IK Multimedia UNO im Teststudio
IK Multimedia UNO im Teststudio

Die Ankündigung des IK Multimedia UNO Synthesizers ließ aufhorchen. Und das nicht aufgrund neuartiger Syntheseformen, sondern das lag allein am Preis von rund 230 Euro. Das ist schon eine Ansage für einen analogen Synthesizer. Und das macht den IK Multimedia UNO zu einem wirklichen Einsteigersynthesizer.

Wo man bei IK Multimedia mit dem UNO hinzielt, das wird schon auf dem ersten Blick auf den Karton vermittelt: „Easy programmable“ steht da geschrieben.

Ganz klar, der IK Multimedia ist ein Einsteiger-Synthesizer, was aber nicht bedeuten muss, dass der UNO mit einer eingeschränkten Funktionalität oder gar Qualität daherkommen muss. Eigentlich im Gegenteil, der UNO ist vollgepackt mit Möglichkeiten und Funktionen.

Die Key Features lesen sich auf jeden Fall vielversprechend:

  • Analoger, monophoner Synthesizer
  • 2 VCOs
  • Programmierbar (!) mit 100 Speicherplätzen (80 frei, 20 Presets)
  • Arpeggiator
  • Sequenzer
  • Folientastatur
  • Effekte
  • MIDI/USB
  • PREIS

Und wenn man das hinkriegt, alles auf einer übersichtlichen GUI anzuordnen, dann hat man eine Menge an Gedanken investiert.

Update 2 (30.8.2018)

Der von IK Multimedia angekündigte Editor für Mac, PC und IOS-Geräte ist nun kostenlos erhältlich. Damit hat man nun Zugriff auf ALLE Parameter. weitere Infos und ein Teaser-Video findet man hier.

IK Multimedia UNO Test – Der erste Eindruck

Hat man den IK Multimedia UNO ausgepackt, dann hält man einen kleinen und leichten Desktop-Synthesizer in den Händen. Das Chassis ist komplett aus Kunststoff gefertigt, was aber jetzt keinen billigen Eindruck hinterlässt. Das ist sicherlich dem Preis geschuldet. Die Benutzeroberfläche ist in einem dunklen „Grau“ gehalten, wobei ich mir schon gewünscht hätte, die Beschriftung der Bedienelemente etwas klarer zu gestalten. Optimal lesbar ist das nicht.

Schön ist, dass man den kleinen Kerl autark über die integrierte Folien-Tastatur spielen kann. Allerdings verfügt der UNO nicht über Lautsprecher, sodass man stets einen Verstärker oder eine Aktivbox (am besten direkt mit Miniklinken-Eingang) anschließen muss.

Wer sich schon mal mit Synthesizern beschäftigt hat, der kommt auch ohne Bedienungsanleitung zurecht. Der mitgelieferte Quick Start Guide, ein überdimensionales Faltblatt mit 4-Punkt-Schrift, animiert nun nicht gerade zum Lesen.

Gut, dass man das Manual dann bei IK Multimedia downloaden kann – allerdings nur in Englisch.

IK Multimedia UNO Test – Easy Programmable

Wer so einen Claim setzt, der weckt Erwartungen: Einfache Bedienbarkeit, mmmh, mal sehen …

Das Panel ist in drei Bereiche aufgeteilt: Links die Bedienelemente des Synths an sich, rechts die Global-Parameter und unten drunter die zweioktavige (!) Tastatur. Und in der Tat hat man es bei IK Multimedia geschafft, alle Klangparameter in eine 4 x 4 Matrix mit 4 Tastern und 4 Reglern unterzubringen.

Dabei aktiviert man mit den Tastern die folgenden vier Sektionen

  • OSC
  • Filter
  • Env
  • LFO

Eine LED neben den Tastern zeigt an, was gerade aktiv ist.

Alles da, was man braucht! Den VCA regelt man mit der Hüllkurve. Dabei hat man nur in der ersten Zeile (Osc) eine Doppelbelegung in den Funktionen.

