Synthesizer Hard Sync Funktion, hier beim Roland JP--08

Wie sticht ein Synthesizer aus einem Track heraus? Da gibt’s viele Möglichkeiten. Unser Workshop “Synthesizer Hard Sync” zeigt dir eine davon!

Einer der großen Vorteile von virtuellen Instrumenten ist, dass viele Parameter automatisierbar sind. So kann man Dynamikveränderungen genau wie andere Elemente eines Mixes einsetzen.

Aber bei welchen Parametern lohnt sich die Automation? Jeder freut sich über die Bearbeitung von Filter-Cutoff-Frequenz und Hüllkurven-Attack oder –Decay. Die heutigen virtuellen Synths aber haben sich scheinbar schneller weiterentwickelt als die Fähigkeit der Musiker, all die coolen Tricks, die sie einsetzen könnten, auch zu nutzen. Ein typisches Beispiel dafür: Oszillatoren.

Wenn du glaubst, dass Oszillatoren einfach nur statische Tongeneratoren sind, die nur dazu da sind ein Signal zu liefern, damit Filter und Hüllkurven etwas Interessantes daraus machen, dann solltest du das überdenken – dank Möglichkeiten wie Hard Sync, Frequenz-oder Ringmodulation. Das sind tolle Möglichkeiten, mit denen ein Synth aus einem Track hervorstechen kann, indem sie dynamische und ausgefallene Klangfarben hinzufügen.

Lasst uns einen Blick auf den Hard Sync werfen, den populärsten dieser Effekte und gleichzeitig ein typischer Sound von Old-School analogen Synthesizern.

Synthesizer Hard Sync: Harte Zeiten im Sync-Land

Synthesizer Hard Sync: Abb. 1
Synthesizer Hard Sync Abb. 1: Diese drei Wellenformen repräsentieren drei verschiedene Slave-Oszillator-Frequenzen, aber die Frequenz des Pitch-Oszillators ist in jedem Fall die Gleiche. Beachte, dass die Laufzeit (die Länge eines Durchlaufs einer Wellenform) die Gleiche ist, aber die das Aussehen der Wellenform – und somit die harmonische Struktur – sich unterscheidet.

Eins der bekanntesten Beispiele für einen Hard-Sync-Sound kommt in der Synth-Figur des alten 80er-Jahre-Hits „Let’s Go“ von den Cars vor. Hard Sync verändert die harmonische Struktur eines Klangs, es ist also ähnlich wie ein Filter-Effekt. Der Sound aber ist ausgeprägter und hat eine fast Vocal-typische Resonanz.

Hard Sync erfordert zwei Oszillatoren. Ein Oszillator (Pitch-Oszillator) verfolgt das Keyboard und bestimmt die Tonhöhe. Allerdings hören wir niemals das Signal dieses Oszillators. Stattdessen liefert er eine Sync-Referenz für den Slave-Oszillator, dessen Laufzeit (die Länge eines Durchlaufs einer Wellenform) so auf die gleiche Länge gezwungen wird wie die des Pitch-Oszillators. Deswegen nennt man dies „gesynct“ zum Pitch-Oszillator.

Verwirrt? Hier kommt ein deutlicheres „Hard Sync“-Beispiel, aber bei einer viel tieferen Frequenz. Stell dir vor, du hast einen langsamen LFO, der den Filter Cutoff steuert. Wahrscheinlich wird es einen Modus geben, der den LFO retriggert, wenn du eine Taste drückst. Dies „hard-synct“ den LFO zu deinem Spiel: Egal, wo sich der LFO gerade in seinem Cycle befindet, er fängt von vorne an, wenn du eine Taste drückst.

Ebenso, und zwar unabhängig davon, was die Slave-Wellenform macht, startet der Slave-Oszillator von vorne, wenn der Pitch-Oszillator dies tut. Wenn du die Tonhöhe des Slaves veränderst, wird die Wellenform immer noch die gleiche Laufzeit haben – somit die gleiche empfundene Tonhöhe –, denn der Slave ist an den Pitch-Oszillator gekoppelt (Abbildung 1). Die harmonische Struktur aber wird sich radikal verändern, wenn sich die Frequenz des Slave-Oszillators ändert.

