Roland SYSTEM-500 im Test

Bereits vor über einem Jahr als Gerücht „angekündigt“, ist Roland dem Wunsch vieler analoger Enthusiasten nachgekommen und hat mit dem SYSTEM-500 ein konsequent analoges Modulsystem im Eurorack-Format auf den Markt gebracht. Unser Roland SYSTEM-500 Test zeigt, ob sich die Fans freuen dürfen.

Erfahrung hat man bei Roland in diesem Bereich ja mehr als genug: Vor mehreren Jahrzehnten war man mit den Synthesizern System-100, System-700 und System-100M schon ganz weit vorne.

Roland SYSTEM-500 Test: Im optisch ansprechenden Koffer versteckt sich das ganze System.
Roland SYSTEM-500 Test: Geigenkasten? Nee, Synthesizer!

Und ganz klar, mit dem Roland SYSTEM-500 knüpft man an die „antike“ Modulserie 100M an. Wer aber nun massive Schaltschränke erwartet, der sieht sich getäuscht. Das Komplettsystem mit 5 Modulen mit schickem Transportdeckel mutet eher wir ein Geigenkasten an und ist so ganz bequem zu transportieren.

Die kompakte Bauform birgt aber auch Nachteile im Handling. Die Bedienelemente sind so eng beieinander, dass man teilweise diese nur mit spitzen Fingern bedienen kann, ohne ungewollt gleich mehrere Regler zu verändern. Diese Situation verschärft sich bei einer großen Anzahl an Patchkabeln dann noch.

Das alles wäre bei einem programmierbaren Synthesizer noch zu verkraften. Aber ein System, dessen Regler man permanent bedienen muss, sollte da großzügiger aufgebaut sein.

Roland SYSTEM-500 Test: konsequent analog

Roland hat ja ausreichend Erfahrung auch mit virtuell-analogen Synthesizern, aber das Roland SYSTEM-500 ist wirklich komplett analog aufgebaut. Auf den ersten Blick deutet nichts darauf hin, dass wir es mit einem Synthesizer Baujahr 2016 zu tun haben. Das mag Puristen freuen, bringt aber auch eine weitere Einschränkung mit sich: Auch auf den Einbau einer einfachen MIDI-in-Schnittstelle, wie man sie z.B. beim Moog Mother-32 noch findet, wurde konsequenterweise verzichtet. Eingefleischte Eurorack-User wird das aber nicht schrecken.

[Verwandte Artikel: Moog Mother-32 im Videotest]

Wer aber das Modulsystem in sein „modernes“ Keyboard-Setup einbauen will, der sieht sich erst einmal vor die Frage gestellt, mit welcher Tastatur er das Roland SYSTEM-500 ansteuern möchte? Denn hierzu braucht man eine Tastatur, die CV- und Gate-Steuerspannungen abgibt, einen MIDI-to-CV-Konverter – oder den Roland A-01K, den wir ebenfalls bereits getestet haben.

Roland SYSTEM-500: Hier erkennt man die kompakte Bauform gut.
Roland SYSTEM-500 Test: Ganz schön kompakt!

Das Roland SYSTEM-500 ist dabei wirklich modular, die einzelnen Komponenten sind also nicht miteinander „vorverdrahtet“. Für die Verbindung der Module stehen die beigefügten Patchkabel (Miniklinke) zur Verfügung. Die einfache Verbindung wäre: Wellenformausgang der VCOs in den VCF geben und von dort auf den VCA. Dazu die Hüllkurvengeneratoren Filter und VCA modulieren lassen.

Für den Einsteiger (und nicht nur für den) stehen bei Roland grafische Patch-Cards im Netz zur Verfügung, die man nur „nachbauen“ muss. Da man grundsätzlich zwischen Signalwegen und Steuerspannungen (Modulationen) unterscheiden kann, sollte man zur besseren Übersicht mehrfarbige Patch-Kabel verwenden, um nicht den Überblick zu verlieren.

