Yamaha Reface CS Testbericht

Die Yamaha Reface-Synthesizer sind da. Als erstes nehmen wir den Yamaha Reface CS unter die Lupe, den “analogen” Synthesizer der Reface-Serie.

Die Art der Einführung und Ankündigung der neuen Yamaha Reface Keyboards Anfang Juli hat man sich wohl ein wenig bei Apple abgeguckt: Am Anfang war das Gerücht, dann beeilten sich fast alle Musiker-Medien, weltweit gleichzeitig zu berichten, dass aufgrund einer “Panne” Informationen über die Reface-Serie durchgesickert seien (!).

Dies machte die kleinen Yamaha Reface Keyboards erst so richtig interessant. Ein Kompliment an die clevere Marketing-Abteilung in Japan (oder haben sich das die Amis ausgedacht?).

Yamaha Reface – 4 Modelle

Egal, die neue Yamaha Reface-Serie besteht aus 4 verschiedenen Keyboards, die jedes für sich eine Instrumentenklasse aus der Yamaha Historie repräsentieren:

  • DX – natürlich die legendären FM-Synthesizer mit DX-7 und allen anderen Ablegern
  • YC – Die Orgelabteilung (Electone)
  • CP – Die Piano-Fraktion
  • CS – Die Control-Synthesizer vom CS-80 bis zum CS-5

Gemeinsam ist allen vier Yamaha Reface Modellen, dass diese mit 37 Mini-Tasten (3 Oktaven) ausgerüstet sind (“böswillig” könnte man die Instrumente auch als Soundmodul mit ‘Not-Tastatur’ bezeichnen).

Klar wird aber dadurch, wo Yamaha mit den Reface-Keyboards hin will. Das sind jetzt allesamt keine Keyboards, die unbedingt für den elaborierten Studio- oder Live-Musiker gedacht sind (dafür spricht auch der Streetpreis von jeweils 399 Euro). Die Yamaha Reface-Modelle sind kleine Soundmaschinen mit hohem Spaßfaktor und vor allem transportabel.

Die kleinen Dinger passen in den Rucksack und man kann sie wunderbar mit zu Freunden nehmen, um da spontan Musik zu machen – vorbei die Zeit, in der man als Keyboarder mindestens einen Kombi als Fortbewegungsmittel brauchte. Für diesen Einsatzzweck sprechen auch die Möglichkeit, die Tastenzwerge mit Batterien betreiben zu können, und die eingebauten kleinen Lautsprecher. Endlich muss man das musikalische Feld auf Parties oder am Strand nicht komplett den Gitarristen überlassen. Aber auch als Kreativtool im Tourbus oder in der Garderobe sind die kleinen Yamaha Reface Keyboards denkbar.

Als ersten Vertreter der Yamaha Reface-Zunft haben wir uns den CS, also den “analogen” Synthesizer vorgenommen.

Entgegen der Beschreibung in so manchen Keyboards-Magazinen ist der Yamaha Reface CS nicht anschlagdynamisch spielbar, obwohl die Tastatur an sich Velocity-Daten sendet. Manche erachten dies als konsequent in Hinblick auf alte analogen Synths, ich persönlich finde es eigentlich sehr schade. Ich erinnere an eines der Vorbilder, den legendären CS-80, der nicht nur anschlagdynamisch war, sondern auch über polyphonen Aftertouch verfügte. Und nein, die interne Tonerzeugung lässt sich auch nicht von einem externen Masterkeyboard dynamisch spielen.

Klangbeispiel Yamaha Reface CS Lead-Sounds

Das Spielgefühl auf den Mini-Tasten des Yamaha Reface CS ist in Ordnung, wenn man sich daran gewöhnt hat.

Irgendwie sieht der kleine Kerl sehr schick aus, das weiße Chassis des Yamaha Reface CS passt wunderbar in eine Apple-Umgebung. Alle Bedienelemente sind mit gut lesbarer Beschriftung über der Tastatur angeordnet. Ein Display sucht man vergebens, braucht man aber auch nicht, denn jedem Parameter ist ein eigenes Bedienelement zugeordnet.

Und ja, ein fehlendes Display deutet darauf hin, dass der Yamaha Reface CS keine Speicherplätze anbietet. Das stimmt auch, allerdings kann man sich mit einer von Yamaha kostenlos angebotenen IOS-App behelfen.

Yamaha Reface App

Yamaha bietet im App-Store eine kostenlose App an, die für alle vier Reface-Modelle gilt. In Verbindung mit einem IOS-Gerät (iPhone, iPad) lassen sich die Sounds des CS speichern und abrufen. Eine genauere Beschreibung der App gibt es hier. Das hilft natürlich Besitzer eines Samsung Handys nicht weiter, für die bleibt der Yamaha Reface CS nicht speicherbar.

