Mit Eduardo Tarilonte einmal um die ganze Welt. Dieser hat für Best Service eine Reihe von Sample-Libraries aus dem Ethno-Bereich produziert. Nach Celtic ERA wollen wir uns die Sample-Library Ancient ERA Persia etwas genauer ansehen. Ancient ERA Persia bietet ungewöhnliche Klangfarben historischer und fast schon vergessener Instrumente aus dem mittleren Osten bzw. Persien, dem heutigen Iran.

Die Sample-Library umfasst dabei nicht weniger als 28 (!) spielbare Instrumente plus Loops, Phrasen und Pads oder Soundscapes, wie es hier heißt. Und nein, diese Library ist nicht nur für diejenigen Sound-Designer, die gerade für ARTE ein Persien-Doku vertonen müssen.

Die Klangfarben von Ancient ERA Persia sind von so hoher Qualität, dass man diese in vielfältiger Hinsicht in seine Musik einbauen kann, denn wir alle sind doch ständig auf der Suche nach neuen Sounds für unsere Musik.

Ancient ERA Persia Test – der Aufbau

Ancient ERA Persia benötigt die Best Service ENIGINE, die im Package inbegriffen ist und die man erst laden muss, falls noch nicht vorhanden (arbeitet im Prinzip wie der KONTAKT Player). Die Library stellt insgesamt 28 Instrumente aus den Bereichen: Percussion, Wind, Strings gestrichen und Strings plucked zur Verfügung.

Die Liste liest sich schon wie ein musikwissenschaftlicher Exkurs:

Percussion

  • Bendhir
  • Daf
  • Darbuka
  • Davul
  • Dayre
  • Riq
  • Riq plastic
  • Tombak

Wind:

  • Turkish Mey High
  • Turkish Mey Low
  • Turkish Clarinet
  • Kaval
  • Turkish Ney
  • Persian Ney
  • Zourna
  • Duduk

Strings bowed:

  • Turkish Violin
  • Lyra 1
  • Lyra 2

Strings plucked:

  • Kopuz
  • Dutar
  • Santur
  • Oud
  • Baglama Big
  • Baglama Small
  • Tambur
  • Rabab
  • Tar

Die Anwahl der Sounds erfolgt über die Engine-Directory. Dabei klickt man verschiedene Auswahlmenüs an: Erst hat man die Wahl zwischen Instrument, Loops, Phrases und Soundscapes. Während man bei den Soundscapes direkt in die Liste der verfügbaren Pads kommt, sind bei den anderen Bereichen noch ein paar Klicks mehr notwendig. Klingt kompliziert, ist es aber eigentlich nicht. Es sei noch gesagt, dass das Umschalten zwischen den Sounds einen kurzen Moment dauert, aber die Library ist ja wohl in erster Linie nicht für den Live-Gebrauch konzipiert.

Auf jeden Fall findet man das Gesuchte aufgrund dieser Baumstruktur recht schnell. Ich finde dies sehr übersichtlich.

Im Videotrailer hört man noch Vocal-Sounds, die ich hier aber nicht entdecken konnte, sollte eigentlich nicht sein.

Ancient ERA Persia Test – die Benutzeroberfläche

Hier habe ich die gleichen Probleme wie schon bei Celtic ERA. Mir ist das alles zu verspielt. Ich könnte damit leben, wenn dies nicht zu Lasten der Lesbarkeit und Übersichtlichkeit ginge. Wenn die grafischen Elemente weit größer sind als die Bedienelemente, dann stimmt aber irgend etwas nicht. So eine Library ist ja kein Fantasy-Spielzeug, sondern ein ernst zu nehmendes „Musikinstrument“.

Ancient ERA Persia Test – Klangbearbeitung der Sounds

Eine Sample-Library ist kein Synthesizer, aber trotzdem lassen sich auf der Main-Page die Sounds noch bearbeiten. Dazu dienen die im Folgenden beschriebenen Bedienelemente:

Ancient ERA Übersicht, Foto: Manual

1. ORB: Anzeige des Presetnamens und der Werte der Regler, wenn man mit der Maus darüber fährt.
2. VOLUME: Verändert die Lautstärke
3. EXPRESSION:
Verändert die Dynamik einer Stimme
4. PAN: Panorama
5. REVERB: Hall.
6.-ATTACK
7. RELEASE
8. KEYSWITCH DISPLAY:
Anzeige der Funktion eines Key Switches
9.
INFO: Beschreibung des Instruments
10.TUNE: Microtuning
11. KNOBS:VariableRegler

Dazu gibt es noch Regler und Knobs, die je nach Instrument unterschiedliche Aufgaben erfüllen.

Weitere Artikulationen und Legato-Varianten sind dann schießlich von der Anschlagdynamik abhängig. Manche Funktionen lassen sich auch via MIDI steuern

Ancient ERA Persia Test – Key Switches

Jedes Instrument verfügt über seine speziellen Ausdrucks- und Artikulationsmöglichkeiten. Dies lässt sich alleine durch das Spielen auf einer Taste des angeschlossenen Keyboards nicht simulieren. Auch andere gängige Spielhilfen reichen nicht aus.

Also hat man sich bei fast allen dieser Art von Libraries für das Prinzip der Key Switches entschieden.

Dabei gibt es einen spielbaren Bereich und Tasten, die bestimmte Arttikualtionen abrufen, wenn man diese Taste gleichzeitig spielt. Nicht jedes Instrument der Library besitzt den Tonumfang einer 88er- oder 61er-Tastatur. So ist der „spielbare“ Bereich begrenzt. Dieser ist in der Regel mit weißen Tasten gekennzeichnet, graue Tasten haben keine Funktion und farbige Tasten rufen die besagten Artikulationen ab.

