Mit dem JD-Xi zielt man nicht unbedingt auf den versierten Tour- oder Studiokeyboarder (Mini-Tasten), sondern eher auf den groove-orientierten Dance- und Desktop-Musiker. Hier unser Roland JD-Xi Test!

Vor allem zielt Roland mit dem Roland JD-Xi auf den, der für wenig Geld eine Menge Spaß haben will. Mussten Keyboarder früher kräftige Burschen sein, um ihr Instrument transportieren zu können, so ist der JD-Xi für den Keyboarder “to-go” gedacht. Man kann sich das Ding unter den Arm klemmen und einfach mal zu Freunden mitnehmen. Da hat der Keyboarder endlich mit dem Gitarristen gleich gezogen.

Roland JD-Xi: der analoge Synthesizer

Man glaubt es kaum, der Roland JD-Xi ist Rolands erste „Rückkehr“ zu einem analogen Synthesizer seit 1986! Aber der kleine Kerl bietet noch viel mehr: Im Prinzip vereint der Roland JD-Xi vier verschiedene Sektionen: Einen monophonen Analog-Synthesizer, zwei polyphone Digital-Synthesizer und einen Drum-Synthesizer. Die digitalen Bereiche teilen sich dabei 128 Stimmen. Dazu kommt noch ein Vocoder – ein passender Schwanenhals wird mitgeliefert.

Roland JD-Xi: das Design

Roland JD-Xi Test: weiße Ausführung
Den Roland JD-Xi gibt’s (mittlerweile) auch in einer weißen Ausführung.

Das passiert, wenn Design zu Lasten der Funktionalität geht. Die rot-schwarze Farbgebung des Roland JD-Xi mag zwar stylish aussehen. Richtig lesen kann man aber die Beschriftung kaum. Wenn man dann vielleicht noch in einem dunklen Raum steht, dann wird es im wahrsten Sinne des Wortes „zappenduster“.

Ich bin scheinbar nicht der erste, der das bemängelt, denn inzwischen gibt es auch eine Variante mit weißer Oberfläche und schwarzer (und besser lesbarer) Schrift.

Roland JD-Xi: die Struktur

Die Klangerzeugung des Roland JD-Xi ist aufgeteilt in vier Parts: Digi Synth 1, Digi Synth 2, Drums und Analog Synth. Die Kombination aller vier Parts nennt sich Program.

Der Roland JD-Xi ist 129-stimmig polyphon, wobei der Analog Synth monophon (also 128 plus 1) ist. Ein zentraler Bestandteil des Instruments ist der Pattern-Sequenzer, der entsprechend der vier Parts über vier Spuren verfügt. Es ist nicht möglich, mehrere Parts übereinander zu „stacken“, wohl aber kann man z.B. zu einem Pattern mit Digi Synth 1 und Drums den Analog Synth von Hand dazu spielen.

Man sieht schon, das Instrument ist stark auf die Arbeit mit dem Pattern-Sequenzer fokussiert. Insgesamt verfügt das Instrument über 256 nicht überschreibbare Presets und 256 User-Presets.

Hinzu kommen ein Arpeggiator und ein Vocoder. Ist letzterer aktiviert, so hat der Analog Synth Pause. Ein Schwanenhals-Mikro ist im Lieferumfang inbegriffen.

Ein Teil der Parameter des Roland JD-Xi liegt über Controller in direktem Zugriff, für tiefergehende Klangänderungen muss man ins Menü einsteigen, was bei dem recht kleinen Display ein wenig mühselig ist. Wichtige Parameter, wie z.B. Filter kann man aber ad hoc verändern. Das ist geschickt gemacht.

Sicherlich wird der eine oder andere sagen, dass es besser gewesen wäre, noch mehr direkte Eingriffsmöglichkeiten zu haben, aber den kann man auf den Preis verweisen. Ein hilfreiches Feature ist der Genre-Wahlschalter bei den Digi Synths, hier muss man nicht lange durch die Presets durchsteppen, man wählt einfach „Pads“, „Leads“ etc an, und schon hat man die richtigen Klangfarben parat.

Ebenfalls positiv vorzuheben ist die Funktion „Favorite“, kann man doch hier “seine“ 16 wichtigsten Programs auf die 16 Taster legen und wieder abrufen.

Die Gesamtstruktur wird auch in der nachstehenden Zeichnung deutlich.

Roland JD Xi-Test Gesamtstruktur
Roland JD-Xi Gesamtstruktur, Foto: Roland JD-Xi Parameterguide

Roland JD-Xi Benutzeroberfläche

Von der Benutzeroberfläche her muss man den Roland JD-Xi in zwei Bereiche teilen.

Roland JD-Xi Test Benutzeroberfläche
Roland JD-Xi Benutzeroberfläche

Bereich 1 ist der Pattern-Synthi, der eine Menge Spaß bereitet, und schnelle Ergebnisse bringt. Mit den direkt zugänglichen Parametern kann man schon eine ganze Menge machen.