Mit dem dazugehörigen Reglern Wave 1 und Wave 2 stellt man die Wellenformen von OSC1 und OSC 2 ein. Dabei geht es mit Waveshaping vom Dreieck über Sägezahn zum Rechteck mit unterschiedlicher Pulsbreite. Die Doppelbelegung der Regler zeigt in zweiter Reihe die Lautstärke von OSC 1 und OSC 2 sowie des integrierten Rauschgenerators.

Die nächste Zeile kontrolliert den Filter mit MODE, RES, DRIVE und ENV AMOUNT. Hier gerate ich etwas ins Stocken, denn mit MODE wechsle ich vom Lowpass zum HiPass, RESONANCE ist klar und ENV AMOUNT auch.

Aber wo ist bitteschön der CUTOFF-Regler? Keine Angst, es gibt ihn! Aber warum hat man ihn in die Global-Sektion verfrachtet? Diesen würde man eigentlich im Filterbereich vermuten, und da gehört er eigentlich auch hin. Andererseits, man kann den Cutoff-Regler direkt bedienen, ohne erst eine Matrix-Reihe anzuwählen – hat auch Vorteile.

Den DRIVE-Regler, den man in der Filtersektion findet, den hätte ich im Bereich der Effekte angesiedelt.

Die nächste Zeile beinhaltet die Hüllkurvengeneratoren für Filter und VCA. Dabei hat man hier nur direkten Zugang zu Attack und Decay beim Filter sowie Attack und Release beim VCA. Das bedeutet, dass man bei beiden Hüllkurven nicht alle vier gängigen Segmente (ADSR) auf der Oberfläche erreichen kann, sondern nur über MIDI (Editor-Software)

Kann ich mit leben, da man sich scheinbar vorgenommen hatte, streng bei der 4×4-Matrix zu bleiben, was ich nachvollziehen kann.

Vielleicht hätte man hier wie bei der OSC-Reihe mit einer Doppelbelegung der Regler arbeiten können: Erste Ebene ADSR VCA, zweite Ebene ADSR Filter. Wäre m. E. nicht teurer geworden und hätte auch das 4×4-Bedienprinzip nicht torpediert.

LFO

Die vierte Reihe adressiert den LFO, der 7 Wellenformen zur Wahl stellt: Sinus, Dreieck, Sägezahn aufwärts, Sägezahn abwärts, Rechteck, Sample & Hold und Random. Regelbar sind Geschwindigkeit und Modulationsintensität auf Filter oder VCO. Hierbei hat man wieder die Wahl getroffen, welche Funktionen man direkt oder via MIDI (Editor) beeinflussen möchte. Natürlich sind über letzteren auch z.B. Pulsbreitenmodulationen möglich.

Sequenzer und Arpeggiator

Ja, auch das bietet der IK Multimedia UNO. Zusammen mit der Folientastatur ist das schon ein kleines System mit allem, was man als angehender Synth-Liebhaber benötigt.

Und der Arpeggiator ist keineswegs profan, da kann man munter in alle Richtungen arpeggieren. Will sagen, die Auswahl an Pattern ist groß.

Der Sequenzer bietet 16Steps, die man im Step- oder Echtzeitrecording programmieren kann, wobei „Echtzeit“ bei 16 Steps relativ ist.

Toll finde ich, dass man je Speicherplatz eine Sequenz mit ablegen kann

Effekte

Der IK Multimedia UNO verfügt über ein paar Effekte, die nicht alle in einer Sektion untergebracht, sondern ein wenig unlogisch verteilt sind:

Unter der 4×4-Matrix finden wir:

VIB: Oszillator-Modulation
WAH: Filter modulation
TREM: Amplituden-Modulation
DIVE: Hier wirkt Decay der Filterhüllkurve auf die Tonhöhe, die zwei Halbtöne nach unten geht
SCOOP: Hier geht es dann um zwei Halbtöne nach oben.

