Korg volca Drum
Korg volca Drum im Test

Die Korg-volca-Familie hat sich zu einem sehr erfolgreichen Musiksystem entwickelt und besteht mittlerweile aus einer Vielzahl von Modulen. Wir nehmen uns das neueste Mitglied dieser Familie vor, den Korg volca drum.

Das neueste Familienmitglied ist der Korg volca drum, eigentlich kein Drumcomputer, wie der Name vermuten lässt, sondern ein Percussion/Drum-Synthesizer. Beim Korg volca drum liegt die Betonung auf Synthesizer, denn das kleine Gerät hebt sich deutlich von den meisten Drumcomputer-Systemen ab.

So reden wir hier auch nicht von Bassdrum, Snare und Co., sondern eigentlich nur von Parts, die allesamt vollkommen frei zu programmieren sind (wenn man wollte, könnte man auch alle 6 Parts gleich einstellen). Man könnte es ach so formulieren, dass der Percussion-Synthesizer 6-stimmig polyphon ist und das multitimbral.

Das ist auch der Grund, warum man vielleicht die obligatorischen Pads vermisst, mit denen man die einzelnen Instrumente ansteuern kann. Wenn jetzt einige vermuten, dass diese volca-Variante eine analoge Tonerzeugung hat, dann liegt man falsch.

Eigentlich finden wir hier drei Tonerzeugungsvarianten: Virtuell analog, Physical Modeling und FM. Also nichts mit Samples und PCM-Klängen, wie man sie z. B. bei einem der Konkurrenten in der Preisklasse, dem UNO Drum vorfindet.

Korg volca drum Test – Die Tonerzeugung

Der Percussion-Synthesizer bietet 6 Stimmen, Parts genannt, die jeweils aus zwei Layern bestehen. Ein Layer ist vergleichbar mit einem Oszillator. Die Einstellungsmöglichkeiten sind für beide Layer identisch, wobei jeder Layer komplett eigenständig programmiert werden kann – aber nicht muss.

Will man Klangveränderungen vornehmen, so kann man zwischen Layer 1, Layer 2 und Layer 1/2 wählen. Im letzteren Fall wirken die Einstellung auf beide Layer gleichzeitig. Die Tonerzeugung besteht aus drei Elementen Sound Source, Pitch Modulator und Amp EG.

Die Sound Source ist quasi der Oszillator mit Sinus, Sägezahn und White Noise. Das Rauschsignal liegt noch mit drei verschiedenen Filtertypen vor (LP, BP und Notch), wobei man den Cutoff-Wert mit dem Pitch-Regler frei bestimmen kann.

Diesem Bereich folgen die Pitch Modulatoren mit Rise/Fall, Oscillate und Random. Rise/Fall bearbeitet die Tonhöhe des Signals. Oscillate bezeichnet den LFO, der aber hier auch – ganz wichtig – nicht nur im Low-Frequency-Bereich, sondern auch im Hörbereich arbeitet. Damit reden wir dann über FM-Synthese, die besonders für metallische, glockenartige Klangfarben verantwortlich ist.

Nach den Pitch Modulatoren finden wir den Hüllkurvenbereich, der mit drei verschiedenen Charakteristika arbeitet: linear, exponentiell und Multipeak. Als Parameter stehen Attack und Release zur Verfügung. Gerade bei kurzen perkussiven Klängen ist es wichtig, dass die Hüllkurve schnell zupackt und auch extrem kurz einstellbar ist. Hier haben die Entwickler wirklich an alles gedacht.

Den erarbeiteten Sound kann man dann nochmals mit einem Bit-Crusher (regelbar), einem Wavefolder (regelbar) und einem Verzerrer (regelbar) verfeinern. Auch lässt sich hier das Panorama justieren. Dies bedeutet, dass der volca drum in Stereo ausgelegt ist.

Korg volca drum Test – Der Waveguide Resonator

Mit der Einstellung der Layer und Parts sind die klanglichen Möglichkeiten allerdings noch nicht erschöpft. Hinter den Parts (und zwar allen Parts) folgt der Waveguide Resonator als Send-Effekt. Man kann diesen zwar nicht für jeden Part oder gar Layer separat einstellen, aber mithilfe des Send-Reglers die Effektintensität je Part regeln. Und außerdem kann man alle Parameter noch in die Automation/Motion-Bearbeitung der Drumpatterns mit einbeziehen (s. u.).

Beim Waveguide Resonator, der wie eine kurzes Delay arbeitet, sind wir im Bereich Physical-Modeling angelangt. Da stellt Korg volca drum zwei Modelle zur Wahl: Tube und String. Der Waveguide gibt dem Sound dann im wahrsten Sinne des Wortes noch den richtigen „Körper“ (body), je nachdem ob man trommelähnliche (tube) oder schnarrende Klänge erzeugen möchte. Regelbar sind Decay, Body und Tune.

Korg volca drum Test – Der Sequenzer

Wir haben gehört, dass der Drum-Synthesizer nicht mit den gängigen Begriffen eines Drumsets arbeitet. Und so kann man den Rhtyhmus-Bereich auch eher als 6-Spur-Sequenzer begreifen, dem jeweils ein Part zugeordnet ist. Die Sequenz verfügt in der Regel über 16 Steps, die entweder in „Realtime“ oder Step-by-Step programmiert werden können. Aber wir können auch die Anzahl der Steps reduzieren und zwar für jede Spur separat, was dann zu polyrhythmsichen Strukturen führt.

Man kann aber auch längere Sequenzen bilden, indem man Patterns aneinanderreiht. Da man aber mit einem Pattern/Loop auch das dazugehörige Drumkit mitlädt, ändert sich von Pattern zu Pattern der Sound. Auch ist es nicht möglich, die Patterns in eine gewünschte Reihenfolge zu bringen, also Pattern 3, dann1, dann 2 und dann wieder 3.

