UVI Toy Suite
UVI Toy Suite

Heute widmen wir uns einer eher etwas ungewöhnlichen Sample Library. Hier geht es nicht um Sinfonieorchester oder HiClass Percussion. Hier reden wir von Kinderspielzeug, Spielzeug-Instrumenten und legendären 8-bit-Sounds.

Die UVI Toy Suite ist die umfangreichste Sammlung an Klängen von Spielzeuginstrumenten und Spielzeug aller Art, die ich kenne. Das Plug-in geht auch weit darüber hinaus, was z.B. Kinetic Toys von NI im Portfolio hat.
Und ganz klar, die Toy Suite selbst ist alles andere als ein Spielzeug. Da sprechen schon die nackten Zahlen für sich:
Wir reden hier von 384 Instrumenten, 1165 Presets, 34 Kits, 1499 Loops und mehr als 70.000 Samples. Kein Wunder, dass die Library dann auch 23,46 GB (FLAC verlustfreie Komprimierung, was 86,32 GB im WAV-Format entspricht.
Da wird schnell klar, dass die Samples in absolut professioneller Qualität aufgenommen und verarbeitet wurden. Und, das kann ich vorwegnehmen, die UVI Toy Suite klingt phantastisch.

UVI Toy Suite Test – Der Aufbau

Die Spielzeuge und Spielzeuginstrumente werden in drei Bereiche unterteilt, was bedeutet, dass wir es mit drei verschiedenen Engines zu tun haben

  • Akustische Spielsachen
  • Elektrische Spielsachen
  • 8-bit-Sounds

Da muss man dem*derjenigen, der/die die Instrumente recherchiert und auch ins Studio gebracht hat, ein großes Kompliment machen. Es ist wirklich eine umfassende Sammlung geworden – you name it, es ist dabei. Allein sich nur die ganzen Abbildungen bei uvi.net anzuschauen, macht einen Riesenspaß.
Doch zurück zum Aufbau. Die grafische Darstellung ist bei den ersten beiden Kategorien ähnlich. Auf der linken Seite sind die Editiermöglichkeiten aufgeführt, während auf der rechten Seite das Instrument selbst abgebildet ist.

Das ist alles sehr liebevoll gestaltet. Es hat so die Anmutung eines alten Märchenbuchs, vielleicht ein wenig zu verspielt. Aber da das keineswegs zu Lasten der Übersichtlich- und Lesbarkeit geht, verbuche ich das unter „Geschmackssache“.

Die GUI der 8-bit-Sounds erinnert an die Welt der Gameboys, Commodore 64, SID-Chips uvm. Und genau diese Klänge können wir hier erwarten. Und man darf sich nicht täuschen lassen, der 8-bit-Synth sieht ein wenig nach Spielzeug-Computer-Spiel aus, ist aber ein wirklich ausgefuchstes Instrument – vorausgesetzt man mag die Vintage-Sounds.

Für den Betrieb der Toy Suite benötigen wir die UVI Workstation, die die Funktion von KONTAKT oder anderen ähnlichen Programmen übernimmt. Im Browser der Workstation werden alle UVI-kompatiblen Plug-Ins aufgeführt. Wir clicken also auf “Toy Suite” und dann die gewünschte Kategorie.

UVI Toy Suite Test – Übersichtlichkeit

Innerhalb der UVI Workstation können wir ein virtuelles Keyboard aufrufen, was wichtige Auskunft über die spielbaren Bereiche einer Klangfarbe gibt: Blaue Tasten zeigen an, dass hier die Multisamples liegen. Weiße Tasten kennzeichnen den spielbaren Bereich, jedoch sind hier die Samples ge-stretched. Sind die Tasten grau, dann kann man in diesem Bereich nicht spielen. Und schließlich rot bezeichnet Keywitches, über die man Artikulationen anrufen kann. Die Darstellung wechselt von Instrument zu Instrument. Auch gibt es nicht für jeden Klang Keyswitches.

