Roland Jupiter-4 Synthesizer von Gestern
Roland Jupiter-4

Rolands Modelle Jupiter-4 und Promars kamen im Jahr 1978 auf den Markt und gehörten seinerzeit – auch wenn man sich das aus heutiger Sicht nur noch mit Mühe vorstellen kann – zu den interessantesten Geräten in ihrer Preisklasse.

Dies lag nicht zuletzt an ihrer Programmierbarkeit, die 1978 noch alles andere als selbstverständlich war. Während uns heute – im Zeitalter des Gigabyte-Chips – die 8 (in Worten: acht) programmierbaren Speicherplätze, mit denen die Geräte ausgestattet waren, noch nicht einmal ein müdes Lächeln zu entlocken vermögen, erschienen sie den Musikern von damals als regelrechte Offenbarung.

Hatte man bis dahin nämlich die Einstellung eines jeden Reglers von Hand notieren müssen, wenn man einen einmal gefundenen Sound auch ein zweites Mal – zumindest annähernd – wieder hinbekommen wollte, so genügte nun lediglich ein Druck auf den Knopf (um genau zu sein: auf zwei Knöpfe), um den Klang zu speichern und bei Bedarf wieder zur Verfügung zu haben.

Roland Jupiter-4

Was den Jupiter-4 trotz seiner wenigen Speicherplätze für die eine oder andere Anwendung nach wie vor durchaus interessant erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass die Möglichkeiten zur Klangerzeugung ebenso vielfältig sind wie bei den monophonen Synthesizern aus dem Hause Roland, die bei der Entwicklung dieses Gerätes als Vorbild gedient hatten.

Aufbau Klangerzeugung

Als Klangquelle stehen für jede der vier Stimmen jeweils ein mit einem Fußlagenwahlschalter (16’, 8’ 4’) ausgestatteter Oszillator mit Sägezahn-, Rechteck-, oder Pulswelle zur Verfügung, dessen Pulsbreite sich sowohl manuell als auch per LFO steuern lässt. Auch ein Rauschgenerator ist vorhanden. Allerdings lässt sich dieser nur an- oder ausschalten. Ein stufenloses Beimischen des Rauschens zum Klang des Oszillators ist beim Roland Jupiter-4 nicht vorgesehen.

Als Ausgleich dafür, dass das Gerät lediglich einen Oszillator pro Stimme bietet, hat man ihm zusätzlich einen zuschaltbaren Suboszillator sowie einen Stereochorus mit auf den Weg gegeben. Der LFO des Roland Jupiter-4 bietet die Wellenformen aufsteigender Sägezahn, absteigender Sägezahn, Rechteck und Sinus. Seine Geschwindigkeit lässt sich in Verbindung mit dem LFO Bend Fader in einem extrem großen Bereich regeln.

Zur Filterung des klanglichen Rohmaterials stehen ein manuell regelbarer Hochpass- sowie ein spannungsgesteuerter 24dB/Okt Tiefpass-Filter zur Verfügung. Sowohl Filter- als auch VCA-Sektion bieten jeweils einen ADSR-Hüllkurvengenerator.

Für alle Funktionen des Gerätes ist auf dem Bedienungsfeld jeweils ein eigener Regler vorhanden. Dadurch gestaltet sich die Bedienung des Roland Jupiter-4 im Vergleich zu den meisten heutigen Keyboards mit ihren doppelt oder dreifach belegten Reglern und dem lästigen Durchsteppen der einzelnen Parameter doch erheblich einfacher und übersichtlicher.

Direkten Zugriff auf alle veränderlichen Parameter hat man allerdings nur in der „Manuell“-Betriebsart. Ein Editieren abgespeicherter Sounds, wie es z.B. beim Prophet-5 möglich ist, lässt sich mit dem Roland Jupiter-4 nicht realisieren. Bei den gespeicherten Klängen kann einzig und allein die LFO-Geschwindigkeit nachträglich verändert werden.

Zusätzlich zu den 8 Speicherplätzen für die vom Anwender erstellten Klänge bietet das Gerät 10 Werkspresets: Bass, String, Funky Clavi, Piano, Voice, Trombone, Sax, Trumpet, Synth und The Force – die, gemessen an heutigen Maßstäben, allesamt nur recht vage an die entsprechenden Originalinstrumente erinnern.