Der eigentliche Knaller ist die Parameter Automation. Eine Funktion, die man dem Gerät auf dem ersten Blick gar nicht ansieht. Aber die macht aus einem „einfachen“ Patternsequenzer ein lebendiges Percussioninstrument. Alle Reglerbewegungen (außer ein paar Global-Funktion), also auch die Parameter des Waveguides, können entweder live oder per Step aufgezeichnet werden. Und aufgezeichnet meint aufgezeichnet. Die Variation ist dann Bestandteil des Patterns. So kann man aus jedem Part mit jeden Step ein anderes Instrument machen. Mittels einer Mute-Funtkion kann man aber auch ein Pattern ohne die Variation ablaufen lassen, was besonders im Live-Betrieb für Abwechslung sorgt. Und das gilt für alle der 6 Parts.

Nimmt man noch Funktionen wie Accent, Slice u. a. hinzu, dann kann man wirklich erahnen, wie lebendig die Patterns sein können. Hat man gar keine Idee für neue Loops, so kann man auch noch eine Random-Funktion hinzuhalten, die Sounds als auch Patterns zufällig verändert. Das bringt auf jeden Fall eine Menge Spaß. So viel Flexibilität hätte ich gar nicht vermutet.

Korg volca drum Test – Der Klang

Wie bereits mehrfach erwähnt, hier geht es nicht um die Nachbbildung eines akustsichen Drumsets. Hier geht es um abgedrehte und innovative Percussionklänge, die durchaus im Zusammenspiel mit einer PCM-Maschine arbeiten können. Aufgrund der Tonerzeugung sind nicht nur perkussive, sondern auch tonale Klangfarben möglich. Über die integrierten Mini-Lautsprecher kann man den Klang nur erahnen.

Schließt man das Gerät an die Studiomonitore an, dann kommt schon ein mächtiger Bass heraus, ohne jedoch zu dröhnen. Das habe ichwirklich nicht erwartet. Auch im Höhenbereich klingt der Drum-Synthesizer brillant und akzentuiert. Da gibt es nichts dran auszusetzen.

Korg volca drum Test – Die Bedienung

Das kleine Display des Korg volca drum
Das recht kleine Display des Korg volca drum

Bedient wird der kleine Drumsynthesizer über ein paar Regler und ein kleines Display. Die zur Verfügung stehenden Menüseiten muss man mit einem Knopf durchscrollen. Das mag vielleicht umständlich wirken, ist aber natürlich auch der kompakten Bauweise des volca drum geschuldet. Das Display ist jetzt nicht gerade groß, arbeitet aber wunderbar. Nur für Sehbehinderte ist das wohl alles zu kleinteilig.

Die ganze Beschreibung der Tonerzeugung klingt vielleicht etwas kompliziert, ist es aber in der Bedienung nicht wirklich. Wer sich mit dem ganzen Synthesekram nicht auseinandersetzen möchte, der nähert sich dem Gerät einfach mit Trail und Error und wird auch zum Ziel kommen. Volcas sind ja auch in großem Maße Fun-Machines. Man sollte das alles mal gehört haben, aber es geht wahrscheinlich auch ohne wissen über FM und Konsorten.

Korg volca drum Test – Programmierung und Speicher

Hat man sich über die 6 Parts ein Drumset zusammengestellt, dann kann man das zusammen mit den Effekten des Waveguide Resonators als Kit abspeichern. Dafür stehen dann 16 Speicherplätze zur Verfügung. „Nur“, muss man sagen, denn das kleine Gerät gibt klanglich eigentlich mehr, her als man das in 16 Presets unterbringen kann.
Das „nur“ geht weiter bei den Patterns, denn auch hier sind es nur 16 Speicherplätze.

Korg volca drum Test – Anschlüsse

Der kleine Kerl bietet MIDI in, Sync in/Sync out (Miniklinke) und einen Stereo-Miniklinken-Ausgang. Jetzt könnte man natürlich auch noch auf die Idee kommen, Einzelausgänge zu fordern. Da muss ich aber auf den Preis verweisen. Man kann nicht alls haben. Gut ist aber , dass der volca drum stereo ausgelegt ist.

Dann folgt noch der Anschluss für ein externes Netzteil, das leider nicht zum Lieferumfang gehört. Hat man das Gerät ohne externes Netzteil gestellt, dann muss man erst mal mit den mitgelieferten Batterien arbeiten (6 Stück).

Korg volca drum Test – Fazit

Wer einen Drumcomputer auf der Wunschliste hat, der eine Vielzahl von Patterns aller Stilrichtungen anbietet, der komplette herkömmliche Drumsounds in Sample-Qualität zur Verfügung stellt, der muss sich nach einem anderen Gerät umschauen.

Wer aber auf der Suche ist nach einem klanglich verdammt flexiblen Drum-Synth mit vielen abgefahrenen und auch überraschenden Klangfarben, der dazu auch noch außerordentlich lebendige Patterns abliefert, der findet im Korg volca drum das richtige Gerät. Ein Drumcomputer mit PCM-Sounds und der volca drum schließen sich nicht aus, eigentlich müsste man beides haben.

Einzig stört mich an den Korg volca drums nur eines: 16 Speicherplätze für Kits sind entschieden zu wenig. Das kleine Ding kann viel mehr, als dass man das in 16 Presets abbilden kann. Irgendwie mach das Lust auf ein etwas größeres Gerät, vielleicht nicht im volca-Formet und dann mit Einzelausgängen?

Für den momentanen Streetpreis von 179 Euro ist der kleine Kerl eine absolute Empfehlung. Macht Spaß.