Den Effekt aktiviert man, indem man ganz einfach VIB oder WAH etc. drückt. Die Progammierung läuft wieder über MIDI.
Im Globalbereich finden wir ein einfaches Digital-Delay, während DRIVE in der Filterzeile zu finden ist.

IK Multimedia UNO Test – die Tastatur

Wie gesagt, eine Folientastatur, die ihren Dienst tut. Zum Programmieren von Sounds und Sequenzen und Anspielen der Sounds reicht die allemal aus. Positiv ist, dass der Umfang der Tastatur 27 „Tasten“ beträgt.

Etwas „Overdone“ empfinde ich, dass der UNO diverse Stimmungen (Scales) anbietet. Mag sein, dass dies wichtig ist, wenn man das kleine Teil in alle Welt verkaufen möchte.

Hier eine Übersicht:

  • CHR: Chromatic
  • MAJ: Major
  • MIN: Minor
  • 1: Major Pentatonic
  • 2: Major Blues
  • 3: Minor Pentatonic
  • 4: Minor Blues
  • 5: Minor Harmonic
  • 6: Mixolydian
  • 7: Dorian
  • 8: Klezmer
  • 9: Hungarian Gypsy
  • 10: Spanish Gypsy
  • 11: Japanese
  • 12: South-East Asian

IK Multimedia UNO Test – die Bedienung

IK Multimedia hat sich die einfache Programmierbarkeit auf die Fahnen geschrieben. Und ich muss konstatieren, dass dies wirklich gelungen ist. Genial ist die 4×4-Matrix, die man schnell versteht und bedienen kann. Ich bin sicher, dass auch ein Neuling am Synth relativ schnell damit klarkommen wird.

Aber dafür musste man ein paar Kompromisse eingehen. So sind manche Funktionen nur über MIDI erreichbar und nicht am Gerät selbst einstellbar. Klar, man hätte diese auch auf die erste Ebene legen können, aber Doppelbelegungen und/oder mehr Bedienelemente wären wieder zu Lasten der Übersichtlichkeit gegangen.

Man muss es hier im Bericht sagen, aber als Minuspunkt möchte ich das nicht definieren. Der IK Multimedia UNO ist nicht für Pros oder Eurorack-Puristen gedacht. Das muss man sich vor Augen halten. Und dann muss man wieder den Preis von knapp 230 Euro in Betracht ziehen.

Was ich ein wenig schade finde, das ist die Farbgebung. Die Schrift der Bedienelemente ist nicht optimal lesbar. Schade, hätte man vermeiden können.

IK Multimedia UNO Test – 100 Presets

Erst einmal Kompliment an IK Multimedia, dass man den UNO mit 100 Speicherplätzen ausgestattet hat. Das ist keine Selbstverständlichkeit bei den analogen Synths. Die Anwahl der Presets ist etwas umständlich, da man diese nicht direkt erreichen kann. Man muss halt mit den Up/Down-Tasten bis zur gewünschten Nummer vordringen. Dazu dient auch die 7-Segment-Anzeige, ein etwas archaisches Teil, was Zahlen gut darstellen kann, bei Buchstaben wird es schon schwieriger. Hier hätte ich mir doch etwas moderneres gewünscht.

Das bedeutet aber auch, dass die Presets keine Namen haben, man muss schon genau wissen, wo welche Klangfarbe liegt.

IK Multimedia hat aber mitgedacht und etwas System in die 100 Sounds gebracht. Alle Presets mit der Endziffer 1 sind Sägezahn-Bässe, sprich 11, 21,31 etc.

Gegenprobe 10, 20, 30 wären Sound Effekte. Wenn möglich, dann sollte man dieses System beibehalten.

  • 1- Saw Basses
  • 2- Square Basses
  • 3- Mixed Basses
  • 4- Leads 1
  • 5- Leads 2
  • 6- Pads
  • 7- Sweeps
  • 8- Drones
  • 9- Plucks
  • 0- Sound Effects

Der Sound des IK Multimedia UNO

Die wichtigste Frage: Was kann er, wie klingt er?