Insgesamt ist das nach einer kurzen Einarbeitungszeit sehr übersichtlich. Was die Keyswitches beim jeweiligen Preset bewirken, dies zeigt eine Grafik auf dem Bildschirm auch dann an, wenn man die Keyswitches “nur stumm“ drückt. Das gibt schon einen ungefähren Überblick über das, was da passiert.

Klangfarben außerhalb des Multisample-Bereichs verlieren natürlich an Authentizität, jedoch erfolgt das bei der UVI Toy Suite so übergangslos, so dass man keinerlei Sprünge bemerkt. Das ist sehr gut gelungen.

UVI Toy Suite Test- Acoustic Toys

Hier finden wir Instrumente aus den folgenden Kategorien:

  • Spielzeugklaviere und -keyboards
  • Xylophone und Metall
  • Kinderglöckchen
  • Spielzeuggitarren
  • Spieluhren
  • Kindertrommeln
  • Kinder-Percussion-Instrumente
  • Melodicas
  • Blasspielzeuge
  • Antikes Spielzeug
  • Kindergarten
  • Musikspielzeuge

Die Möglichkeiten der Klangbearbeitung sind wirklich umfangreich. Wir sehen die Bereiche Amp und Filter inklusive Hüllkurven (Auskunft über alle Parameter sind der Abbildung zu entnehmen) sowie Pitch und Tone. Sogar die Zuweisung des Modulationsrads einer angeschlossenen Tastatur ist hier möglich. Besonders wirkungsvoll ist der Color-Regler, der ein Instrument wirklich total verändern kann.

Je nach Instrument gibt es noch eine extra Mikrofon-Einstellung, die zwischen Mono Stereo und Stereo-Breite wählen lässt. Die Parameter tauchen nur bei den Instrumenten auf, bei denen man diese auch verändern kann.

Der Bereich der klanglichen Nachbearbeitung lässt eigentlich keine Wünsche offen, Trotz der Vielzahl der Parameter ist die Edit-Page ausgesprochen übersichtlich aufgebaut.

Toy Suite GUI Acoustic Cheap Set Drumkit
Toy Suite GUI Acoustic Cheap Set Drumkit

Von der Edit-Page gelangt man über Click auf FX, sprich: Die Effektseite. In der nachstehenden Abbildung haben wir alle Effektmöglichkeiten auf einen Blick. Es ist eigentlich alles da, was man zu effektvollen Nachbearbeitung benötigt. Besonders mit dem Bereich Impulse Response lassen sich die Samples massiv verändern.

oy Suite GUI Acoustic Children Guitar FX
Toy Suite GUI Acoustic Children Guitar FX

Die Umschaltung von einem Instrument (Preset) zum nächsten erfolgt über den Browser, was optisch jetzt etwas nüchterner daherkommt.

Hier ein Überblick über UVI Toy Suite Acoustic im Video:

UVi Toy Suite Test – Electric Toys

In der zweiten Kategorie “Electric Toys“ finden wir eine erschöpfende Sammlung an Instrumenten, die wir teilweise kennen oder auch nicht. Die Unterkategorien sind:

  • Kinderspielzeuge (Tasteninstrumente
  • Lernspielzeuge (größere Tasteninstrumente)
  • Drums und Effekte (Soundeffekte und Drum-Machines)
  • Mini-Sampler (Keyboads mit integriertem Mikro und Aufnahmefunktion)
  • Musikalische Spielzeuge
  • Einfache Orgeln
  • Klein-Keyboards (gemacht für Kinderfinger)
  • Wahnsinnig (skurile Instrumente
  • Sprachlernspielzeuge
  • Stylohpone

Es ist schon abenteuerlich, was es da alles an Klangfarben zu entdecken gilt. Schräg, ungewöhnlich, „wahnsinnig“, Interessant und spannend.

TOY SUITE GUI Electric Melodie
TOY SUITE GUI Electric Melodie

Die Nachbearbeitung und die Effekte sind im Prinzip mit denen der Acoustic Toys identisch. Auch hier gibt es jede Menge Effekte, Loops und Phrases, die wirklich faszinierend sind.

