Korg Collection 2018

Korg hat mit der Korg Collection seine Software-Sammlung berühmter Klassiker auf den neuesten Stand gebracht und ihr einen weiteren Synthesizer spendiert: den ARP Odyssey.

Die Korg Legacy Collection aus dem Jahr 2004 war das Ursprungsprodukt, auf dem die neue Korg Collection basiert. MS-20, Polysix und Wavestation waren die ersten drei Plug-ins, dazu die Legacy Cell, mit der man MS20 und Polysix kombinieren und mit Effekten versehen konnte. Apropos Effekt: Ein kleines Effekt-Plug-in namens MDE-X gab es ebenso wie auch die Möglichkeit, den MS-20 als Effektgerät einzubinden.

Damals gab’s im Karton außerdem noch den MS-20 USB-Controller. Der ist inzwischen natürlich längst ausverkauft. Auf Ebay muss man zwischen 250 und 300 Euro hinblättern, um diese Kiste ohne jegliche eigene Klangerzeugung gebraucht zu erwerben.

Korg Collection Test – die Legacy Collection lebt!

Über die Jahre kamen weitere Klangerzeuger wie M1 und der Mono/Poly hinzu. Dann wurde es erst mal eine Weile recht still um die Korg Plug-ins. Nach wie vor konnte man sie im Netz erwerben, irgendwann gab es auch 64-Bit-Versionen. Aber weitere Neuigkeiten? Fehlanzeige.

Okay, Korg hat in dieser Zeit jede Menge neuer Produkte auf den Markt gebracht. Man denke nur an die Volka-Familie oder so manchen großen Synthesizer vom Kronos über den minilogue bis hin zum jüngsten Korg Prologue, den wir ja auch bereits getestet haben. Irgendwann besann man sich aber bei Korg wieder auf Software und widmete sich wieder den hauseigenen Plug-ins.

Korg Collection Update

Die erste Version der Korg Collection war für die bereits bekannten Plug-ins wohl nur so etwas wie ein Pflege-Update. Wichtigste Neuerung war der Umstieg vom Dongle-Kopierschutz auf ein Software-basiertes System. Doch war man bei Korg alles andere als untätig und präsentierte mit der Software-Version des ARP Odyssey auch einen neuen Soft-Synth.

Noch während dieses Test gab es dann ein weiteres Update, über das sich alle ProTools-User freuen konnten. Denn nun gibt es die Plug-ins nicht mehr nur als VST- oder AU-Version, sondern auch im AAX-Format. Das nutze ich zwar selbst nicht, aber hier zeigt sich, dass Korg die Entwicklung offensichtlich wieder aufgenommen hat.

Für alle, die die Entwicklung der letzten 14 Jahre nicht mitbekommen haben, hier noch mal Infos zu den bisherigen Software-Synthesizern im Schnelldurchlauf.

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Korg Collection Test – MS-20

Korg MS-20-Plug-in im Edit-Modus
Korg MS-20-Plug-in im Edit-Modus

Wie alle Plug-ins von Korg ist auch der MS-20 eine sehr gute, aber keine tausendprozentig exakte Software-Reinkarnation der alten Hardware. Dabei muss man aber auch bedenken, dass es durch Bauteiltoleranzen und Alterung oft schon genug Unterschiede zwischen baugleichen Hardware-Modellen gibt.

Der Sound des Software-MS-20 kann jedenfalls überzeugen. Das GUI des Plug-ins ist allerdings etwas in die Jahre gekommen. Damit meine ich nicht die grundsätzliche Bedienung, denn man kann zwischen kompletter Ansicht des Synthesizers und des Bedienfelds sowie auf Ebenen für die Konfiguration und die Programmliste umschalten. Aber ich hätte wirklich gerne ein skalierbares grafisches Interface, denn auf dem Retina-Display meines iMacs ist das alles schon ein bisschen klein. Das gilt übrigens für alle alten Plug-ins der Korg Collection. Aber laut dem deutschen Vertrieb Korg & More wird bereits an einem entsprechenden Update gearbeitet – sehr schön.