Allen Yamaha Reface-Modellen gleich sind die integrierten 2W-Lautspecher, die die Instrumente unabhängig von externen Verstärkern machen. Sie klingen ganz nett, allzu viel sollte man aber nicht erwarten.

Klangbeispiel Yamaha Reface CS Bass

Der Aufbau des Yamaha Reface CS

Yamaha Reface CS Bedienpanel
Das Bedienpanel des Yamaha Reface CS

Der Yamaha Reface CS ist 8stimmig polyphon und verfügt über eine Analog Physical Modeling, sprich: digitale Tonerzeugung.

Die Bedienelemente sind bewusst übersichtlich in der Zahl, jedoch ungemein effektiv. Hier muss man kein Fachmann sein, um dem kleinen Kerl gute Sounds zu entlocken. Nehmen wir z.B. den Oszillatorbereich, der mit drei (!) Parametern auskommt: Type, Texture und Mod.

Über den Type-Schieberegler wählt man die gewünschte Oszillatoreinstellung. Fünf Versionen stehen zur Wahl:

  • Mehrfach-Sägezahn mit der Möglichkeit mehrere Sägezahnwellen zu überlagern (heißt manchmal auch Super SAW)
  • Rechteckwelle mit Pulsbeitenmodulation
  • Oszillator-Sync
  • Ring-Modulation
  • Frequenzmodulation

Mit Texture ändert man je nach Wellenform bestimmte Parameter. Beim Super SAW regelt man damit einen Sub-Oszillator zu, der den Sound fetter macht, bei der Rechteckwelle ändert man darüber die Tonhöhe einer zweiten Rechteckwelle (Schwebungen). Das hört sich jetzt alles sehr technisch an, ist es aber nicht.

Klangbeispiel Yamaha Reface CS Pad: Das wird sehr breit!

Wer sich nicht damit beschäftigen will, der kann es auch lassen, und probiert einfach aus, was man alles so damit am Yamaha Reface CS anstellen kann. Nach und nach bekommt auch der Laie das Gespür dafür, was die Funktionen klanglich bewirken und welche Oszillator-Einstellung für welchen Sound gut ist.

Auch die Filtersektion (18 dB/Oct. LPF) ist schnell beschrieben, sie besteht aus den bekannten Parametern Cutoff und Resonance und arbeitet sauber und effektiv.

Ein wenig gespart hat man beim Hüllkurvengenerator des Yamaha Reface CS, da gibt es nur eine ADSR-Variante für Filter und Verstärker, wobei man den Einfluss auf die beiden Bereiche über einen Schieberegler einstellen kann.

Yamaha Reface CS: Modulation und andere Dinge

Auch die LFO-Sektion des Yamaha Reface CS kommt mit drei Parametern aus: Modulationsadresse (Pitch, Filter, Amp) und off. Intensität und Geschwindigkeit. In Ermanglung eines Modulationsrads o.ä. muss man den Depth-Regler zu diesem Zweck verwenden.

Klangbeispiel Yamaha Reface CS Sequenz mit Delay

Yamaha Reface CS Draufsicht
Dank Batterien auch prima für unterwegs: Yamaha Reface CS Synthesizer

Auf der linken Seite findet man einen Pitch-Bender, dessen Range mit +- 1 Oktave ein wenig hoch ist. Abgerundet wird das Bedienfeld durch einen Oktavschieberegler (+- zwei Oktaven)* und einem regelbaren Portamento (gilt nur im monophonen Betrieb). Ja, man kann den Yamaha Reface CS von polyphon auf monophon umschalten, was sich allerdings klanglich überhaupt nicht bemerkbar macht.

Der Yamaha Reface CS lässt sich auch mit Batterien spielen. Es wird ein Spielzeit von bis zu 5 Stunden angegeben. Das Batteriefach befindet sich im Gehäuseboden.

*Yamaha beitet ein Update an, was die Range des Pitchbenders zwischen einer Oktave und einem Halbton in Halbtonschritten variieren lässt.

Yamaha Reface CS: Der integrierte Looper

Erst dachte ich: Ein Looper, toll! Die Begeisterung schwand, als ich damit herumspielte. Mir ist nicht klar, was man damit im Yamaha Reface CS bezweckt?

Auf der Habenseite stehen:

  • eine Kapazität von 2000 Noten (oder 10 Minuten bei Tempo 120)
  • Overdub-Möglichkeit
  • Klangveränderungen machbar im Abspielmodus

Dem stehen gegenüber:

  • Speicher ist flüchtig. Schaltet man das Gerät aus, dann ist die Aufnahme futsch!
  • Nur ein Loop möglich
  • Keine Quantisierungsmöglichkeiten*

*Yamaha hat in der Zwischenzeit ein Update zur Verfügung gstellt. Damit wird eine Quantisierung möglich.

