Roland System 500 510
Roland System 500 510

Roland hat im Bereich der Modularen Synthesizer schon einige legendäre Systeme auf den Markt gebracht. Man denke an das Roland System 700, das Roland System 100 M und das Roland System 100

Im Zuge der Renaissance der Modularsynthesizer und des Eurorack-Hypes hat Roland dann vor nicht allzu langer Zeit das Roland System 500 auf den Markt gebracht, ein komplett analoges System nach dem Vorbild des System 100M. Dies besteht (bestand) aus 5 Modulen, die exakt in ein Roland-Rack passten. Den Test dazu findet man hier.

Dann war es länger etwas still, in der zweiten Jahreshälfte 2018 kamen aber 4 weitere Module dazu, die wir nachstehend beschreiben wollen:

  • Roland System 500 Modul 510
    Ein (fast) kompletter Synthesizer mit VCO, VCF und VCA
  • Roland System 500 Modul 505
    Ein Dual-VCF
  • Roland System 500 Modul 555
    LFO, S&H, Noise, Portamento und Ring Modulator
  • Roland System 500, Modul 531
    Ein 6-Kanal-Analog-Mischer

Roland System 500 – Der erste Eindruck

Alle Module machen einen hervorragend verarbeiteten Eindruck mit stabiler Frontplatte und wertigen Schiebereglern und Potis. Alle I/Os sind als Miniklinke ausgeführt. Aber nein, nicht alle, denn die Audio-Ausgänge des Mischpults 531 sind mit einer 6,3 mm-Normalklinke versehen. Finde ich gut, um von dort auf Mischpult o.ä. Peripherie zu gelangen. Müßig zu sagen, dass alle Module komplett analog ausgelegt sind.

Die Benutzeroberfläche macht einen außerordentlich übersichtlichen Eindruck, so dass man mit ein wenig Vorkenntnissen, auch ohne Studium der Bedienungsanleitung, damit zurechtkommen sollte.

Roland System 500 – Modul 510 Synth

Das Roland Modul 510 zeigt einen fast kompletten Synthesizer mit VCO, VCF und VCA in einem einzigen Modul. Dabei ist ein interner Signalweg vom Rechteck auf Filter und dann zum VCA bereits geschaltet, kann aber jederzeit unterbrochen werden (ist das jetzt schon semi-modular?). Im Prinzip braucht man noch ein Hüllkurvenmodul und es kann losgehen.

Der VCO-Bereich zeigt drei Ausgänge für Rechteck, Sägezahn und Dreieck und die Schieberegler für Pulsbreite und die Intensität der Pulsbreitenmodulation. Für letztere ist da ein Modulationseingang vorhanden. Dann folgt der Regler fürs Feintuning und der Fußlagenwahlschalter von 32`bis 2 `.

An der unteren Seite finden wir den Key-Eingang (in aller Regel für die CV-Spannung von einer Tastatur oder vom Sequenzer) und einen Modulationseingang mit Attenuator. Alles da, kein Schnickschnack. Alles übersichtlich.

Dies gilt auch für den Filterbereich, der wie bei Roland üblich als 24 dB-LowPass-Filter ausgelegt ist. Allerdings kann man einen Highpass-Filter in zwei Abstufungen dazu schalten, wobei ich in der Preisklasse einen regelbaren HP-Filter gewünscht hätte.

Der Filterbereich verfügt über zwei regelbare Audioeingänge, über Drehregler für Cutoff und Resonance (selbst-oszillierend), einen Ausgang und zwei regelbare Modulationseingänge.

Auch der VCA besitzt zwei regelbare Audioeingänge. Mit dem Initial-Regler kann man die Lautstärke bestimmen, auch wenn keine Steuerspannung anliegt. Liegt CV an, dann kann man zwischen einer linearen oder exponentiellen Wirkungsweise umschalten. Abgerundet wird der Bereich durch die beiden regelbaren Modulationseingänge.

Das Modul 510 ist klar definiert und aufgebaut. Damit hat man erst einmal fast alles, um mit dem Modulsystem loszulegen.

Der Preis liegt bei ca. 440 Euro für einen analogen monophonen Roland-Synthesizer im Eurorack-Format (Breite 20 TE).

Roland System 500 – Modul 505 Dual VCF

Das Modul 505 (Breite 16 TE) ist ein analoges Filtermodul im 24-dB-Format nach Vorbild des Filters im legendären Roland SH-5 Synthesizer. Das Filter-Modul 505 (mit integriertem VCA) verfügt über zwei Eingänge, die wahlweise auf VCF 1, VCF2 oder auf beide im Mix geroutet werden können. Zwei weitere Eingänge hätten aus meiner Sicht nicht geschadet. VCF 1 und VCF2 sehen auf den ersten Blick gleich aus. Der Eindruck täuscht, da sich VCF1 als Multimode-Filter von LP auf HP und BP umschalten lässt, während VCF2 ein reiner BP-Filter ist. Die Kombination aus dem Multimode-Filter (VCF1) und dem BP-Filter im VCF2 sorgte für diesen speziellen, ziemlich bombastischen SH-5 Synthesizersound.

