusammen mit dem CV-Eingang kann ich den Korg volca modular also doch mit einem externen Keyboard ansteuern.
Aber mal Hand aufs Herz, liebe Korg-Leute. Zwei Adapterkabel (3,5 mm/volca-Draht) beizulegen, hätten die Marge bei diesem Instrument nun nicht wirklich zerstört. So muss man als User improvisieren – unforced error.

Korg volca modular Test – Die Tonerzeugung

Hier muss man etwas weiter ausholen als das üblicherweise für ein Instrument, das ja auch einen gewissen Fun-Charakter haben soll, notwendig ist.
Korg propagiert beim volca modular die sogenannte „West Coast-Synthese“. Ein Begriff, der hier in Europa nur Insidern bekannt sein dürfte und mit Herstellern wie Buchla und Serge in Verbindung steht. Die Synthesizer aus deren Hand haben zwar teils Kultcharakter, spielen in der breiten Masse aber nur eine untergeordnete Rolle (Buchla kennen viele vielleicht nur aus der Arturia V Colllection, die den Buchla Easle 5 im Angebot hat).

Die West Coast Synthese basiert weniger darauf, aus einer obertonreichen Schwingung mit diversen Filtertypen Obertöne herauszufiltern als vielmehr mit zwei Oszillatoren zu arbeiten, wobei einer den anderen moduliert, um dadurch obertonreiche Schwingungen zu erzeugen.
Und da sind wir dann ganz schnell bei der FM-Synthese. Ein weiteres Merkmal, warum die West Coast Synthese möglicherweise eher den experimentellen Musikern vorbehalten blieb, ist die Tatsache, dass die Soundfindung manchmal fast eher zufallsbedingt als gezielt erfolgt, und schon eine kleine Reglerbewegung drastische Klangveränderungen nach sich ziehen kann.

Diese beiden Eigenschaften, Zufälligkeit und schnelle Klangänderung, mag die Korg-Entwickler dazu bewogen haben, diese Klangsynthese für ein Instrument wie dem Korg volca modular auszusuchen. Zufälligkeit und drastische Soundänderung können ja auch den Fun-Charakter verstärken.

Korg selbst verspricht in den Werbetexten, mit dem volca modular den Einstieg in die Welt der Modularsystem schaffen zu können. Dem möchte ich leicht widersprechen. Klar, man lernt damit umzugehen, wie man mit Patchkabeln Klänge formt. Aber die Begrifflichkeiten, die hier verwendet werden, kennen die wenigsten von ihren möglicherweis bereits vorhandenen Synthesizern. Gut, wer mit dem volca modular einsteigt, den wird das nicht stören. Spätestens dann, wenn er sich mal mit einem gängigen Eurorack-System auseinandersetzt, wird er merken, dass diese (meist) etwas anders aufgebaut sind. Also, die Formel: Ich kenne den volca modular und kann dann auch mit einem anderen Modularsystem klarkommen, stimmt nicht so ganz.

Korg volca modular Test – Die Module

Wie eingangs vermeldet, ist das Gerät in 8 Module aufgebaut. Der vorgepatchte Signalweg (semi-modular) ist mit einer dünnen Linie aufgzeichnet.

Source
Damit wären wir im Bereich der Tonerzeugung. Hier finden wir zwei analoge Oszillatoren, die jeweils eine Dreieckwelle hervorbringen können.
Ein Oszillator fungiert als Carrier und der zweite als Modulator (FM-Synthese). Allerdings kann man die Schwingung des Modulators auch abgreifen und als zweiten Oszillator verwenden. Als Regler stehen Ratio, Fold (Wavefolder) und Intensität der Modulation zur Wahl.