Hier ein Überblick über UVI Toy Suite Electric im Video:

UVI Toy Suite Loops & Phrases

Bei verschiedenen Presets finden wir nicht nur die Instrument oder Variationen, sondern auch Loops und Phrasen, so z.B. bei den Ukulelen oder den Toy Drums. Dabei ist das Ablauftempo regelbar und passt sich automatisch an das Projekttempo in der DAW an.

Manche Loops liegen sogar in unterschiedlichen Tempi (z.B. 120, 140, 180 BPM) vor. Hat man z.B. ein Projekttempo von mehr als 140, dann kann man sich die besser passenden Loops aussuchen und „verzerrt“ bei Veränderung der Geschwindigkeit das Klngbild nicht zu sehr. Da hat aber jemand bei UVI richtig mitgedacht. Teilweise gibt es die Loops auch in Dur und Moll, so dass man komplette Songs damit arrangieren könnte.

Toll sind auch die Pattern der Toy Drums, die sich teilweise wie ein großes Rock-Kit anhören., und als Basis für spannende Drum-Grooves herhalten können.
Es ist im Rahmen dieses Tests gar nicht möglich, alle Presets und Loops auch nur annähernd zu beschreiben.

Sehr hilfreich ist die Möglichkeit, die Loops und Phrases einfach in die DAW zu laden, um dort damit weiter zu arbeiten. Das funktioniert wirklich sehr schnell und praktisch per Drag & Drop. Da manche Grooves auch mit Fill-ins etc. vorliegen, kann man sich hier einen kompletten Song bauen.

UVI Toy Suite Test – 8-bit Synthesizer

UVI gibt sich mit den beiden Abteilungen „Acoustic“ und „Electric“ nicht zufrieden uns setzt mit dem 8-bit-Synthesizer dem ganzen noch die Krone auf.

Hier werden die Klangfarben von SID Station, Gameboy, Commodore 64 u.a. Computer-Gadgets vergangener Zeiten wieder lebendig. Die Sounds sind teilweise wirklich Kult und sind auch heute noch in den verschiedensten Produktionen einsetzbar.

In dieser Abteilung wechselt dann die GUi drastisch. Hier haben wir es mit einer Synthesizer-Oberfläche zu tun, die im Stil der alten Computer-Schätze aufgebaut ist.

Die verspielte Darstellung soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es sehr wohl mit einem Synthesizer und all den nötigen Funktionen zu tun haben.

Der 8-bit-Synth arbeitet mit zwei Layern: SID und Chips die beliebig mit Sounds zu füllen sind. Die Layer lassen sich einzeln schalten und auch im Stereobild anordnen.
Auf der linken Seite befinden sich die Pages, auf die man durch Click auf die Buttons gelangt:

  • Main
  • Edit
  • Modulation
  • FX
  • Arpeggiator
Toy Suite GUI Acoustic 8 Bit Synth MAIN
Toy Suite GUI Acoustic 8 Bit Synth MAIN

Das ist alles sehr übersichtlich gestaltet, man benötigt eigentlich kaum eine Bedienungsanleitung.

Auf der Mainseite füllen wir die beiden Slots (Layer) mit den gewünschten Sounds. Darunter befinden sich die Regelmöglichkeiten für Filter und Amp. Gut gelöst ist, dass man die Einstellungen für jeden Slot separat als auch für beide Slots gleichzeitig vornehmen kann. Für Filter und Amplitude haben wir separate Hüllkurven-Einstellungen, das Filter kann zwisch off, HP, BP LP variieren.

Auf der Edit-Page werden die vielfältigen Einstellungen für ein Modulationsrad festgelegt, wobei die Funktion außerordentlich variabel einstellbar sind.

Sogar an einen Step-Modulator hat man gedacht, der dem Ganzen noch eine Motion-Control ermöglicht.. Je Step sind vielfältige Einstellungen möglich.

