Der Roland JX-03 in unserem Teststudio

Nachdem wir den Roland JP-08 der Boutique-Serie bereits getestet haben, wollen wir uns nun mit dem Roland JX-03 beschäftigen, der auf dem JX-3P aus dem Jahr 1983 basiert.

Zum Roland JX-3P haben wir hier den entsprechenden Artikel aus „Synthesizer von Gestern“!

Dieser war der erste Synthesizer von Roland, bei dem im Basismodell nicht mehr jedem Parameter ein Regler zugeordnet war. Wem die Programmierung damit zu umständlich war, der konnte sich die Programmiereinheit PG-200 dazu kaufen, die man rechts auf den Synthesizer stellen konnte. Dank integrierter Magnete im Boden verrutschte der kleine Kasten auch nicht so schnell. Nun konnte man wieder, wie damals gewohnt, die Programmierung vornehmen.

Der Roland JX-03 und der PG-200

Roland PG-200, Foto: Archiv
Roland PG-200 Programmer, Foto: Archiv

Warum erzähle ich das? Die Oberfläche des Roland JX-03 Boutique ist exakt der Programmiereinheit PG-200 nachempfunden (ergänzt um ein paar Zusatzfunktionen). Ansonsten ist der Roland JX-03 im gleichen Design und in gleicher Größe gehalten wie die beiden anderen Boutique-Modelle. Der Roland JX-03 lässt sich als Modul verwenden oder aber mit der K-25m-Tastatur optional ausrüsten.

Unterhalb der Regler und Schalter befinden sich die Klangspeicher. Und wie beim JX-3P finden wir hier 32 Presets, die mit Bezeichnungen wie Str1, Str2, Org 1 etc. versehen wurden (die genaue Übersicht vermittelt ein Blick auf die entsprechende Abbildung). Das mag sich heute wunderlich anhören, aber „Preset“-Synthesizer waren damals gar nicht so selten. Blöd nur, wenn einem die Sounds partout nicht gefallen wollen.

Natürlich gibt es noch frei programmierbare Speicherplätze, deren Anzahl ist beim Roland JX-03 mit 16 (sechzehn) aber sehr dürftig ausgefallen. Zum Vergleich: Der JX-3P hatte wenigstens noch 32 Speicherplätze. Man kann die Presets als Ausgangsbasis für neue Sounds verenden, muss dann aber einen der raren 16 Plätze opfern. Ansonsten ist die Bedienung hier sehr übersichtlich. Ein Druck auf die grüne Taste aktiviert die „grünen“ Sounds, ein Druck auf die blaue Taste, die blauen“ Sounds etc.

Auf der linken Seite befinden sich die beiden Ribbon-Controller für Pitch Bending und Modulation.

Der Aufbau der Tonerzeugung des Roland JX-03 ist mit der des JX-3P weitestgehend identisch: zwei DCOs, VCF, VCA, LFO und ein ADRS-Generator, der gleichermaßen den Filter und den VCA steuert.

Deutlich erweitert um zusätzliche Wellenformen und Fußlagen wurden die beiden DCOs des Roland JX-03, was dem Synth natürlich mehr Klangmöglichkeiten verschafft. Auch der Bereich der Cross Modulation verfügt jetzt über mehr Möglichkeiten.

Roland JX-03: die Bedienung

Vielleicht ist es schon aufgefallen, dass bis jetzt keine Rede vom Display war. Dies liegt daran, dass der Roland JX-03 kein Display hat. Wozu auch? Welchen Sound der 48 Speicherplätze ich angewählt habe, sehe ich durch Blick auf die Tasten und that’s it. Ich wüsste beim besten Willen nicht, was ein Display bei dem Synth hier anzeigen sollte.

Roland JX-03 Draufsicht, Foto: Roland
Das Bedienfeld des Roland JX-03

Das Bedienfeld des Roland JX-03 ist klein, aber man kommt sehr gut damit zurecht. Die Rasterung z.B. der Fußlagenschalter und auch der Regelweg der Potis ist in Ordnung. Ich persönlich bevorzuge beim Envelope-Generator Schieberegler statt Potis, weil dies einen gewissen grafischen Überblick gibt, aber das ist Geschmackssache.

Komplizierter wird die Bedienung des Roland JX-03 Sequenzers und manch anderer Parameter der Systemeinstellungen (Transpose, Key Velocity, MIDI-Kanal etc.). Dies gelingt nur durch Blick in die Bedienungsanleitung. Insofern sollte man diese auch immer griffbereit haben.