Und da sind wir schon beim Thema „Drastsiche Klangveränderung“. Hier arbeitet man weniger gezielt als vielmehr nach Gusto. Schon ein kleiner Dreh des Reglers und aus einer gemütlichen Schwingung wird ein Biest. Das sind dann aber FM-Metallic-Sound der Güte „weird“ und aggressiv.
Da ist dann nichts mehr von einem „weichen“ Synth-Sound zu hören. Aber genau das gefällt. Da man Pitch, Ratio und Fold modulieren kann, stehen eine Menge wirklicher abgefahrener Klangverläufe zur Verfügung.

Functions (aka Hüllkurven)
Ein Merkmal der West-Coast-Schule ist die Verwendung von 2-stufigen (AD oder AR) Hüllkurvengeneratoren statt des klassischen ADSR-Systems.

LPG (aka Filter und VCA)
Den Synthesizern der West-Coast Schule gemein ist, dass Filter und VCA gemeinsam geregelt werden. Der Gedanke, der dahinter steht, ist ganz einfach: Naturinstrumente haben in aller Regel die Eigenschaft bei Reduzierung der Lautstärke auch den Obertongehalt zu reduzieren. Dies lässt sich mit einem LowPass Gate natürlich gut realisieren.
Klar muss aber auch sein, dass, regelt man den Filter runter, irgendwann auch das Volume auf 0 steht.
Kann man so machen, aber wirklich durchgesetzt hat sich diese Variante nicht in den letzten Jahren, obwohl LPGs als Module bei Modularsystemen zu finden sind.

Zwei LPGs hat der volca modular, eins ist gepatcht, das andere muss gepatcht qweswn.

Split
Eine nützliche Funktion, die ein Signal auf zwei Ausgänge aufsplittet oder zwei Signale zu einem zusammenfassst.

Space
Ein Digitalhall, dessen Intensität regel- und modulierbarbar ist, und der so richtig schön trashig klingt. Das passt perfekt zum Grundsound. Dreht man die Intensität weit auf, denn versumpft der Sound so richtig schön im All…

Woggle (aka Sample & Hold)
Die Funktion, deren Name klingt als wäre es eine Erscheinung aus einem Fantasyfilm (Planet der Woggles oder so), ist eigentlich nichts anderes als ein Sample&Hold-Zufallsgenerator, der mit rosa Rauschen arbeitet. Das Modulationssignal kann in Steps oder geglättet herausgegeben werden.

Utility
Da musste ich erst mal genauer hinschauen. Auf der Bedienoberfläche ist auf den ersten Blick dieses Modul nicht zu erkennen. Zumindest findet sich da unverständlicherweise die Bezeichnung „Utility“ nicht, wohl aber auf der Chart-Card als Modul vermerkt.

Unter den LPGs bin ich dann fündig geworden. Die Schrift Cutoff ist so nahe an diesen Ein- und Ausgängen, dass man diese erst dem LPG zuordnet. So etwas schafft unnötig Verwirrung. Wie dem auch sei hiermit kann man Audio- und Steuersignale mischen, abschwächen (Attenuator) oder gar invertieren. Kann sehr hilfreich sein.

Sequencer
Das achte Modul beherbergt den Sequenzer, der u.a. von den am unteren Rand befindlichen 16 Tastern gesteuert wird. Diese dienen auch als Keyboard, um den volca spielen zu können.

Die Bedienfunktionen des Sequenzers liegen rechts oberhalb der genannte 16 Taster. Das ist alles o.k., warum aber die Steuereingänge für den Sequenzer links oben untergebracht wurden, erschließt sich mir nicht. Warum lässt man das als Einheit/Modul nicht zusammen?

Wie dem auch sei, der Sequenzer hat ein paar witzige und interessante Funktionen. So kann man die Sequenzen vorwärts und rückwärts laufen lassen als auch zufällig Sequenzen erzeugen (Bounce und stochastisch). Diese Zufallsfunktion wirkt auf Tonhöhen, Active Steps und Microtuning.