Zum Glück bin ich außerdem im Besitz eines der alten MS-20-Controllers und kann ja an dessen Knöpfen drehen und dort Kabel patchen. Das funktioniert auch nach 14 Jahren noch prima.

Korg Polysix Software-Version
Korg Polysix Plug-in

Korg

Korg Collection Test – Polysix

Korg Polysix Edit-Modus
Auch der Korg Polysix hat einen Edit-Modus.

Was für den MS-20 gilt, darf sich auch der Polysix gefallen lassen. Guter Sound, vielleicht nicht absolut Hardware-identisch, aber im Mix sehr gut. Wie gut das alles im Mix klingt, habe ich in einem Beispielsong festgehalten, der ausschließlich mit Plug-ins der Korg Collection gemacht wurde. Der Polysix lieferte hier den Bass. Und wie schon der MS-20 hat auch der Polysix eine extra Edit-Ansicht. Die ist doch etwas einfacher zu bedienen als der Synthesizer in der Gesamtansicht – auch wenn man da ebenfalls an allen Reglern drehen kann!

Korg Wavestation Software
Die Korg Wavestation aus der Korg Collection

Korg Collection Test – Wavestation

Ich habe hier eine Korg Wavestation A/D, die schon vor 14 Jahren als Vergleichsgerät bei einem Test herhalten durfte. Ja, schon damals gab es feine Klangunterschiede, aber auch schon damals kam man zu dem Ergebnis, dass die Software-Wavestation toll klingt. Die Advanced Vector Synthesis und das Wave Sequencing haben für mich jedenfalls nichts von ihrem Charme verloren und machen immer noch großen Spaß.

Übrigens: Beim Plug-in kann man immer noch deutlich mehr erkennen als auf dem Bildschirm der Hardware. Wie bei so vielen Wavestations hat sich auch bei meiner die Hintergrundbeleuchtung des Displays irgendwann verabschiedet. Durch die helle Studioumgebung geht das bei mir auch so, aber dafür ist das Plug-in-Display fast genauso groß wie das der Hardware und auch schön scharf.

Korg Legacy-Cell
Korg Legacy-Cell

Korg Collection Test – Legacy Cell

Die Kombination aus MS-20- und Polysix in Verbindung mit Insert-Effekten, Mixer und Master-FX liefert interessante Klänge. Die grafische Oberfläche erinnert schwer an das Minimasterkeyboard Korg MicroKontrol, das ebenfalls 2004 das Licht der Welt erblickte.

Korg M-1 Plug-in
Korg M1 Plug-in

Korg Collection Test – M1

Die Korg M1 ist die Ur-Workstation schlechthin und hat damit zurecht Legendenstatus. Auch heute noch hört man die Sounds wie das House Piano, die Orgel oder den Fingersnap in unzähligen Songs. Zumindest den Fingersnap habe ich auch im Demosong verwendet.

Bei dieser M1 werden sogar alle Sounds mitgeliefert, die man auf zusätzlichen Cards erwerben konnte. Und auch die Klänge der direkten Nachfolgeserie mit den Modellen T1, T2 und T3 sind dabei. Aber Achtung: Das ist und bleibt eine M1 und wird auch mit den anderen Sounds nicht zum T-Modell. Denn das hatte nicht nur andere Wandler, sondern hier und da auch etwas mehr Platz beim Sound-ROM. So klingt der Sound A68 Block in der M1 halt kürzer als in der T-Serie. Und mit dem Sound kenne ich mich nun wirklich aus. 😉

Korg MonoPoly Software
Korg Mono/Poly Plug-in

Korg Collection Test – Mono/Poly

Das Original wurde von 1981 bis 1984 gebaut und damit ohne MIDI bis in die 1983 beginnende MIDI-Ära. Als einer der Vorläufer des Polysix ist dieser Synthesizer längst ein Klassiker geworden. Mal abgesehen davon, dass die Softwareversion um einiges leichter ist als die ca. 12 kg schwere Hardwarekiste, ist dieser Synthesizer einer der Beweise, dass man Wikipedia auch nicht immer trauen kann. Denn die Hardware hatte 3 ½ Oktaven, was 44 Tasten entspricht, nicht 37. Speicherplätze hatte das Original ebenfalls nicht, weshalb ich heute immer zur Software-Variante greifen würde.