Roland Jupiter-4 Rick Wakeman Sound
Ein Sound von Rick Wakeman zum Nachbauen

Jupiter-4 Spielhilfen

In Sachen Spielhilfen ist der Roland Jupiter-4 sehr luxuriös ausgestattet. Ein mittengerasteter Bender (wie er übrigens auch heute noch bei Roland-Synthesizern zu finden ist), der nach Betätigung automatisch wieder in seine Ausgangsposition zurückkehrt, erlaubt die Kontrolle von bis zu drei Parametern gleichzeitig.

Sowohl für VCO, VCF als auch VCA kann jeweils zwischen den Funktionen Bend und LFO Modulation gewählt werden. Bereich des Bendings und Stärke der Modulation lassen sich dabei stufenlos einstellen.

Jupiter-4 Arpeggiator

Ein weiteres interessantes Feature, das übrigens beim Roland Jupiter-4 zum ersten Mal überhaupt auftaucht, ist der eingebaute Arpeggiator, mit dessen Hilfe sich ein gedrückter Akkord automatisch in ein Arpeggio verwandeln lässt. Dieses durchläuft dann entsprechend der eingestellten Arpeggio Rate mehr oder weniger schnell einen Bereich von insgesamt 4 Oktaven. Eine Beschränkung der durchlaufenen Oktavzahl, wie sie z.B. einige Korg-Synthesizer bieten, ist leider nicht möglich.

Der Arpeggiator bietet de Modi Up, Down, Up & Down und Random und lässt sich bei Bedarf auch über einen externen Clock-Impuls synchronisieren. Neben der hierfür zuständigen Buchse „Ext Clock In“ bietet das Gerät noch Buchsen zur externen Steuerung von Lautstärke, Klangfarbe und Sustain.

Jupiter-4 Externe Steuerung

Roland Jupiter-4 Grafik 1

Eine externe Steuerung anderer CV-gesteuerter Synthesizer vom Roland Jupiter-4 aus ist nicht vorgesehen. Allerdings kann man das Gerät relativ leicht selber mit den dafür erforderlichen Anschlussbuchsen ausstatten.

Jupiter-4 Module Boards

Hier nun noch der Vollständigkeit halber noch eine Liste der Belegung der Trim-Potentiometer der 4 Synthesizer Module Boards A, B, C und D und des Module Controle Boards:

  • 3: VCA Level
  • 4: VCA Balance
  • 5: VCO Frequency
  • 6: VCO Width
  • 7: VCO Duty Cycle (Square Wave)
  • 14: Filter Frequency
  • 15: Filter Width
  • 16: Filter Envelope Balance
  • 17: Filter Envelope Modulation Depth
  • 18: Resonance
  • 31: Filter Inverse (nur bei Geräten mit Seriennummern ≥ XX4100)

Jupiter-4 Control Board

Roland Jupiter-4 Grafik 2

  • 19: VCA Envelope Attack
  • 20: VCA Envelope Decay
  • 21: VCA Envelope Release
  • 22: VCF Envelope Attack
  • 23: VCF Envelope Decay
  • 24: VCF Envelope Release
  • 25: LFO VCO Modulation
  • 26: LFO VCF Modulation
  • 27: LFO VCA Modulation
  • 28: HPF Cutoff Frequency
  • 29: Noise Level

Da der Abgleich eines Synthesizers doch eine recht heikle Sache ist, die viel Fingerspitzengefühl erfordert, sollte man jedoch wirklich nur in Fällen Nachjustierungen einzelner Trim-Potis vornehmen, wo sie wirklich dringen nötig sind. Also z.B. dann, wenn eine der vier Stimmen nicht mehr oktavrein ist oder entschieden schärfer oder dumpfer klingt als die anderen etc.

Sind die einzelnen Stimmen nur gegeneinander verstimmt, aber noch oktavrein, so bekommt man dies meist durch Nachregeln der 4 von außen zugänglichen Tune-Regler auf der Rückseite des Roland Jupiter-4 in den Griff. Um allerdings überhaupt irgendwelche sinnvollen Einstellungsarbeiten vornehmen zu können, muss man natürlich erst einmal genau wissen, welche der 4 Stimmen beim Druck auf eine der Tasten überhaupt angesprochen wird.

