Davolisint - Der Synthesizer von gestern

Die Tatsache, dass der Davolisint hier vorgestellt wird, hängt mit Sicherheit nicht mit den klanglichen Fähigkeiten dieses Instrumentes zusammen!

Es ist wohl eher eine gehörige Portion Sentimentalität, die dazu geführt hat, das er auf dieser Webseite beschrieben wird. Schließlich war der Davolisint seinerzeit – anno 1976 – der erste Synthesizer, den ich stolz mein Eigen nennen durfte. In meinem Besitz verblieb das Gerät – welches ich damals für DM 900,- gebraucht erstand – allerdings nicht länger als zwei Wochen.

Denn selbst ich, der ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht die geringste Ahnung von Synthesizern hatte, brauchte nicht länger als ganze drei Tage, um festzustellen, dass die Möglichkeiten des Davolisint mehr als begrenzt waren. Mit einem Minimoog hatte er ungefähr so viel gemeinsam wie ein Tretroller mit einem Düsenjet.

Der Aufbau des Davolisint

Der in Italien ab ca. 1972 gebaute Davolisint ist genau genommen nämlich auch gar kein Synthesizer. Er verfügt weder über Filter, Hüllkurvengenerator(en) oder über unterschiedliche Wellenformen. Sein Kernstück sind vielmehr lediglich zwei im Bereich von ca. +/- 1 Oktave gegeneinander verstimmbare Rechteckoszillatoren mit zugeordneter Frequenzteilerschaltung.

Es stehen insgesamt sieben verschiedene Fußlagen (32‘, 16‘, 8‘, 4‘, 2‘, 1‘ und ½‘) zur Verfügung. Diese werden über Kippschalter aktiviert und können beliebig miteinander kombiniert werden. Allerdings lassen sich die verschiedenen Fußlagen nicht – wie es etwa bei einer Orgel mit Zugriegeln möglich ist – in der Lautstärke stufenlos mischen, sondern lediglich an- oder ausschalten.

Modulationsmöglichkeiten beim Davolisint

Für Modulationszwecke stehen beim Davolisint zwei LFOs mit Regelmöglichkeiten für Frequenz und Effektlevel zur Verfügung, wobei LFO 1 eine Sinuswelle und LFO 2 eine Rechteckwelle liefert. Damit der Davolisint sich trotz der fehlenden Hüllkurven und des fehlenden Filters zumindest etwas dem Klangcharakter eines Synthesizers annähert, hat man ihm noch eine Portamentofunktion mit zwei Festeinstellungen (lang und kurz) sowie einen Pitchbend-Hebel spendiert.

Dieser ermöglicht eine maximale Tonhöhentransposition von etwa einer Oktave (allerdings nur nach oben) und wird nach Betätigung von einer Feder allmählich (!) wieder in die Ausgangsposition zurückgebracht.

Die weiße – und graue Tastatur

Das monophone Keyboard des Geräts ist in einen grauen und einen weißen Bereich unterteilt. Die 12 Tasten des grauen Bereiches stellen die Entsprechung zu den Kippschaltern für Fußlagen- und Funktionsauswahl dar. Sie gestatten dem Anwender schnelle, vorübergehende Umregistrierungen während des Spiels. Der weiße Bereich umfasst die 25 Tasten zur Tonhöhensteuerungen (C bis C).

Das war auch schon fast alles, was über den Davolisint zu sagen wäre. Hat man die Chance, einen Blick ins Innere des Gerätes zu werfen, liefert das noch die Erklärung für den seinerzeit erstaunlich niedrigen Einkaufspreis von ca. DM 800,-. Es war praktisch nichts drin in dem Gehäuse.

Hier gibt’s den Davolisint in Action zu hören:

Der Davolisint als Nicht-Wirklich-Alternative zum Minimoog

Nichtsdestotrotz galt der Davolisint damals als preiswerte „Alternative“ zu dem zu dieser Zeit noch sündhaft teuren Minimoog. Kein Wunder bei einem Preis von DM 1590,–. Eine Gewinnspanne, an die sich so mancher Musikalienhändler sicher noch heute mit Wehmut und einer Träne im Augenwinkel erinnert.

Wer hören will, wie ein Davolisint klingt, der sei auf „For Girls Who Grow Plumb In The Night“ (1973) von Caravan verwiesen. Dort benutzt Keyboarder Dave Sinclair den Davolisint für verschiedene Soli – und beweist damit, dass ein guter Musiker selbst dem beschränktesten Instrument noch etwas zu entlocken vermag. Für alle Experimentierfreudigen gibt es heute einige Software-Emulationen, die den einzigartigen Klang des Italieners ganz bequem in die eigene DAW transportieren – ohne große Löcher in die Portokasse zu reißen.