Analogue Solutions Treadstone
Analogue Solutions Treadstone Desktop-Synthesizer im Test

Analogue Solutions waren schon immer eine Empfehlung, wenn es um innovative, eigenwillige und vor allem analoge Konzepte geht. Und so enttäuscht der Analog Solutions Treadstone in allen drei Kategorien nicht.

Analogue Solutions Treadstone Test – Der erste Eindruck

Ein Synthesizer muss kein Schlachtschiff mehr sein. Dies wird klar, wenn man das wirklich sehr kompakte Gerät aus seiner Verpackung holt. Optisch macht der Analogue Solutions Treadstone schon etwas her: Metallgehäuse, hölzerne Seitenteile, aufgeräumte Oberfläche. Und, was mir sofort positiv ins Auge sticht: Die Beschriftung der Bedienelemente ist heervorragend lesbar: weiße Schrift auf schwarzen bzw. orangenen Grund.

Ein Beispiel dafür, dass Design NICHT zu Lasten der Bedienerfreundlichkeit gehen muss.

Den Analogue Solutions Treadstone gibt es in zwei Ausführungen: Als Desktop-Version und als Eurorack-Modul. Dadurch wird dann auch die Größe der Desktop-Version bestimmt. Der Aufbau ist bei beiden Versionen glich, einzig die orangenen Elemente fehlen in der Eurorack-Variante.

Analogue Solutions Treadstone Test – Das Konzept

Konsequent analog kann man nur sagen. Bis auf das LoFi DigitalDelay sind alle Signalwege des Analogue Solutions Treadstone analog. Den oberen Bereich zieren die Bedienelemente: 13 Drehregler, vier Kippsschalter und ein Drucktaster – that`s it (plus zwei Regler und ein Kippschalter im unteren Bereich,

Da jeder Parameter sein Bedienelement hat, braucht’s auch kein Display.

Analogue Solutions Treadstone, Abbildung: Manual
Analogue Solutions Treadstone Parameter, Abbildung: Manual

Ein wenig kritisch ist es jedoch, so viele Bedienelemente auf wirklich kleinstem Raum unterzubringen. Mit etwas dickeren Fingern kann es im wahrsten Sinne des Wortes schon mal „eng“ werden. An manche Regler kommt man nur mit wirklich spitzen Fingern dran. Gottseidank sind die Potis nicht so leichtgängig, dass man ungewollt Parameter verändert.

Auf der unteren Seite des Analogue Solution Treadstone finden wir einige Patchpunkte, die aus dem kleinen Gerät ein semi-modulares System machen.

Analogue Solutions Treadstone Test – Der Aufbau

Analog, d.h., der grundlegende Aufbau ist schon klar: VCO, VCF, VCA und Hüllkurvengenerator.

Nur ein VCO? Ist das nicht ein wenig wenig? Muss nicht sein. Ich erinnere an den Moog Mother-32, der auch mit einem Oszillator ausgesprochen „fett“ klingt. Und mit einer Rechteckwelle und der Pulsbreitenmodulation kriegt man auch den wunderbar breiten Sound, ähnlich der Schwebung zwischen zwei VCOs, hin.

Die Geschichte der einzelnen Sektionen ist schnell erzählt. Hier läuft alles nach dem Prinzip: Weniger ist mehr. Der VCO hat links oben den Tune-Regler, der schwergängig genug ist, dass man ihn nicht aus Versehen bedient. Dann gibt es einen Umschalter, der zwischen zwei Modulationsquellen für die Pulsbreite wählen lässt: Entweder LFO oder Hüllkurve bzw. die PWM deaktiviert (Mittelstellung).

Dann kommt der Dreifachschalter, der entweder weißes Rauschen dazumischt oder den Suboszillator (immer eine Oktave unterhalb des Main Tunings) bzw. beides ausschaltet. Der Treadstone lässt den User dann noch zwischen Rechteck und Dreieck wählen (mischbar).

Das war`s beim VCO. Kompliziert ist anders!

