Impulse Command
Impulse Command

Auf Produkte von Analogue Solutions bin ich immer gespannt, da die Engländer gerne ihren eigenen Weg gehen (wie wir wissen, nicht nur da-) und auch für überraschende Ideen gut sind. So war war es beim Treadstone Synthesizer und so scheint es auch beim Analogue Solutions Impuls Command der Fall zu sein.

Analogue Solutions Impulse Command Test – Das Konzept

Nimmt man den Impulse Comamnd aus dem Karton, dann überrascht als erstes das Gewicht von knapp 5 kg. Und das bei einem Desktop Synthesizer ohne Tastatur!
Ursache ist u.a. die Tatsache, dass Analogue Solutions dem Impulse Command ein ungemein stabiles Metallgehäuse mit auf den Weg gegeben. Dazu hat man das Gerät auch nicht auf extra kleine Maße getrimmt, was ich persönlich sehr begrüße, denn dadurch ist ausreichend Platz für die Bedienelemente. Nicht jeder Synthesizer muss in die Handtasche passen.

Hier ein erster Eindruck per Video:

Das Layout wirkt auch dadurch ausgesprochen aufgeräumt, alle Bedienelemente sind gut erreichbar. Ein Display wird bei dieser Art Synthesizer dann nicht benötigt. Alle Drehregler und Schalter machen einen ausgesprochen stabilen Eindruck.

Der Impulse Command ist ein monophoner und analoger Desktop-Synthesizer mit zwei Sequenzern, einem analogen 16-Step-Sequenzer und einem MIDI-Loop-Sequenzer, die in der Regel parallel laufen (später dazu mehr).

Der Impulse Command gehört in die Kategorie „semi-modular“, die Signalwege sind ge-patched, Patchpunkte erweitern die Möglichkeiten darüber hinaus.
Und, ganz wichtig, der Synth kann über CV/Gate und MIDI angesteuert werden.

Analogue Solutions Impulse Command Test – Die Tonerzeugung

Der Impulse Command ist ein konsequent analoger Synthesizer, wenn man von den Effekten am Ende des Signalwegs und der MIDI-Fähigkeit einmal absieht.
Für einen kräftigen Sound sorgen zwei VCOs, wobei VCO1 über die gängigen Schwingungsformen Dreieck, Sägezahn, Puls und Noise verfügt und VCO2 ausschließlich über eine Rechteckschwingung. Die Pulsbreite ist modulierbar (über LFO).

Die Lautstärke von VCO2 lässt sich regeln, entweder durch einen Regler, per Velocity des angeschlossenen MIDI-Keyboards oder durch Envelope2.
Funktioniert sehr gut, mir gefällt besonders die Möglichkeit, VCO2 per Dynamik dazu zu mischen.
Will man das alles noch fetter haben, dann nimmt man den gleichermaßen (ohne Hüllkurve) regelbaren Sub-Oszillator (klar, 1 Oktave unter Normalstimmung) dazu.
An dieser Stelle wird man möglicherwiese die Cross Modulation vermissen, die unter der Parameterbezeichnung Aggro im Filterbereich angesiedelt wird. Der Name ist Programm, der Sound wird dadurch scharf und ungemein aggressiv. Und das ist absolut positiv gemeint.
Über die Patchbay kann man per CV beide VCOs gleichzeitig oder aber nur VCO2 ansteuern.

Analogue Solutions Impulse Command Test – Die Filter

Ein Kernstück des Impulse Command ist sein 24dB-Stereo-Filter, sprich: der Synth verfügt über zwei Filter, die neben den Stereoeffekten für das Stereobild verantwortlich sind. Und dies ist wirklich der Hammer.
Die Stereo-Filter sind ein Grund dafür, dass die ablaufende Sequenz so ungemein komplex klingt, obwohl sie ja „nur“ aus 1 x 16 Steps besteht.

Regelbar sind hier Cutoff (für beide Filter gleichzeitig) und Resonance, wobei VCF R Detune, den Cutoff-Punkt für den rechten Filter verändert (verstimmt).
Die Filter reagieren übrigens auch auf die Velocity eines MIDI-Keyboards.

Für beide Filter separat lassen sich die folgenden Modulationsquellen definieren: ENV 1, Env 2, LFO 1 und LFO2. Spannend wird es mit der Invert-Funktion, die ausschließlich auf Filter-L wirkt. Belegt man beide Filter mit der gleichen Modulationsquelle, so verläuft die Modulation bei Filter-L genau entgegengesetzt, was zu ausgesprochen lebendigen Stereo-Bildern führt. Muss man hören.