Bis zu 16 Sequenzen mitt 16 Steps kann der kleine Kerl abspeichern. Eine Chain-Funktion erlaubt sogar die Verkettung mehrerer Sequenzen mit bis zu 256 Steps.

Auf jeden Fall gehört der Sequenzer zu den HighLights des neuesten Volca-Vertreters. Einfach mal laufen lassen und schauen was passiert – Fun pur.

Korg volca modular Test – Skalen und Microtuning

14 verschiedene Skalen bietet das Gerät inkl. einer Microtuning-Funktion, mit der man jeden Ton separat stimmen kann. Dies erweitert die Möglichkeit ungewöhnlicher Ton- und Klangverläufe weiter. Auch wenn man sich mit den Skalen gar nicht oder nur wenig auskennt, ausprobieren ist hier angesagt, wie beim gesamten volca modular. Erlaubt ist, was gefällt.

Korg volca modular Test – Weitere Anschlüsse

Der volca modular arbeitet sowohl mit Batterie und einem externen Netzteil. Auf der Unterseite befindet sich ein kleiner Lautsprecher. Über Sync in und Sync out kann deer Synth mit anderen volca-Vertretern synchronisiert werden.

Als Audio-Out dient der Kopfhörerausgang, der aber dann einen recht bringen Pegel liefert.

MIDI-Anschlüsse gibt es leider nicht.

Korg volca modular Test – Der Klang

Der ganze Korg volca modular ist recht eigenwillig – vom Konzept bis hin zu Bedienung – und so klingt er auch. Und das ist sicherlich seine Stärke.

Metallische, trashige, ungewöhnliche und harte Klänge mit ungeahnten Verläufen kommen aus diesem kleinen Kasten raus. Bis zum „Krach“ ist alles möglich. Insofern kann das kleine Ding klanglich eine Bereicherung sein, besonders wenn man auf Soundexperimente steht. Kleinste Veränderungen können drastische und überraschende Klangverläufe erzeugen. Das macht ohne Zweifel Spaß.

Korg volca modular – Das Fazit

Das Konzept leidet ein wenig darunter, dass man alle volca-Modelle im gleichen Format anbieten möchte. Das ist aus Marketing-Gesichtspunkten nachzuvollziehen, zwingt die Entwickler aber zu Ideen, über die man diskutieren kann. Dies wird beim Korg volca modular mit den Lilliput-Patchkabeln und den wirklich kleinen Buchsen überdeutlich.

Damit hat man ein eigenes System geschaffen, dass so erstmal alleine dasteht. Dabei finde ich den kleinen Kerl eigentlich sehr gelungen, was Klang und Möglichkeiten angeht.

Und so könnte ich mir auch vorstellen, den volca modular als Modul für das Eurorack anzubieten, so á la Analogue Solutions Treadstone – natürlich aber dann mit 3,5 mm Buchsen. Das ist der Vorteil eines Euroracks, da kann man mit der Breite „spielen“.

Konzeptionell ist die Bedienung nicht optimal gelungen, das fängt beim Hilfsmittel „Patch-Card“ an, was die fehlenden Beschriftungen abfedern soll, bis hin zu Ungereimtheiten, wie der fehlende Schriftzug „Utility“ und auch die in zwei Bedienteile gesplittete Sequezer-Funktionen.

Genug gemeckert. Der Korg volca modular hat auch eine Menge Sonnenseiten und die liegen im Bereich Sound und Flexibilität, was immer noch das Wichtigste ist. Und da macht es sich positiv bemerkbar, dass man bei der Tonerzeugung nicht den „normalen Weg“ gegangen ist. Dazu trägt der witzige Sequenzer bei, der ja auch Zufalles-Linien erzeugen kann – einfach mal laufen lassen und hören, was passiert. Kann ja auch sehr inspirierend sein. Eine ohne Zweifel interessanter neuer Vertreter der volca-Serie.
Das alles bekommt man für Euro 199,-, da kann man nicht meckern.

www.korg.de