Roland System 500 505
Roland System 500 505

Der Aufbau beider Filtersektionen ist außer den verfügbaren Filtermodi identisch aufgebaut: Cutoff und Resonance werden hier nicht wie beim Modul 510 mit Drehreglern sondern mit Schiebereglern eingestellt. Dazu kommen separate Ausgänge für beide Filter und insgesamt vier Modulationseingänge für Cutoff, Resonance und Level des VCA.

Der Preis liegt bei knapp 400 Euro. Dafür erhält man aber ein Vintage-Filter aus einem der Synthesizer-Legenden, dem Roland SH-5. Das alte Schätzchen liegt auf dem Gebrauchtmarkt, wenn man ihn überhaupt bekommt, bei über 3000 Euro.

Roland System 500 – Modul 531 Analog Mixer

Das Teil gefällt mir wirklich, das brauche ich für mein Rack. Ein analoger 6-Kanal-Stereo-Mixer mit regelbaren und mute-baren Kanälen. Dazu Panorama (mit Regler und Mittelrastung), was man per CV steuern kann. Damit lassen sich wirklich interessante Stereo-Geschichten erzeugen
Die Eingänge des 20 TE breiten Moduls sind natürlich in Eurorack-konformen Miniklinken gehalten, während es Ausgänge (Stereo) als 2 x Miniklinke und 2 x 6,3 mm Klinke (Line out) gibt. Der Anschluss an ein Mischpult ist somit ohne Umwege möglich. So ein Modul gehört eigentlich in jedes etwas größere Rack.

Darüber hinaus kann man noch ein Mikro oder ein externes Instrument mit Line-Level in den Mischer gerben. Dies geht dann aber auf Kosten der Kanäle 5 und 6.
Auch der Kopfhörer-Ausgang (6,3 mm Klinke) sollte Erwähnung finden.

Roland 500 531 - Der Mixer
Roland 500 531 – Der Mixer

Besonders diejenigen, die ein komplexeres Modularsystem mit mehreren Klangquellen nutzen, und das Stereo-Signal ins Mischpult oder in ein Audio-Interface geben möchten, sind hier bestens bedient.

Das Mischpult Modul 531 arbeitet dabei ausgesprochen rauscharm. Auch die Fader je Kanal sind so o.k., man wird diese ja nicht permanent wie an einem großen Audiomischer bedienen. Eine Sache stört mich aber dennoch. Der Status der Mute-Schalter ist wirklich schwer abzulesen. In der Liga, in der das Roland System 500 spielt, hätte ich da schon grün/rote Status-LEDs erwartet

Das Modul Roland 500 513 ist mit einem Preis von ca. 440 Euro nicht billig, aber aufgrund auch der 6,3mm-Line-Ausgänge unheimlich wertvoll im Rack.

Roland System 500 – Modul 555 LAG/S&H

Das Modul 555 fasst so ein wenig die Funktionen der Module der 100er Reihe 150 und 165 zusammen. Im Prinzip ist das eine 5-in-1-Modulationseinheit, die die wichtigsten Funktionen für diesen Bereich in einem Modul anbietet. Und es hat wirklich geklappt, dies alles auf einer Breite von 16 TE unterzubringen, ohne das man die Übersicht verliert.

Einfach gehalten sind die Bereiche Noise und Ringmodulator. Noise kommt mit zwei nicht regelbaren Ausgängen für White und Pink Noise aus. Auf den Inputs der Roland-Module lässt sich das ankommende Signal regeln, so das der fehlende Lautstärkeregler nicht so ins Gewicht fällt. Will man das Rauschen nur dem Audiosignal beimischen, dann wird man einen der Kanäle des Moduls 531 belegen. Auch der Ringmodulator muss mit zwei Eingängen und einem Ausgang auskommen. Schon etwas seltener bei den Modulationsmodulen findet man eine Portamento-Einheit. Hier im Modul 555 haben wir sogar zwei unabhängige Portamento-Engines. Dazu gibt es jeweils Ein- und Ausgänge für die Steuerspannung und einen Schieberegler für die Länge des Portamentos. Dazu lässt sich die Länge nicht nur per Schieberegler sondern auch mittels einer CV-Spannung modulieren.

Roland System 500 555
Roland System 500 555

Kommen wir zum LFO, der 5 Schwingungsformen mit dem jeweiligen Ausgang anbietet. Die Frequenz des LFO wird über den Schieberegler bestimmt, dessen Range über einen Schalter zwischen High, Mid und Low voreinstellbar ist. Positiv ist noch zu erwähnen, dass man für die LFO-Modulation ein Delay einstellen kann.