Noch schneller sind wir beim VCF durch, wobei es sich da um eine 24 dB-Lowpass-Version handelt. Neben den üblichen Reglern für Cutoff und Resonance gibt es in diesem Bereich zwei Drehregler, die die Wirkung der Hüllkurve auf den Filter und/oder die Wirkung der über MIDI kommenden Velocity auf die Cutoff-Frequenz bestimmen.

Das Konzept der spartanischen Ausstattung geht im Bereich der Hüllkurven konsequent weiter. Es gibt nur eine Hüllkurve, die Filter und VCA gleichermaßen moduliert. Es ist zwar eine ADSR-Hüllkurve, jedoch nur mit drei Reglern.

Wie das? Ganz einfach, Decay- und Release-Time sind stets gleich. Ist nicht gerade flexibel.

Kommen wir zum LFO, der auf den ersten Blick nur einen Speed-Regler aufweist. Zur Nutzung muss man die Rechteck- oder die Dreieckwelle im Patchfeld mit der Modulationsadresse per Patchkabel verbinden. Für ein Vibrato verkabelt man den Dreieck-Ausgang mit dem oberen CV Eingang des LFOs. Dann kann man die Intensität des Effekts mit dem darüber liegenden Poti einstellen. Wie bereits erwähnt ist die LFO-Modulatiom der Pulsbreite bereits verkabelt

Der Analogue Solutions Treadstone im Teststudio
Der Analogue Solutions Treadstone im Teststudio

Analogue Solutions Treadstone Test – Die MIDI-Schnittstelle

Der Treadstone kann sowohl über CV als auch über MIDI angesprochen werden – und das sogar gleichzeitig (wozu das gut sein kann, das sehen wir gleich. Der Anschluss liegt links oben und erfolgt über ein mitgeliefertes MIDI-Miniklinken-Kabel. Einzig der MIDI-Kanal kann nicht verändert werden, der ist werksseitig auf Kanal 1 festgelegt.

Mmmh, kann man so machen, dann darf ich aber auch nicht mehr auf die DIP-Schalter (Mäuseklavier) bei den Behringer-Synths Model D und Neutron schimpfen.

Die MIDI-Schnittstelle akzeptiert auch MIDI-Clock, warum, das sehen wir im folgenden Abschnitt.

An der Unterseite des Geräts befindet sich der Schalter, der die MIDI-Clock auf Seiten des Treadstone kappt. Das ist diese Art Schalter, die man mit einer offenen Büroklammer bedient. Ich finde es furchtbar, da man u.a. den Status der Funktion nicht erkennen kann., Da wäre ein Schalter auf der Oberfläche deutlich angenehmer.

Es scheint so, als wäre diese Funktion nachträglich, so kurz vor Toresschluss implementiert worden. Das Euroreck-Modul hat es da noch mehr getroffen, denn an diese Funktion kommt man nicht mehr ran, wenn man das Modul ins Rack verbaut hat.

Dass er MIDI-Clock akzeptiert, ist natürlich toll, denn so lässt sich der Sequenzer zu einer DAW etc. syncen.

Analogue Solutions Treadstone Test – Der unsichtbare Sequenzer

Ich glaube, das ist der erste Synth mit integriertem Sequenzer (oder ist es eigentlich ein Looper oder ein Loop-Sequemcer?), den man auf der Benutzeroberfläche nicht sieht!

Die Herrschaften bei Analogue Solutions scheinen sehr bescheiden zu sein.

Würde man nichts darüber lesen, würde man jahrelang mit dem Treadstone arbeiten, ohne zu erahnen, was da noch in ihm steckt. Einzig die Buchse mit der Beschriftung SEQ Clock könnte einen stutzig werden lassen.

Fakt ist, der Treadstone zeichnet stets die 16 letzten MIDI-Events auf. Folgt das 17. Event, so wird das erste gelöscht.