Analogue Solutions Impulse Command Test – Internal Patch System oder: Das Überraschungs-Ei

Dieser Bereich ist gewollt mystisch, denn man weiß nicht genau, was eigentlich passiert. Das ist von Entwickler Tom Carpenter so gewollt. Er will damit gerade die zufällige Soundfindung unterstützen. Mit Patch ist hier nicht ein gespeicherter Klang gemeint, sondern da wird eher der Verglich mit einer Verkabelung eines modularen Synthesizers gezogen.

Wie er das intern bei einem analogen System realisiert hat, da schweigt er sich aus. Fakt ist, wir haben 8 Patches, die, auch abhängig von der Gesamteinstellung, den Klang leicht bis ziemlich extrem verändern.

Die Soundfindung wird dadurch in der Tat zu einem Überraschungs-Ei. Rochtig interessant wird die Sache in Zusammenhang mit dem analogen Sequenzer, denn man könnte grundsätzlich das Patch von Step zu Step ändern. Doch dazu unten mehr.

Die Anwahl der 8 Patches erfolgt über einen einzigen Drehregler, wobei man nie weiß, welches Patch man gerade aktiviert hat. Laut Entwickler Tom Carpenter so gewollt, ich finde es nicht so prickelnd – obwohl ich eigentlich Überraschungs-Eier mag.

Analogue Solutions Impulse Command Test – Hüllkurven und LFOs

Zwei ADSR-Hüllkurven stehen zur Wahl, wobei Envelope 2 fest auf den VCA, der sonst gar nicht auf dem Bedienfeld auftaucht, verdrahtet ist. Die EGs arbeiten im unteren Bereich sehr schnell, scharf und kurz, was gerade für perkussive Sounds gut ist.

Ebenfalls stehen 2 LFOs zur Auswahl, deren einzige Regelmöglichkeit die Frequenz und damit die Modulationsgeschwindigkeit ist. Auch wird hiermit die Ablaufgeschwindigkeit der MIDI-Loop-Sequenz gesteuert.

Analogue Solutions Impulse Command Test – Die Effekte

Am Ende des Signalwegs steht eine digitale Effektsektion mit 8 verschiedenen Effekten, die jedoch nur eingeschränkt variabel sind. Je Effekt kann man zwei Parameter – hier Aspect 1 und 2 genannt – variieren. Welche das sind, ist auch vorgegeben und aus der Tabelle ersichtlich.

Impulse Command FX Patch Details
Impulse Command FX Patch Details

Kann ich mit leben, erwarte an dieser Stelle nicht unbedingt ein ausgefuchstes Effektsystem. Obwohl, in dieser Preisklasse…. Wie dem auch sei, die Art der Anwahl der 8 Effekte finde ich dagegen schlecht gelöst. Ich habe ein Poti, drehe dies und irgendwann wechselt man von Effekt 1 auf 2, dann 3 usw. Man weiß aber nie, wo man gerade wirklich ist. Klar, man kann es hören. Ein 8fach-Wahlschalter hätte dem Gerät sicherlich nicht geschadet. Ich könnte es bei einem Preis von 200 Euro verschmerzen, aber nicht bei 1200 Euro.
So eine Art der Bedienung hatte ich auch schon mal beim Erica Pico System bemängelt. Da lasse ich auch das Argument nicht gelten, dass dies die Experimentierfreudigkeit erhöhe.

Toll ist, dass bei den letzten drei Effekten ein Parameter auch über den analogen Sequencer ansprechbar ist.
Die Qualität der Effekte ist gut, wobei mir weniger gefällt, dass die zeitabhängigen Effektparameter sich nicht mit der Ablaufgeschwindigkeit synchronisieren lassen.

Analogue Solutions Impulse Command Test – Die Patchpunkte und die Anschlüsse

Der Synth hat ein kleine Leiste mit 15 Ein- und Ausgängen, wobei die Inputs mit einem weißen Punkt gekennzeichnet sind. Nachstehend die Patch-Möglichkeiten: „CV in“ auf beide VCOs, „CV in“ nur auf VCO2, PWM auf beide VCOs, Cutoff links, Cutoff rechts, „Clock in“, „Clock out“, „CV out“ kommt vom Step Sequencer, Sägezahn vom „VCO1 out“, „Sägezahn von VCO2“, „Trig in“ auf die Envelopes (z.B. für Gate eines CV/Gate Keyboards), „EG 1 out“, „EG2 Out“ und L“FO1 out“ (Dreieck) und „LFO2 out“ Rechteck. Das ist jetzt nicht üppig, aber o.k.