Hier noch ein Hinweis: Da man im Regelfall aus dem VCA ins Pult geht, sollte man einen Adapter Mini-Klinke auf Klinke im Fundus haben, um das Roland SYSTEM-500 anschließen zu können (es wäre toll gewesen, wenn das im Lieferumfang dabei gewesen wäre), denn alle Ein/Ausgänge sind ausschließlich als Mini-Klinke ausgelegt.

Roland SYSTEM-500 Test: Bestandteile

Das Komplettsystem umfasst die folgenden Module: Modul 512 mit den Oszillatoren, das Modul 521 mit den Filtern, das Modul 530 beherbergt die VCAs. Dazu kommt noch das Modul 540 mit Hüllkurven und LFO und das Modul 572 mit Phaser, Analog Delay und LFO.

Das Modul 512: Die Oszillatoren

Roland SYSTEM-500: Modul 512
Roland SYSTEM-500 Test: Modul 512…

Das Modul bietet zwei identische und völlig voneinander unabhängige analoge VCOs mit jeweils drei Wellenformen: Puls, Sägezahn und Dreieck. Dabei lässt sich die Pulsbreite einstellen und auch modulieren (dafür steht der Eingang PW in). Wie bei fast allen Analog-Synths üblich finden wir den Fußlagenschalter (32‘ – 2‘) und den Finetune-Regler. Letztere lässt sich sehr nuanciert einstellen, so dass auch leichte Schwebungen der VCOS gegeneinander möglich sind. Sehr schön!

Am unteren Ende des Moduls finden wir zwei Mal drei Inputs: Key sowie MOD IN 2 und 3. An KEY schließen wir das Steuersignal CV eines entsprechenden Keyboards oder Sequenzers an, um die Tonhöhe zu bestimmen. Die beiden MOD INs sind in ihrer Intensität regelbar. Hier ist beispielsweise eine Steuerspannung von einem LFO kommend denkbar.

Das Modul 521

Roland SYSTEM-500:...Modul 521...
Roland SYSTEM-500 Test:…Modul 521…

Auch das Modul 521 ist mit zwei identisch aufgebauten Einheiten ausgerüstet. Beide VCFs arbeiten komplett unabhängig voneinander.

An der Oberseite des Moduls finden wir zweimal drei Eingänge für das verwendete Audiomaterial. Das kann z.B. eine Patchverbindung mit dem Sägezahn des Moduls 512 sein oder aber ein anderes Signals aus einem beliebigen Eurorack-Modul. Die Lautstärke ist dabei je Eingang regelbar.

Zur Verfügung steht der typische Roland 24dB-Filter mit Cutoff und Resonance sowie ein Hochpassfilter, der aber nur dreistufig schaltbar ist (off, 1 2).

Die Unterseite des Moduls zieren wieder die Modulationseingänge Key, 2 und 3 (und das doppelt). Wie beim VCO sind die Inputs 2 und 3 regelbar.

Aus dem OUT geht es in der Regel in…

…das Modul 530: VCA

Roland SYSTEM-500:...Modul 530...
Roland SYSTEM-500 Test:…Modul 530…

Auch hier sind zwei separate VCA vorhanden, die sich in ihrer Lautstärke regeln lassen. Oberhalb der Initial-Regler befinden sich wie gehabt 2×3 Eingänge. Im unteren Teil des Modul 530 kommen wieder die zweimal drei Modulationseingänge dazu.

Das Signal der beiden VCA kann separat (OUT) oder zusammen (SUM) abgenommen werden. Diese Ausgänge werden dann mit dem Mischpult oder ähnlichen Geräten verbunden (wie bereits erwähnt: Adapter auf Klinke nicht vergessen!).