Man kann auch Pausen und kürzere Sequenzen eingeben. Auch dies erfolgt über die angeschlossene MIDI-Tastatur: Eine Pause gibt man durch Drücken der Taste 97 (C#7) ein. Drückt man die Taste 96 (C6), dann bedeutet dies „Skip“. Will man also nur eine Sequenz mit 8 Tönen, so spielt man diese ein und spielt 8 x die Taste C6. Ist wahrlich nicht unclever.

Was mir fehlt, das ist ein Ein- und Ausschalter für den Sequenzer. Ohne MIDI-Clock verbinde ich die Rechteckwelle per Kabel mit dem Sync-Eingang und schon rattert die Kiste los. Das Tempo wird dann vom LFO-Regler bestimmt.

Will ich den Sequenzer stoppen, dann muss ich das Patchkabel herausreißen oder den Synth auf Standby muten. Gibt sicherlich bessere Lösungen.

Kommen wir wieder zum Positiven: Lässt man die Sequenz ablaufen, so kann man über CV diese transponieren. Finde ich sehr hilfreich. Aber man benötigt dann schon eine MIDI- und eine CV-Quelle. So könne man live eine längere Sequenz transponieren und in die DAW eingeben. Das ist die o.a. Und hier käme es sinnvolle Anwendung der gleichzeitigen Nutzung von MIDI und CV.

Irgendwie finde ich diese Lösung toll. Die Eingabe der Sequenz ist so herrlich einfach.

Analogue Solutions Treadstone Test – Das LoFi Digital-Delay

Bei dieser Funktion weicht Analogue Solutions von der analogen Strategie ab und spendiert dem Treadstone ein LoFi Digital Delay. Ich bin eigentlich ganz froh darüber, weil analoge Delays sich oftmals durch erhebliche Nebengeräusche auszeichnen. Auch hie rist die Bedienung üpberlich: Delay Time, Repeat und Mixverhältnis wet/dry.

Und das Lofi klingt so, wie es der Name verspricht. Es ist genau richtig, um dazu beizutragen, dem Treadstone seine klangliche Identität zu geben.

Analogue Solutions Treadstone Test – Das Patchfeld

Die Eurorack-Version des Analogue Solutions Treadstone
Die Eurorack-Version des Analogue Solutions Treadstone

Der Treadstone bietet ein kleines Patchfeld mit verschiedenen Funktionen. Leider ist die Beschriftung der Ein- und Ausgänge weniger gelungen, manches ist auf den ersten Blick klar, manches nicht.

So sind die jeweils zwei CV-Eingänge für VCO und VCF nur mit einem Pfeil versehen, die aussagen sollen, dass es sich um Eingänge handelt. O.k., kann man sich noch denken. Die jeweils obere Buchse von VCO und VCF auf dem Patchfeld ist noch mit einem Abschwächer-Poti versehen, der die Modulationsintensität regelt. Gut!

Dazu verfügt der VCO noch über zwei weitere Buchsen, bezeichnet mit Duty und einem Rechteck. Duty ist der Eingang für externe Modulationsquellen der Pulsbreite, während das Rechteck sagen möchte, dass dies ein Ausgang der Rechteckwelle des VCOs ist. Kurz PWM in und VCO out hätte für Klarheit gesorgt.

Bei Audio in (Eingang für externe Signalquelle), SEQ Clock und EG Trig hat es dann wieder geklappt. Unter EG Trig finden wir dann den Ausgang der Hüllkurve zu Modulationszwecken.

In der Bedienungsanleitung ist die Oberfläche schematisch dargestellt und jeder Regler etc. beschrieben. Damit sollte man sich vor der Arbeit mit dem Treadstone erst einmal in Ruhe beschäftigen.

Last, but not least befindet sich unten rechts der Audioausgang mit Miniklinke. Darüber gibz es noch einen Wahlschalter, der noch das unbearbeitete Sigal des VCOs oder des Noise Generators zum VCA schickt, was den Sound etwas rauher machen kann. Dieser Effekt ist abschaltbar.