Will ich z.B. ein Vibrato erzeugen, dann muss ich einen der LFOs (am besten Dreieck) auf „CV in“ patchen. Nachteil insgesamt: Ich kann dann die Intensität der Modulation nicht regeln und müsste da entsprechende Module eines Modularsystems verwenden.

Auf der Rückseite gibt es noch „MIDI in“ (MIDI-Kanal ist frei wählbar) und thru, „Stereo out“ (VCF L und VC R) sowie Mono und einen „Audio in“, um ein externes Signal einschleifen zu können.

Schön ist, dass die rückwärtigen Anschlüsse vorne auf der Frontseite beschriftet sind. Das erleichert den Zugriff. Kleinigkeit, aber mal nachgedacht.

Analogue Solutions Impulse Command Test – Der MIDI Loop Sequencer

Eigentlich eine einfach strukturierte Einheit, die man am oberen Rand des Gehäuses entdeckt. Hiermit zeichnet man die 16 zuletzt gespielten Töne auf. Das bedeutet, dass die daraus resultierenden Tonfolgen immer aus 16 Steps bestehen, andere Sequenz-Längen sind nicht möglich. Spielt man auf der angeschlossenen MIDI-Tastatur einen 17. Ton, so wird der zeitlich zuerst gespielte Ton ersetzt.

Die Auflösung ist hier stets 1/16. Die Ablaufgeschwindigkeit kontrolliert der LFO. Das ist aber noch nicht alles. Es gibt eine sogenannte Re-Order-Funktion, die die eingespielte Sequenz (sowohl MIDI Loop als auch analoger Sequenzer) in eine andere Reihenfolge bringt und so neue und auch überraschende Tonfolgen erzeugt. Macht Spaß, damit zu experimentieren. Um die Funktion zu checken, sollte man mal eine Tonleiter-artige Tonfolge einspielen und schauen, was der Impulse Command daraus macht. Toll finde ich, dass man bei angeschlossener MIDI-Tastatur die ablaufende Sequenz transponieren und somit einen kompletten Song arrangieren kann. Hat man die Transpose-Funktion aktiviert, dann nimmt der Looper auch keine neuen Töne mit auf.

Leider kann man aufgrund eines fehlenden MIDI outs, die MIDI-Daten des MIDI Loop Sequenzers nicht nach draußen geben – schade eigentlich.

Ein „Schade“ gilt auch dafür, dass man zwar die letzte Sequenz, jedoch damit nur eine und auch gar keine Songs speichern kann. Man ist also gezwungen, daraus entstehende Stücke, will man sie reproduzieren, direkt in eine DAW aufzuzeichnen. Dies aber auch nur als Audio-Spur, da der Impulse Command kein MIDI out hat.

Irgendwie ist man da nicht den letzten Schritt gegangen. Jetzt hat man schon den MIDI-Looper und zeichnet MIDI-Daten auf, dann kann man das alles auch speicherbar machen. Damit würde man ja nun wirklich nicht den analogen Grundgedanken torpedieren.

Die Re-Order-Varianten werden über einen Drehregler bestimmt, bei dem man aber nicht genau weiß oder gar ablesen kann, in welcher Position sich dieser nun wirklich befindet.

Diese Art von Zufälligkeit in der Bedienung gehört zum Konzept von Entwickler Tom Carpenter und wiederholt sich bei der Patch-Funktion (s.u.). Ich bin jetzt kein großer Freund davon, da ich schon gerne gezielt den Sound aufbaue, aber das kann man auch anders sehen.

So richtig interessant wird der MIDI Looper allerdings erst im Zusammenspiel mit dem analogen Sequenzer.

Analogue Solutions Impulse Command Test – Der analoge Sequenzer

Am unteren Teil des Synths erkennt man 16 Regler, die den 16 Steps der Sequenz entsprechen. Grundsätzlich könne man damit auch die Tonhöhen beeinflussen (über CV out), was aber nicht wirklich die Aufgabe des analogen Sequenzers ist.