Das Modul 540

Das Modul 540 des Roland SYSTEM-500 kombiniert zwei ADSR-Generatoren und ein LFO. In der klassischen Struktur legt man den einen ADSR-Generator auf den Filter und den zweiten auf den VCA, aber dies ist natürlich nur eine Anwendung. Je ADSR-Generator haben wir zwei normale Ausgänge und einen, der eine invertierte Steuerspannung abgibt. Positiv zu vermerken ist ein kleiner Schalter, der die

Roland SYSTEM-500:...Modul 540...
Roland SYSTEM-500 Test:…Modul 540…

Hüllkurve um ca. Faktor 4 beschleunigt oder verlangsamt (fast/slow). Hier lohnt es sich, je nach Hüllkurveneinstellung mal etwas zu experimentieren.

In die Buchse EXT kommt übrigens das Gate-Signal eines entsprechenden Keyboards, Sequenzers o.ä. Diese löst die Hüllkurve und damit erst den Klang aus. Mit dem Manual-Knopf kann man das auch ohne externes Keyboard triggern.

Abgerundet wird das Modul mit einer umfangreichen LFO-Sektion mit fünf verschiedenen Wellenformen, regelbarer Frequenz, Delay etc.

Der Geschwindigkeitsbereich (Frequenz) kann sogar dreistufig vorgewählt werden, so dass hier sehr nuancierte Modulationen möglich werden.

Mit diesen vier Modulen wäre unser Modularsynthesizer Roland SYSTEM-500 in der Basisversion schon komplett. Wenn man so will, hat man dabei zwei unabhängige monophone Synthesizer mit je einem VCO. Das Konplettsystem bietet noch ein fünftes Modul…

Das Modul 572

Roland SYSTEM-500:...und das Modul 572.
Roland SYSTEM-500 Test:…und das Modul 572.

Hierbei handelt es sich um ein Effektmodul mit vier verschiedenen Sektionen: ein einfacher LFO, ein Phase-Shifter, ein klasse Analog-Delay und ein Gate-Delay. Besonders das Analog-Delay macht wirklich Spaß. Insgesamt lässt sich damit schon eine Menge anfangen.

Was mir bei einem Modulsystem, auch in der Basisversion, fehlt, ist ein Step-Sequenzer. Den kann man natürlich noch von anderen Eurorack-Herstellern beziehen, aber es hätte das Roland SYSTEM-500 abgerundet. Allerdings wüsste ich auch nicht, wo man das platzmäßig auch noch hätte unterbringen wollen.

Roland SYSTEM-500 Test: der Klang

Was soll ich sagen: Fett…analog…wuchtig…Rolandig! Die Filter klingen gut und die einstellbare Einsatzgeschwindigkeit der Hüllkurven kann den Unterschied machen. Das ganze System lädt zum Experimentieren ein und manchmal kann man sich gar nicht davon lösen. Suchtgefahr!

Roland SYSTEM-500 Test: Fazit

Das Roland SYSTEM-500 lässt klanglich wenig Wünsche offen. Natürlich gibt es noch eine Vielzahl von Modulen, die man auch aus anderen Eurorack-Welten hinzunehmen kann, aber als Grundstock kann sich das SYSTEM-500 schon sehen lassen. Obwohl, einen Step-Sequenzer oder etwas abgedrehtere Module (Sample&Hold, Ring-Modulator etc.) sucht man vergebens.

Einzig die etwas „fiddelige“ Bedienung kann den Spaß trüben. Ansonsten sind die Module und auch das Rack, das sich durch die abgeschrägte Bauweise auch als Desktop-System verwenden lässt, extrem wertig verarbeitet. Stimmstabilität ist auch überhaupt kein Thema.

Aber das edle Teil hat mit rund Euro 2200 auch seinen Preis – nicht wenig Geld für ein monophones System, aber halt komplett analog. Ein Doepfer A-100 liegt im gleichen Preisbereich, hat aber ein „Plus“ an Möglichkeiten. Auch wäre die Kopplung von zwei Moog Mother-32 eine Alternative, die für Euro 1400 zu haben wäre.

Also, das Roland SYSTEM-500 ist was für analoge und modulare Connaisseure, nix für Einsteiger oder den Otto-Normal-Keyboarder – es sei denn, man hat das nötige Kleingeld übrig.