Bereich 2 wäre die Ebene, die man nur über den Edit-Mode erreicht, und der eine Vielzahl von Klangbearbeitungsmöglichkeiten bietet, die mancher vielleicht gar nicht nutzen will, weil viel zu kompliziert.

Insofern ist das von Roland sehr geschickt gelöst. Schade ist nur, dass die Editierung mit dem kleinen Display nicht wirklich Spaß macht. Das “schreit” nach einem Software-Editor.

Roland JD-Xi: der analoge Bereich

Hier reden wir wirklich von analogen Schaltkreisen, nix virtuell-analog! Der Rest der Roland JD-Xi Story ist schnell erzählt: Ein Oszillator mit drei Wellenformen (Sägezahn, Dreieck, Rechteck mit einstellbarer Pulsbreite), ein Sub-Oszillator, ein Regler für die Pulse-Modulation und ein 24 dB-Lowpass-Filter. Irgendwie erinnert der Bereich an den alten Roland TB-303 Bass-Synthesizer, so gehören auch die Bass-Sounds zu seinen Stärken.

Beim Roland JD-Xi kann man aber das Filter in Eigenschwingung versetzen. Um weitere Dinge zu editieren, muss man in das Tone Edit Menu eisteigen. Dort findet man die ADSR-Generatoren für Filter und Lautstärke, Portamento, LFO tempo Sync uvm. Wie sagt man so schön: Der ganze Bereich ist einfach aber klanglich wirkungsvoll. Schön wäre es gewesen, könnte man den Sub-Oszillator in seiner Lautstärke regeln.

Roland JD-Xi: die Digi Synths 1/2

Die Digi-Synths arbeiten mit Rolands „Super Natural“ Sound Engine, sprich: Sie sind Sample-basiert. Man kann, will man selbst programmieren, aus einer Vielzahl von Basissounds/Wellenformen wählen. Die Auswahl ist gut und reichlich: Pianos, Orgaln, Pads, Strings, Gitarren, aber auch Wellenformen, wie die legendäre Super-Saw und andere, es ist alles an Basismaterial da, was man sich wünscht. Dazu gehören auch analoge Emulatioen wie die beliebten JP-8-Strings und Poly Brass.

Wenn man jetzt “Piano” liest, dann muss man sein Klavier zu Hause nicht verschrotten. Es ist eher im Gesamtkontext des Roland JD-Xi als klavierartiger Sound zu sehen. Der JD-Xi ist kein Sample-Player.

Für die Klangbearbeitung stehen beim Roland JD-Xi vier digitale Filterformen zur Verfügung. Cutoff und Resonance sind direkt auf der Bedienoberfläche regelbar, die Filterhüllkurve nicht. Wohl aber die Hüllkurve der Lautstärke, allerdings nur mit einem einzigen Regler.

Dreht man diesen nach links, dann schwingt der Klang schnell ein, dreht man ihn nach rechts, sind Attack und Sustain länger. Dies ist für die Echtzeitbearbeitung ein guter Kompromiss. Für detaillierte Änderungen der Hüllkurven und anderer Parameter muss man in den Edit-Mode eisteigen. Das gilt nicht für den LFO, denn Wellenform, Rate und Modulationsziel sind über die Benutzeroberfläche regelbar. Auch hier gilt: Steigt man in die Edit-Ebene ein, dann kann man noch eine Vielzahl von Änderungen vornehmen.

Eine Beschreibung aller Parameter würde die den Rahmen sprengen. Wie verweisen auf den hier abrufbaren Parameter Guide (leider nur in Englisch verfügbar).

Roland JD-Xi: Drums

Die Drums sind weit mehr als nur eine Abrundung des Ganzen. Der Bereich hat es in sich: 33 Kits, basierend auf den legendären Roland Drumcomputern der TR-Serie und der CR-78 plus Acoustic-, House-, EDM-Drumsets.

Jedes Drumset besteht aus 26 Instrumenten, die jeweils einer Taste zugewiesen und, zur besseren Orientierung, über der Taste mit Kürzel (BD1 , RIM etc.) angegeben sind. Der Clou: Jedes Instrument kann man separat mit der Filtersektion u.a. Bereichen variieren. So kann man sich auch seine eigenen Drumsets zusammenbauen.

In der Edit-Ebene kann man dann sogar die Wellenformen ändern bzw. bis zu vier Wellenformen pro Instrument verwenden. Klasse.

Roland JD-Xi: Vocoder

Roland JD-Xi Test mit Mikrofon
Roland JD-Xi: Das Vocoder-Mikrofon gehört zum Lieferumfang.

Auch wenn der Gebrauch des Vocoder den monophonen Analog-Synth mutet, ist der Vocoder poylphon nutzbar. Man sollte jetzt keine Wunderdinge rwarten, aber es macht Spaß damit herumzuspielen. Über den External In könnte man übrigens auch eine Gitarre o.ä. als Carrier verwenden.