Es gibt ein paar „Regeln“ für Hard-Sync-Einstellungen:
• Generell willst du keinerlei Audiosignal vom Pitch-Oszillator. Der Ausgang des Slave-Oszillators ist entscheidend.
• Wenn die Tonhöhe des Slave-Oszillators unter die des Pitch-Oszillators fällt, ist der Hard-Sync-Effekt weg. Der Slave-Oszillator sollte immer höher gepitched sein als der Pitch-Oszillator.
• Die Wellenform des Pitch-Oszillators ist nicht wirklich wichtig, denn sie wird ja nur als Timing-Referenz benutzt. Die Wellenform des Slave-Oszillators ist weniger wichtig als normalerweise, denn das, was beim Hard-Syncing passiert, hat einen starken Effekt auf den Sound. Wie auch immer, eine Sägezahn- oder Rechteck-Welle wird mehr „Biss“ haben als eine Sinus- oder Dreick-Welle.

Synthesizer Hard Sync: Die Anatomie eines Patches

Zusätzlich zum Oszillator-Setup benötigst du außerdem eine Modulationsquelle, um die Frequenz des Slave-Oszillators zu variieren. Oft eingesetzt werden hier ein Envelope-Generator, Mod-Wheel oder LFO (besonders ein LFO, der sich zurücksetzt, wenn du neue Noten spielst). Allerdings brauchst du einen echt weiten Pitch-Sweep (ca. vier oder fünf Oktaven), um dramatische Hard-Sync-Effekte zu bekommen. Viele Modulationsquellen wurden nicht wirklich dafür gemacht, so einen Output zu liefern.

Die einfachste Lösung dafür ist es, die Anzahl der Envelope-Ziele zu „verdoppeln“. Wenn es zum Beispiel zwei mögliche Output-Ziele gibt, sendest du beide an die Tonhöhe des Slave-Oszillators und drehst beide Output-Levels so hoch wie möglich. Ich schicke sogar zwei Envelope-Generatoren mit den gleichen Einstellungen und jeder mit zwei Outputs zum Slave-Pitch, was die Range vervierfacht. Wenn der Oszillator einen Control-Input hat, dann stell auch da die Range so breit ein wie es geht.

Abbildung 2 zeigt das Setup eines typischen Hard-Sync-Patches im PSYNN II Synthesizer von Cakewalk. Schau ins Handbuch deines Soft-Synths, damit du sicher weißt, welcher Oszillator welchen moduliert. Du willst ja den Slave-Oszillator hören!

Synthesizer Hard Sync Abb. 2: Im PSYN II Synth von Cakewalk ist Osc I für den Pitch zuständig, Osc II ist der Slave. Die rot umrandete Sektion stellt die beiden Oszillatoren in Sync-Mode. Im gelben Rahmen sehen wir den Pitch-Parameter des Slave-Oszillators, dessen Grundeinstellung höher als Osc I ist. Die Modulationsquelle ist ein Envelope-Generator-Decay (im orangen Kasten); es hat zwei Modulations-Outputs (blauer Kasten), die beide den Pitch kontrollieren und auf Maximum gesetzt sind, um über die möglichste Range zu sweepen. Auch die Modulations-Sensivität (Mod Sens) des Slave-Envelope-Generators ist auf Maximum eingestellt (grüner Kasten).

Es gibt auch andere Cross-Modulations-Möglichkeiten als Hard Sync – Frequenzmodulation (FM) ist auch eine Alternative. In Kurzform moduliert hier ein Oszillator den anderen (ohne Re-Syncing), so dass das resultierende Signal komplexere Seitenbänder hat. Durch Anheben des Levels des Modulationssignals wird das Signal komplexer.

Wenn du beim nächsten Mal ein durchsetzungsfähiges Synth-Solo spielen willst, greife in jedem Fall nicht nach dem EQ oder einem Exciter: Nimm einen Hard-Sync-Sound, verlinke dein Mod-Wheel, spiele ausdrucksstark und zeichne die Bewegungen des Mod-Wheels als Automation auf. Das Ergebnis ist ein wesentlich lebendigerer, bissiger Sound, der, wenn du ihn lässt, deinen Track bestimmen kann.