Erstaunlich, was aus dem kleinen Kerl herauskommt. Ich war wirklich positiv überrascht. Egal ob Leads oder Bässe, alles kommt mit gehörigem Druck daher. Der UNO ist natürlich kein experimenteller Synth, aber selbst im Bereich der Soundeffekte macht er einen guten Eindruck.

Schön ist, wie man die beiden Oszillatoren gegeneinander verstimmen kann, das erzeugt diesen breiten Sound, den manche Hersteller versuchen mit einem Chorus hinzubekommen.

Er ist analog und er klingt auch so. Kompliment an IK Multimedia.

In unserer SoundCloud-Playlist findest du acht Klangbeispiele, die ich mit dem IK Multimedia UNO aufgenommen habe.

IK Multimedia UNO Test – die Anschlüsse

Die Rückseite wirkt ein wenig wie ein Besuch im Lilliput-Land – alles nur Miniklinke, auch die MIDI-Anschlüsse. Aber ich glaube, die Handygeneration geht mit Miniklinke ganz selbstverständlich um.

Also, wir finden hier ein Audio in und out, wobei letzterer auch für den Kopfhörerbetrieb geeignet ist, und einen Kopfhörer mit Miniklinkenstecker hat wohl jeder, der ein Smartphone besitzt), dann MIDI in/out, wobei zwei Adapterkabel von Miniklinke auf DIN-Stecker im Lieferumfang inbegriffen sind. Aber Vorsicht! Gut darauf Acht geben, normalerweise hat man davon kein zweites Kabel im Repertoire.

Last but not least, ein Mini-USB-Stecker. Bei Anschluss über USB an den Computer wird der Uno als Standard USB Device erkannt, d. h. man benötigt keinerlei Treiber.

Die Stromversorgung erfolgt über Batterie oder USB. Verwendet man ein USB-Netzteil (zur Verringerung von Nebengeräuschen), dann ist der Anschluss an den Rechner verbaut.

IK Multimedia UNO Test – Fazit

IK Multimedia bringt mit dem UNO einen wirklich gut klingenden kleinen, analogen Synthesizer auf den Markt, den sich jedermann leisten kann. Ein Preis von rund 230 Euro ist wirklich sehr User-freundlich. Trotzdem hat man bei IK Multimedia nicht an Ausstattung gespart – ganz im Gegenteil. Man hat in das kleine Gehäuse fast alles an Funktionalität gepackt, die man heute von einem Synthesizer erwartet, inklusive Speicher, Sequenzer und Arpeggiator. Natürlich muss man da ein paar Kompromisse (Display, nicht alle Funktionen direkt im Zugriff, Plastikgehäuse) eingehen,

Der IK Multimedia Synthesizer ist jetzt kein Profiteil, was man häufiger im Studio sehen wird. Das ist von IK Multimedia auch nicht so vorgesehen, dafür sprechen auch die Lilliput-Anschlüsse. Aber grundsätzlich ist alles da, was braucht, inklusive guter Sounds.

Der IK Multimedia UNO ist wirklich ein geiler Einsteiger-Synth, der sich zudem noch wirklich gut und intuitiv bedienen lässt. Kompliment. Er ist nix für die Eurorackfraktion oder diejenigen, die trefflich über den Unterschied zwischen Schwingung und Wellenform diskutieren können. Aber wer sich mit Synthesizern beschäftigen möchte, ohne erst einmal viel Geld zu investieren, der ist hier richtig.

Der UNO ist ein wunderbarer Desktop-Synth für die Handy-Generation. An die großen Synths kann man sich später wagen.

Mittlerweile gibt es eine Reihe von Tutorials zum IK Multimedia UNO:

Der Überblick

Der Sequencer:

Die Oszillator-Sektion

Die Filtersektion

Der Arpeggiator

Hier noch ein Demovideo zum IK Multimedia UNO