Roland JD-Xi: Effekte

Heute gehört es zum guten Ton, einen Synthesizer mit einer Effektsektion auszurüsten. Beim Roland JD-Xi sind es deren vier. Die Effekte wirken zwar stets auf alle vier Parts, man kann diese aber für jeden Bereich deaktivieren. Folgende Varianten stehen zur Verfügung:

  • Effect 1: Distortion, Fuzz, Compressor oder Bit-Crusher
  • Effect 2: Flanger, Phaser, Ring Modulator oder Slicer, Delay(2 Varianten) Hall (6 Varianten)

Die Auswahl der Effekte und die Intensität sind ebenfalls im direkten Zugriff auf der Benutzeroberfläche. An der Qualität der Effekte des Roland JD-Xi gibt es nichts auszusetzen, im Gegenteil, sie klingen wirklich gut! Das Delay lässt sich synchronisieren, der Hall bietet eine maximale Nachhallzeit von vier Sekunden.

Roland JD-Xi: Sequenzer

Trotz seiner Einfachheit ist der Sequenzer wirklich vielseitig einsetzbar. Es handelt sich dabei um den klassischen Pattern-Sequenzer. Die einzelnen Steps lassen sich entweder mit 8teln bis 32teln quantisieren.

Eine Sequenz besteht aus einem, zwei oder vier Takten. Jeder der vier Parts hat dabei seine eigene “Spur”. Beim Drum-Bereich hat sogar jedes „Instrument“ seine eigene Spur.

Die Aufnahme erfolgt entweder in “Realtime” oder step by step. Bei letzterem helfen die 16 rot leuchtenden Taster. Dadurch wird die Programmierung auch für den Einsteiger wirklich einfach. Die Pattern werden dann mit einem Programm zusammen abgespeichert.

Dann noch eine wichtige Anmerkung: Wechselt man das Programm während ein Pattern läuft, dann erfolgt de Wechsel nicht unmittelbar. Erst läuft das Pattern zu Ende, um dann den Programmwechsel auszuführen und mit dem nächsten Pattern nahtlos zu beginnen.

Und jetzt mal weiterdenken! Wir haben ja die 16 Favorites. Legen wir da passende Grooves hintereinander, dann können wir wie bei einer Groove Box die Loops in beliebiger Reihenfolge abrufen. Pluspunkt.

Roland JD-Xi: Tastatur/Anschlüsse

Ja, der Roland JD-Xi hat auch “nur“ 37 Minitasten. Da werden sich die Geister wieder scheiden. Aber wie in der Einführung gesagt, der Roland JD-Xi ist kein Gerät für den elaborierten Tour-Keyboarder. Und ja, der Roland JD-Xi ist anschlagdynamisch.

Dies gilt aber nur für den Bereich der Digi Synths und die Drums, der Analog Synth ist nicht dynamisch spielbar.

Roland JD-Xi Test Anschlüsse
Roland JD Xi Rückseite mit Anschlüssen

Auf der Rückseite die üblichen Anschlüsse: MIDI in/out, USB, Outpur (l, r mono), plus ein Instrumenteneingang (Klinke, Mic/Line) für den Vocoder. Was zu meckern? Ja, habe ich. Jetzt haben wir schon vier Parts, da wäre es doch schön, Einzelausgänge zu haben und den Drumcomputer in stereo.

Roland JD-Xi: der Sound

Der Roland JD-Xi bietet klanglich die erwartete Roland-Qualität. Sowohl der analoge Mono-Synth und die digitalen Bereiche klingen ausgesprochen fett und gut. Richtig los geht es dann, wenn man die Parts zusammen mit dem Pattern-Sequenzer hört. Das macht einfach Spaß. Wer sich überzeugen will, der sollte sich unser Video (oben) dazu ansehen.

Roland JD-Xi: Fazit

Ja, der JD-Xi hat es ganz schön in sich, was man ihm auf den ersten Blick gar nicht ansieht. Hier stecken eine Vielzahl von Möglichkeiten drin. Sicher, das Ding ist für die Groove-orientierten Musiker konzipiert, die nicht unbedingt fingerfertig auf einer Tastatur spielen können müssen.

Nenn es Groove-Box mit Synthesizer und Tasten. Aber auch damit würde man den JD-Xi unter Wert schlagen. Mit seiner ersten Benutzeroberfläche ist er einfach zu „durchschauen“ und zu bedienen, was ihn auch für Einsteiger empfehlenswert macht.

Aber dahinter steckt noch viel mehr, was auch einem eingefleischten Synth-Liebhaber gefallen wird. Man bekommt viel fürs Geld: Zwei Digi Synths, einen Analog Synth, einen Drum-Computer, eine Groove-Box, Effekte, einen Vocoder, auch wenn er einfach gestrickt ist.

Und das für unter 500 Euronen – das ist wahrlich nicht schlecht!