Die FX-Seite ist mit vielen Funktionen ausgestattet, um den Presets noch eine spezielle Noten zu verpassen: EQ, ein Chorus, der sich Thorus nennt, Ensemble, Phasor Delay und Hall. Die Effekte sind allesamt von hoher Qualität-

Auch wenn die Effekte immer auf beide Layer wirken, kann man mit dieser Abteilung den Klang damit umfassend bearbeiten.

Ausgefuchst ist auch die Arpeggio-Seite, die für jeden Layer ein, nein zwei unabhängige Arpeggio-Muster erstellen lässt. Wir unterscheiden hier zwischen einem „normalen“ Arpeggiator und einem Chip-Arpeggiator, der einen Ton (Akkord) repeitiert (einstellbar). Das ergbt so die bekannten „Chip-Dudelei“. Wenn man das alles konsequent anwendet, dann erzeugttman ein Klangbild aus einem Casino in Las Vegas.

Auch im Arpeggio-Bereich kann man für jeden Layer separate Arpeggios programmieren, als auch beide Layer mit einem Arpeggiator steuern.

Auch die Einstellmöglichkeiten der Arpeggiatoren sind vielfältig (Auflösung etc.), so dass wirklich attraktive Grooves entstehen können – vorausgesetzt, man mag die 8-bit-Ästhetik. Mit der Toy Suite kann man aus den “alten” “iconic Sounds” weit mehr herausholen als die Originale imstande waren.

UVI Toy Suite Test – Speicherung

Natürlich ist es möglich, Variationen der Presets abzuspeichern. Im Multi-Bereich der UVI-Workstation geht aber noch mehr. Hier lassen sich verschiedneen Sounds layern- und zwar nicht nur aus der Toy Suite, sondern aus allen aktiven UVi-Workstation-kompatiblen Plug-ins. Man kann sehr wohl Klangfarben aus Acoustic, Elecric und dem 8-bit-Synrthesizers layern, aber auch gerne etwas aus einer anderen UVI-Soundbank dazu nehmen.

Dafür muss man sich natürlich zusätzlich mit der UVI Worksation, die übrigens kostenlos ist, beschäftigen.

UVI Toy Suite Test – Die Klangqualität

Die gesampelten Objekte der UVi Toy Suite sind Spielzeuge. Die Suite ist dagegen alles andere als ein Spielzeug, sondern ein absolut professionelles Tool mit einer überragenden Klangqualität.

Alle Instrumente und Spielzeuge klingen klar und plastisch, ich war wirklich beeindruckt. Das ist absoltu professionell. Besser kann man so eine Library kaum machen.

Aber die Toy Suite bietet dank der umfangreichen Bearbeitungsmöglichkeiten weit mehr als „nur“ die 1:1-Reproduktion der verwendeten Instrumente. Man kann den Klangcharakter eines Instruments wirklich extrem verändern. Dazu kommen dann noch die Möglichkeiten der 8-bit-Engine, die das Klangspektrum nochmals erweitern.

UVI Toy Suite Test – Fazit

Es gibt kaum eine vergleichbare Sammlung an Klängen von akustischem und elektrischem Spielzeug. Dies wird noch ergänzt um die typischen 8-bit-Chipsounds von Nintendo, Commodore und Co.

Das ist ein Riesenfundus an Klangfarben, die man bei dem breiten Angebot erst nach und nach entdecken kann. Dabei sind die Sounds der UVI Toy Suite wahrlich nicht nur für die Video- und Filmvertonung von Kinderfilmen geeignet. Die Suite bietet so viele „spielbare“ Klänge plus Loops und Pattern, die sich in jede Art von Musik einbetten lassen, von EDM bis zum Pop. Mich fasziniert die Sorgfalt mit der die Instrumente gesampelt und bearbeitet worden sind. Irgendwie sind die Klänge auch extrem inspirierend, sofort fallen dem User Dinge ein, die man damit gestalten kann

Dieses Plug-in hat Suchtpotential. Gut, die UVI Toy Suite ist mit 399 Euro nicht im unteren Preis-Segment angesiedelt. Aus meiner Sicht ist sie trotzdem jeden Cent wert.