Irgendwie ist das eher ein musikalische Notizbuch denn ein Looper. Aber wer braucht ein Notizbuch, dessen Eintrag verschwindet, wenn man es zuklappt?

Die Effekte des Yamaha Reface CS

Es scheint mittlerweile üblich, Synthesizer gleich mit einer eigenen Effektsektion auszurüsten. So auch beim Yamaha Reface CS. Zur Auswahl stehen Verzerrer, Chorus/Flanger, Phaser und Delay. Der aktive Effekt ist dann in Intensität und Rate regelbar. Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind zwar limitiert, aber das ist an dieser Stelle genau richtig.

Klangbeispiel Yamaha Reface CS Sequenz mit viel Modulation

Der Yamaha Reface CS wendet sich nicht an Soundtüftler oder Studiofreaks, sondern soll schnell gute (Klang)Ergebnisse erzielen. Und genau das geht hier. Der Einsatz der Effekte “motzt” die Sounds noch einmal positiv auf, sei es der Chrous, der den Klang schön breit macht oder aber der Verzerrer, der, dosiert eingesetzt, besonders für Lead-Sounds zu empfehlen ist.

Anschlüsse des Yamaha Reface CS

Yamaha Reface CS Anschlüsse
Die Anschlüsse des Yamaha Reface CS: Ganz rechts USB, daneben die kleine DIN-Buchse für die MIDI-Kabelpeitsche

Auf der Rückseite des Yamaha Reface CS finden wir zwei Audioausgänge (Klinke), einen Kopfhörerausgang, einen Anschluss für einen Foot-Controller, ein Aux in (Miniklinke für eine iPAD, iPhone o.ä.), den Anschluss für das externe Netzteil. Dazu kommen ein USB-Anschluss für die Integration in eine DAW oder aber zur Verbindung zum Netz (Soundmondo s.o.) und ein MIDI-Anschluss, wohl aus Platzgründen als Mini-DIN-Buchse ausgeführt, die MIDI in und out gleichzeitig bedient. Dafür ist dann eine MIDI-Peitsche (Mini-DIN auf Normal-DIN in und out) notwendig, die im Lieferumfang enthalten ist. Nachteil: So ein Kabel kommt gerne mal weg und dann hat man ein Problem. Normale MIDI-Kabel hat man wahrscheinlich zu Hauf, die MIDI-Peitsche aber nur ein Mal.

Soundmondo

Im September starten soll eine neue Community-Plattform von Yamaha speziell für Yamaha-Reface-User zum kreativen Austausch. Was dahinter steckt, das müssen wir erst noch ergründen. Das System soll mit der Web MIDI-Funktionalität von Google Chrome arbeiten.

Was kann der Yamaha Reface CS nun?

Der Yamaha Reface CS klingt verdammt gut, das muss man ihm lassen. Er hat eigentlich alles drauf, von schwebenden Pads bis hin zum Bass-Synth und guten Lead-Sounds. Er klingt weich und fett und auch, wenn gewünscht, digital und schrill.

Yamaha Reface CS MIDI-Kabelpeitsche
Die mitgelieferte Kabelpeitsche des Yamaha Reface CS sollte man besser nicht verlieren!

Die eingebauten Lautsprecher sind ganz nett, so richtig entfaltet der Yamaha Reface CS sein klangliches Potential aber erst mit einer größeren Box. Die kleinen Speaker bringen naturgemäß nur wenig Bässe rüber. Die fehlende Anschlagdynamik ist ein Manko, gerne hätte ich per Anschlag nicht nur die Lautstärke sondern auch die “Texture” beeinflusst.

Gelungen ist ohne Zweifel die Auswahl der beeinflussbaren Parameter. Der Yamaha Reface CS ist mitnichten kompliziert zu bedienen, die Bedienelemente fordern geradezu zum Experimentieren auf. Und, es macht sicherlich auch dem Einsteiger Spaß, neue Klänge zu basteln, wenn, ja wenn man die Sounds denn auch speichern könnte.

Liebe Yamaha-Leute, was man beim Reface DX geschafft hat (der hat wenigstens 32 Speicherplätze), das hätte dem CS auch gut gestanden. So ruht hier die ganze Hoffnung auf die angekündigte iPhone-App (obwohl das den Besitzern eines Samsung-Smartphones nun auch nichts nutzen wird).

Der Peis von 399 Euro für den Yamaha Reface CS ist heiß, ohne Zweifel. Nur muss man sagen, dass man für rund 100 Euro mehr sich schon einen Roland JD-Xi zulegen kann, der deutlich mehr kann. Das muss man abwägen.