Der eigentliche Sinn liegt in der klanglichen Veränderung je Step. Diese kann leicht bis extrem ausfallen. Die Steuerspannung wirkt dabei auf die „Patches“ (s.o.) und auf die beiden Filter. Wie stark die Modulation wirkt, hängt von der Einstellung der 16 Potis und der Regler für Patches „Filter rechts“ und „Filter links“ ab.
Bei Patches werden dabei die 8 möglichen Varianten „durchgesteppt“. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass man pro Step immer alle drei möglichen Modulationsadressen anspricht. Wollte man das anders lösen, dann wären 3 x 16 Regler vonnöten gewesen.

Das Ganze hört sich jetzt weniger spektakulär an als es wirklich ist. Die Sequenzen werden damit derart lebendig, dass man den Eindruck gewinnt, hier liefen 2 oder 3 Sequenzer-Linien parallel, die drei Synthesizer ansteuern.
Ich kann nur empfehlen, sich die vier Soundbeispiele anzuhören, die allesamt auf einem einzigen 16-Step-Pattern ohne jedwede Overdubs bestehen. Ich finde das klangliche Resultat einfach toll. Da ärgert es mich umso mehr, dass man das nicht speichern kann.

Analogue Solutions Impulse Command Test – Sync

Der Impuls Command kann in Verbund mit anderen Geräten arbeiten. Das Gerät empfängt MIDI-Clock und verarbeitet auch analoge Clock-Signale von Vintage-Geräten.

Alternativ kann man auch über MIDI Note 000 gehen, die man in seien DAW eingibt. Bei jeder ankommenden MIDI 000 Note springt der Sequenzer einen Step weiter. Übeer diesen Umweg könnte man die Sequenz sogar rhythmisch beeinflussen.

Analogue Solutions Impulse Command Test – Der Sound

Ja, das Ding klingt. Fett, aggressiv, metallisch, kraftvoll mit heftigen Bässen. Das Biest zieht den Hörer schon in seinen Bann. Und seine Stärken liegen dann eindeutig bei den Loops. Hört man sich den Analog Solutions Impulse Command an, dann weiß man sofort: Das ist kein ARP Odyssey!

Ich dachte erst: Stereo? Bringt es das? Antwort: Und wie! Das ist kein Pseudo-Stereo per Chorus, nein, das Splitting per Doppel-Filter ist absolut gelungen.

Analogue Solutions Impulse Command Test – Fazit

Der Analogue Solution Impulse Command ist weniger der klassische Lead-Synthesizer, den man als Expander über eine angeschlossene Tastatur ansteuert, sondern eher dafür gedacht, spannende tonale Loops und auch perkussive Abläufe zu erzeugen.
Da liegen seine absoluten Stärken, obwohl man ihn natürlich auch als normalen analogen Lead-Synth verwenden kann.

Der Sound ist toll, ungemein durchsetzungsfähig und die Kombi der beiden Sequenzer ergibt unerwartet interessante und dichte Abläufe. Es macht ganz einfach Spaß, damit zu arbeiten. Ich hadere ein wenig damit, dass man MIDI-Daten erzeugt, diese aber nicht abspeichern kann.
Klar kann man auf dem Standpunkt stehen, bei einem Modularsystem in der Regel auch nichts speichern zu können. Gleiches gilt für einen analogen Step-Sequenzer.
Alles richtig! Nur wenn man, wie beim Impulse Command, mit einem MIDI-Looper anfängt, dann kann man auch noch den Schritt weiter gehen, und die Sache rund machen. Man hätte den Analogue Solutions Impulse Command aus meiner Sicht damit deutlich aufgewertet. Glaube nicht, dass das die Herstellungskosten dramatisch in die Höhe getrieben hätte. Denn mit rund 1200 Euro ist der Impulse Command nun auch nicht in den unteren Preisregionen angesiedelt. Der Entwickler Tom Carpenter sagte auf Nachfrage: „Das ist kein Preset-Synhesizer, er sollte so analog und so spontan wie möglich sein.“ Eben alles eine Frage der Sichtweise. Oder, und nun O-Ton Tom Carpenter: “People want a synth to do this or that differently. Always, but the design has to be set in stone and something will always be wanting. Different features are essential for different people.“ Im Rheinland sagt man: Jeder Jeck ist anders….

UVP des Herstellers: 1179 Euro.