Abgerundet wird dies Multi-Modulationseinheit mit einer umfangreichen Sample & Hold-Sektion. Über den Wahlschalter lässt sich das Ausgangsmaterial bestimmen, das können die Schwingungsformen des LFOs sein, White Noise oder Pink Noise oder gar ein externes Signal. Darüber befindet sich die Regelung der Clock Rate, die sich auch über eine CV-Spannung bestimmen lässt, und die sogenannte Lag Time, die die Ausgangsspannung und damit im Endeffekt die entstehende Modulation etwas weicher gestaltet. Alles in allem eine gelungenen Abteilung.

Das Modul 555 vereint auf 16 TE breite eine Menge an Funktionen, die für die Grundausstattung eines Modularsystems in dieser Hinsicht mehr als ausreichen. Einziger Kritikpunkt, die zu nah aneinander liegenden Bedienelemente in der S&H-Sektion

Der Preis für die Unit liegt bei knapp 400 Euro.

Roland System 500 – Die Bedienung

Beim Test der schon länger erhältlichen Module gab es von uns die Kritik, dass die Bedienung etwas „unhandlich“ sei, da zu viele Bedieneinheiten auf zu engem Raum untergebracht sind.
Oft liegen Drehregler und Schieberegler so nah zusammen, dass man Gefahr läuft, auch Bedienelemente zu bewegen, die man gar nicht verändern möchte. Dies ist bei den neuen Modulen leider noch beim Synth-Modul 510 und mit Abstrichen beim Modul 555 der Fall
Beim Synth-Modul ist es kaum möglich, z.B. den Cutoff-Regler zu bedienen, ohne den darüber liegenden Schieberegler zu bewegen. Dies wird noch unhandlicher, wenn man dann Patchkabel gesteckt hat. Hat man z.B. im Ausgang des Filters ein Patchkabel stecken, dann wird es schon sehr schwierig, den direkt darüber liegenden Resonance-Regler überhaupt noch komfortabel bedienen zu können. Das kann natürlich den Spaß am Umgang mit dem Modul trüben.

Bei den anderen drei Modulen (außer vielleicht bei der S&H-Unit des Moduls 555) und dabei selbst am Mischermodul 531 ist das den Roland-Designern deutlich besser gelungen.

Und man muss teilweise schon etwas genauer hinsehen, will man den Status der verschiedenen Schalter erkennen. Das ist schon nicht einfach, wenn gar kein Patchkabel gesteckt ist. Hat man dann aber eine Vielzahl von Kabeln in Gebrauch, dann wird es schon etwas tricky.

Ansonsten, von der Bedienlogik her ist alles gut, da hatte ich ja eingangs schon gesagt, dass man mit den Modulen eigentlich ohne Bedienungsanleitung zurechtkommen sollte.

Roland System 500 – Der Sound

Viele verwenden das alte Roland System 100M meist als Bass-Synthesizer. Und in der Tat, auch das nur einfach Synth-Modul 510 mit nur einem VCO macht schon mächtig Betrieb. In Verbindung mit einem Sequenzer ist das schon eine Waffe. Und dann tut der SH-5 Filter noch sein übriges. Aber auch Lead-Synths sind mit dem kleinen Modul gut machbar. Nimmt man dann die Portamento-Funktion des Moduls 555 hinzu, dann kann man auch Moog-artige Leads erzeugen.

Das sind schon Argumente, die für so ein analoges Modularsystem sprechen. Gerade der Bass-Bereich kommt wahrscheinlich über die Computer-Lautsprecher gar nicht so richtig zur Geltung. Mit den geeigneten Monitoren kann die Party starten.

Roland System 500 – Die neuen Module 505, 555, 531 und 510

Die neuen Module ergänzen das bisherige nicht sehr umfangreiche Angebot an Modulen für das Roland System 500 sinnvoll. Wer bereits ein System 500 hat, der sollte sich mal die Module 555 und 531 ansehen. Die machen in jedem Racksystem eine gute Figur. Aber auch das SH-5 Filter ist eine Empfehlung. Da benötigt man dann aber das Synth-Modul nicht mehr. Das würde ich in der Prioritätenliste an letzter Stelle sehen.

Schade finde ich, dass Roland bisher kein MIDI-to-CV anbietet. Klar, man will am Original so nah wie möglich ran, aber so muss man sich eigentlich noch ein Modul eines anderen Herstellers kaufen. Es ist die Frage, ob das clever ist.

Die Qualität der Module ist absolut hochwertig, von der Verarbeitung und auch von den klanglichen Möglichkeiten. Aber Qualität hat auch seinen Preis. Das Komplettsystem mit den bisher erhältlichen Modulen liegt schon bei rund 2000 Euro. Dann kommen hier nochmals rund 400 Euro je Modul dazu. Da ist man dann schon schnell bei 3000 Euro und mehr.

Verglichen mit dem Preis, den man heute gebraucht für ein System 100 zahlen muss, ist das immer noch o.k., aber natürlich eine Menge Geld für ein monophones Modularsystem. Andere Systeme in diesem Qualitätbereich sind aber auch nicht billiger.

Das Roland System 500 hat für mich ohne Zweifel klanglich Referenzcharakter.