Dazu folgender Hinweis: Drückt man einen der „Keyboard Assign“-Schalter Unison 1, Unison 2 oder Poly 2 und schaltet dann wieder auf Poly 1 um, so aktiviert der erste Tastendruck stets Modul D, der zweite Modul C etc (siehe Grafik 2).

Roland Promars

Roland Promars, Foto: Bonedo
Roland Promars, Foto: Bonedo.de

Nach so viel Technik nun zum „kleineren Bruder“ des Jupiter-4, dem Roland Promars. Dieses monophone Gerät bietet in Sachen Klangerzeugung im Wesentlichen die gleichen Möglichkeiten wie der Roland Jupiter-4. Die Zahl der Speicherplätze sowie Zahl und Art der Presets sind dieselben. Allerdings fehlt der Arpeggiator.

Dafür kann der Roland Promars jedoch mit einigen Features aufwarten, die ihn in bestimmten Bereichen dem größeren Modell überlegen machen. Er bietet zwei Oszillatoren, die sich in einem weiten Bereich gegeneinander verstimmen lassen. Zusätzlich zur Unisono-Stimmung lassen sich zwei weitere Stimmungen (z.B. leichte Verstimmung und Quint-Intervall) vom Anwender einstellen, die dann bei Bedarf durch Umlegen des betreffenden Schalters abgerufen werden können.

Ebenfalls sehr brauchbar ist der zusätzliche Brilliance-Regler, mit dem sich die Cutoff-Frequency des Filters sowohl für die Presets als auch für die abgespeicherten Sounds noch nachträglich verändern lässt. Ein Feature, das mit Sicherheit auch dem Roland Jupiter-4 sehr gut zu Gesicht gestanden hätte.

Erwähnenswert ist sicherlich auch die Tatsache, dass der Roland Promars bereits ab Werk mit CV IN/OUT- und GATE IN/OUT-Buchsen ausgestattet ist und sich so problemlos mit anderen Geräten koppeln lässt, die ebenfalls mit 1 Volt/Oktave arbeiten (Oberheim, ARP etc.) In Verbindung mit einem MIDI-CV-Interface stellt er somit eine interessante Ergänzung zu digitalen Synthesizern dar. Stellt er doch – nicht zuletzt aufgrund der reichhaltig ausgestatteten LFO-Sektion – eine Fülle von Effektsounds zur Verfügung, die mit digitalem Equipment kaum oder wenn doch, dann nur mit viel Geduld realisierbar wären.

Auch als Solosynthesizer ist der Roland Promars sehr gut geeignet. Seine Bass-Sounds sind aufgrund der beiden VCOs und des zusätzlichen Suboszillators sehr fett. Einen Minimoog mag der Roland Promars zwar sicherlich in Sachen Bass-Sounds nicht zu ersetzen, jedoch klingt er entschieden voller und sauberer als etwa die monophonen Synthesizer von Korg (MS-20 etc.).

Wer noch mehr zum Roland Promars wissen will, findet im Artikel auf Bonedo.de weitere Infos.

Roland Jupiter-4 vs. Promars

Der Roland Jupiter-4 entspricht dem Promars klanglich. Allerdings macht sich das Fehlen des zweiten Oszillators pro Stimme doch sehr stark negativ bemerkbar. Wirklich warme und volle Sounds erreicht man beim Jupiter-4 nur bei Verwendung des eingebauten Chorus. Schaltet man diesen aus, so klingt das Gerät – zumindest im Vergleich zu Synthesizern, die über 2 Oszillatoren pro Oktave verfügen – doch verhältnismäßig dünn.

Roland Jupiter-4 gebraucht kaufen

Anmerkung der Redaktion: Den folgen Absatz haben wir zum Originaltext stark verändert, denn der Gebrauchtpreis des Roland Jupiter-4 ist inzwischen wieder auf über 1.500 Euro geklettert, er lag zum Zeitpunkt, als der Text geschrieben wurde, bei gerade mal 500 D-Mark!

Der Neupreis des Jupiter-4 lag bei ca. DM 5.000,–. Ob der Synthesizer also noch interessant ist, muss jeder selbst entscheiden. Auch wenn er mit schnellem Zugriff auf die einzelnen Soundparameter und mit dem eingebauten Arpeggiator glänzen kann.