Analogue Solutions Treadstone Test – Die Bedienerfreundlichkeit

Der Treadstone Analogsynthesizer ist eigentlich nicht kompliziert in der Bedienung, es gibt keine zweite Ebene, die versteckte Funktionen hat. Wer sich mit analogen Synthesizern beschäftigt hat, wird sich schnell mit dem Treadstone Analogsynthesizer auskennen.

Zugegeben, man hat nicht viel Platz, so hat man auf erschöpfende Beschriftung der Bedienelemente/Ein- und Ausgänge verzichtet, manches ist nur mit einer Art Piktogramm kenntlich gemacht. Dies ist manchmal gelungen und manchmal nicht.

Manches wird erst durch Blick ins (gute, aber nur englischsprachige) Manual klar.

Analogue Solutions Tradstone Test – Der Sound

Trotz nur eines VCO macht der Treadstone ganz schön Alarm. Eine seiner Stärken liegt sicherlich im Bassbereich. Da kommt manche Membran mal so richtig ins Schwitzen.

Schaltet man den Sub-Oszillator hinzu, dann verstärkt sich der Eindruck. Aber der Gesamtsound bleibt auch dann definiert und wird niemals schwammig. Mit der Pulsbreitenmodulation kann man den Klang auch fetter und breiteer machen, aber der Treadstone wird niemals dabei zum Moog. Er hat sicherlich einen eigenständigen Sound, der eher in Richtung KORG geht. Aber auch im Lead-Bereich kann sich der Treadsone hören lassen. Da kommen wirklich schneidige Leads dabei heraus. Und auch hier gilt: immer klar definiert differenziert. Ich kann mir den Synth wirklich als Bass-Engine oder auch Lead-Synth gut vorstellen. Mit den Modulationsmöglichkeiten und dem LoFi-Digital Delay kommen dann auch noch „weird“ Sounds dazu. Mich hat der Klang überzeugt.

Analogue Solutions Treadstone Test – Das Fazit

Zugegeben, dem Treadstone liegt ein recht eigenwilliges Konzept zu Grunde, aber gelten die Engländer nicht generell „eigenwillig“?

Das Format der Desktop-Funktion wurde wohl von der Absicht bestimmt, auch ein Eurorack-Modul aufzulegen, was mittlerweile auf dem Markt ist. Beide Varianten sind technisch identisch. Analogue Solutions betont, dass man wirklich alle Bauteile analog diskret aufgebaut hat (manchmal wird das von dem einen oder anderen Hersteller „durcheinander gebracht“ -).

Man könnte als Manko vermuten, dass nur ein VCO nicht ausreicht, aber dem ist nicht so. Der kleine Synth klingt ausgesprochen kraftvoll und mit Pulsbreitenmodulation kommt dann auch der erwartet fette Sound zustande.

Leider hat der Synth einige (konzeptionelle) Macken, die ich nicht nachvollziehen kann. Ich glaube, die meisten der Minuspunkte hätte man ohne großen Aufwand vermeiden können.

Aber dann steht auf der Plusseite auch eine Menge. So bleibt ein etwas ambivalenter Eindruck mit positiver Tendenz.

Für wen ist der Analogue Solutions Treadstone geeignet? Wer in seinem Keyboard-Setup noch eine analoge Variante für fette Bässe und schneidende Lead-Sounds sucht, der ist mit dem Treadsone bestens bedient.

Für richtige Einsteiger würde ich ihn nur bedingt empfehlen, da wäre man mit dem UNO besser bedient. Wer sich aber vorsichtig mal mit modularen Einheiten vertraut machen möchte, der ist hier an der richtigen Stelle. Als Element in einem Eurorack-System kann ich ihn mir auch gut vorstellen, aber natürlich nur, wenn man vorhat, sich ein Eurorack-Ensemble aufzubauen. Und, was sehr wichtig ist, der Sound hat schon einen eigenständigen Charakter.

Die Preise von Euro 499 für die Desktop-Version und 419 Euro für dasEurorackmodul sind aufgrund der konsequent analogen Bauweise in Ordnung.

Hier einige Soundbeispiele im Video

Und hier als Audiofiles (3 Beispiele in einer Playlist!)