Wie diese Funktionen auf der angeschlossenen Tastatur verteilt sind, dies wird auf dem Bildschirm angezeigt, jedoch nicht, welche Artikulation welche Taste „verwaltet“.

Das ist anfänglich schon ein wenig Trial und Error, aber man kann sich daran gewöhnen. Die Belegung der Key Switches ist im Manual beschrieben, was man also immer griffbereit haben sollte. Und sobald man auf eine Key Switch Taste drückt, wird die da abgelegte Funktion auf dem Bildschirm angezeigt. Drückt man nicht gleichzeitig eine spielbare Taste, dann passiert auch nicht. So kann man zumindest testen, ob man die Artikualtion abruft, die man auch haben will. Bei der Celtic ERA Library wurde in einem Update dieses Manko behoben, so dass man nun alles auf dem Bildschirm sehen kann.

Anfänglich sollte man einfach mal erkunden, was mit diesen Key Switches alles möglich ist. Und das ist eine ganze Menge. Aber dies wirklich en detail zu beherrschen, wird nicht einfach werden. Da muss man sich schon eine Zeit lang mit beschäftigen.

Die Abbildung zeigt die Key-Switch-Belegung der Turkish Violin:

Key-Switch-Belegung der Turkish Violin, Bild: Manual
Key-Switch-Belegung der Turkish Violin, Bild: Manual

Ancient ERA Persia Test – Loops, Phrasen, MIDI-Files

Neben den spielbaren Klängen bietet Ancient ERA Persia auch eine Reihe von Loops/Phrasen/Melodien, abgestimmt auf die jeweiligen Instrumente, so auch ein Menge Percussion-Loops. So stellt sich die Frage, wie ich diese in eine Produktion einbauen kann.

Natürlich kann ich diese normal mit meiner DAW aufnehmen. Wie vereinbart sich dies aber mit dem Projekttempo: Hier müssen wir zwischen den verschiedenen Varianten unterscheiden:

Phrases

Das sind, je nach Instrument, kleine Melodieminiaturen (Audio), die nicht unbedingt tempoabhängig gesehen werden müssen. Diese Miniaturen laufen bei einem Song auch nicht durch, sondern dienen als Verzierung oder Effekt. Insofern ist das kein Manko.

Loops

Auch hier handelt es sich um Audiodateien, die sich jedoch nicht dem Projekttempo, z.B. bei Logic, anpassen. Da haben sich die Entwickler jedoch einen kleinen Trick ausgedacht. Diese Loops liegen in verschiedenen Tempi vor (z.B. 100 bpm oder 130 bpm). Dabei veersendet man eines dieser Tempi in der DAW, zeichnet die Loops auf, und kann das Tempo in der DAW per Time Stretching verändern.

MIDI-Files

Die Loops liegen auch als MIDI-Dateien vor, die sich automatisch an die Projektgeschwindigkeit in der DAW dranhängen. Damit ist die Einbettung der Loops gar kein Problem.

Ancient ERA Persia Test – die Klangqualität

Also das Team um Eduardo Tarilonte hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Die Aufnahmen erfolgten mit sehr viel Liebe zum Detail und auch mit großem Wissen über die verwendeten Instrumente.

Alle Klänge verfügen über eine ungeheure Dynamik und Detailtreue. Sie sind lebendig und crisp und klar. Schliesst an die Augen, dann hat man fast das Gefühl, das Instrument würde live gespielt und der Musiker würde im Raum stehen.

Man höre sich nur die Turkish Violin mit dem Bogenstrich an, das wirkt so etwas von lebendig, dass man ins Schwärmen gerät.

Dies gilt für die Percussion-Instrumente gleichermaßen wie für die Melodieinstrumente. Wie bereits in der Einführung vermerkt, sehe ich die Klangfarben der Ancient ERA Persia Library mitnichten nur im Ethno-Bereich. Eigentlich egal ob Dance, Pop oder Rock. Die Klänge sind universell einsetzbar.

Aber nicht nur die einzelnen Instrumente, auch die Soudnscapes haben ihren Reiz. Auch diese sind musikalsich unversell einsetzbar, egal ob als Hintergrundmusik oder Song-Bestandteil.

In der folgen Playlist habe ich sechs Klangbeispiele zum Test der Ancient ERA Persia aufgenommen:

Ancient ERA Persia Test Fazit

Die 28 Instrumente der Ancient ERA Persia Sample-Library begeistern mich immer wieder aufs Neue. Ich finde die Arbeit damit ausgesprochen inspirierend. Die Qualität und die Dynamik eigentlich aller Klangfarben sind von allerhöchster Güte. Ich kann dem Aufnahmeteam wirklich nur ein absolutes Lob aussprechen. Da waren bei der Aufnahme wirkliche Sample-Nerds (und das meine ich absolut positiv) im Studio.

Sicher, das mit den Key Switches muss man ein wenig üben, aber hat man sich ein wenig daran gewöhnt, dann hat man Instrumente mit ungeheurer Ausdruckskraft zur Verfügung. Diese kann man in seiner Musik als Farbtupfer oder auch Song tragend einsetzen.

Auch die – aus meiner Sicht – wenig hilfreiche grafische Oberfläche kann bei mir den hochwertigen Eindruck nicht trüben. Probiert man die Instrumente aus, dann kann es passieren, dass man gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht.

Preis: 259 Euro (für Mac und PC), Infos auf www.bestservice.de