Roland JX-03: Chorus und Delay

Der Chorus-Effekt war schon beim alten JX-3P enorm wichtig. Bei den meisten Klangfarben wird man diesen aktivieren, weil der Sound dadurch immens voll und breit wird. Dann kommt auch der Stereo-Effekt zur Geltung. Roland hat sich beim Roland JX-03 wirklich ans Original gehalten, denn der Chorus rauscht nicht wenig (s. oder besser höre das entsprechende Klangbeispiel).

Böse Zungen könnten behaupten, man habe den Chorus mit dem Rauschgenerator gekoppelt … Dies dürfte live zu vernachlässigen sein und stört im Recording-Betrieb auch nur, wenn man gerade keinen Ton spielt. Da würde ich empfehlen in der DAW ein Gate draufzulegen und gut ist. Nur eines ist klar, der Chorus kann süchtig machen. Den schaltet man gar nicht mehr aus …

Wie der JP-08 (hier unser Testbericht) verfügt auch der Roland JX-03 über einen Delay-Effekt, auf den auf der Benutzeroberfläche aber auch gar nichts hinweist. Von dessen Existenz erfährt man nur durch intensiven Blick ins Manual. Dieser lässt sich in Level, Time und Feedback regeln und je Patch abspeichern. An die Parameter gelangt man leider nur etwas umständlich.

Roland JX-03: die Anschlüsse

Die Rückseite des Roland JX-03 sieht aus wie bei den anderen Roland Boutique Synthesizer. Ein- und Ausgänge inkl. Kopfhörer sind in Stereo-Mini-Klinke ausgeführt, was in Zeiten von iPhone und iPad nun wirklich niemanden mehr stören sollte. Nur wiederhole ich hier die Kritik, die ich beim JP-08 geäußert habe. Ein Y-Kabel Mini-Stereoklinke auf zwei Mal Normalklinke sollte im Lieferumfang eigentlich inbegriffen sein. Also nicht vergessen, so ein Exemplar ggf. mitzukaufen/bestellen.

Roland JX-03 Rückseite
Roland JX-03 Anschlüsse, Foto: Roland

Last, but not least die USB-Buchse für die Verbindung mit dem Rechner (der auch die Stromversorgung übernimmt) oder aber als Anschluss an ein USB-Netzteil. Alternativ kann der Roland JX-03 auch mit Batterien betrieben werden. Ebenfalls auf der Rückseite gibt es noch einen Gesamtlautstärkeregler.

Roland JX-03: der Sound

Roland JX-03 mit Tastatur
Roland JX-03 mit Tastatur K-25m, Foto: Roland

Der Roland JX-3P hatte einen relativ eigenständigen Sound. Er war vielleicht nicht ganz so warm wie der des Jupiters oder Junos. Dies mag auch an der Stimmstabilität der DCOs liegen, so dass „Schwebesound“ nicht unbedingt zu seinen Stärken gehörte. Der JX-3P klang aber sehr direkt und konnte sich im Mix eines Stückes immer sehr gut durchsetzen. Wird man bei Pads wahscheinlich immer auf den Chorus zurückgreifen, so vermag der JX-3P ohne diesen Effekt sehr schöne metallische und auch harte Lead-Sounds erzeugen.

Im A/B-Vergleich Roland JX-03 zu JX-3P konnte man eigentlich keinen Unterschied feststellen, außer, dass der Roland JX-03 durch das Plus an Wellenformen und Modulationsmöglichkeiten noch flexibler ist. Da fällt der fehlende zweite Envelope-Generator gar nicht so ins Gewicht. Das spricht für die Boutique-Version. Ob bei Lead-Sounds oder Synth-Bässen, der Roland JX-03 drückt schon mehr als ordentlich.

Roland JX-03: der Sequenzer

Wir der Roland JP-08 verfügt auch der Roland JX-03 über einen 16-Step-Sequenzer. Die Eingabe von Töne und Tonlängen ist etwas umständlich, aber man kann sich dran gewöhnen. Insgesamt 16 Sequenzen lassen sich programmieren und zusammen mit den Presets abspeichern. Leider lasen sich die Sequenzen nicht über die Tastatur oder via MIDI transponieren.

Roland JX-03 Testfazit

Auch der zweite Vertreter der Roland Boutique-Serie überzeugt. Der Roland JX-03 hat einen etwas anderen Klangcharakter als der JP-08 und ergänzt diesen sehr gut. Wer einen Synthi sucht, der weniger durch Schwebesounds als durch durchdringende Leads und Bässe und einem klaren Gesamsound überzeugt, der wird mit dem Roland JX-03 seien Freude haben.

Weit gefehlt, wenn man diesen kleinen Synthesizer als Spielzeug abtut. „Don’t underestimate me cause of my Size“, sagte schon Meister Yoda. Und genau das trifft auch auf den Roland JX-03 und die anderen Roland Boutique-Synths zu.