Korg MDE-X
Korg MDE-X

Korg Collection Test – MDE-X

In diesem kleinen Multieffektgerät findet man alles, was man für Zwischendurch so braucht. Das reicht vom Hall über Delays bis zu Kompressoren, Flangern, Phasern und EQs. Insgesamt 19 Effektypen und 128 Programme stehen zur Auswahl. Die Qualität ist durchaus brauchbar, und die verschiedenen Effekte lassen sich mit dem grafisch jeweils angepassten Interface ganz gut bearbeiten. Sicher sollte man hier keine Wunder erwarten, aber als „Brot-&Butter“-Effektgerät leistet das kleine Plug-in sehr gute Dienste.

Gut, soweit die bereits bekannten Bestandteile der Korg Collection. Da Korg vor geraumer Zeit nicht nur die Rechte an ARP kaufte, sondern auch den ARP Odyssey in allen drei Revisionen wieder auferstehen ließ, lag es ja schon irgendwie nahe, ihn auch als Softwarevariante zu präsentieren.

ARP Odyssey Rev2
ARP Odyssey Rev2

Korg Collection Test – ARP Odyssey

ARP Odyssey Plug-in Rev1
ARP Odyssey Plug-in Rev1

Einen Test zur neuen Hardware-Variante kannst du an dieser Stelle ansehen. Ich beschränke mich hier mal auf die Besonderheiten der Software.

Zunächst einmal hat Korg bei der Software-Variante des ARP Odyssey alle drei Revisionen eingebaut, und zwar nicht nur mit den unterschiedlichen Filtern, sondern auch beim grafischen Interface. Das ist übrigens deutlich größer als bei den älteren Plug-ins. Das Fenster kann auf drei Größen angepasst werden. Hat man ein kleineres Fenster gewählt, kommt man an die weiteren Regler über das Verschieben der Oberfläche mit der Maus nach oben oder unten. Da der ARP Odyssey mit seinen bunten Schiebereglern schon immer sehr aufgeräumt erschien, klappt die Bedienung auf dem Bildschirm auch sehr gut.

Wer gerne mit externen MIDI-Controllern arbeitet und nicht lange nach den CC-Werten für die einzelnen Regler suchen will, kann sich diese in den View-Einstellungen auch anzeigen lassen. Nettes Extra. Ich freue mich vielmehr, dass alle Plugins der Korg Collection selbstverständlich auch bequem über die DAW zu automatisieren sind. Damit werden Fiilterfahrten etc. zum Kinderspiel.

Wie schon der Mono/Poly nutzt auch der ARP Odyssey die weiteren Vorteile der modernen Computerwelt und verfügt über eine sehr gute Programmspeicherfunktion. Alles sieht bei diesem Plug-in irgendwie moderner aus. Man merkt sofort, dass es aus einer neuen Generation als die anderen stammt.

Ich habe zwar aktuell keinen ARP Odyssey hier, aber habe oft genug damit gespielt und habe ja auch diverse Klangbeispiele hier zum Vergleich. Und da kann die Plug-in-Variante durchaus mithalten. Wie ich bereits beim MS-20 erwähnte, darf man einfach nie einen direkten Vergleich machen. Denn man vergleicht immer nur mit EINEM Hardware-Modell. Ein Vergleich mit einer Serie ist unmöglich. Viel wichtiger ist, dass der Grundcharakter des Synthesizers eingefangen wurde und dass die Software zumindest grundsätzlich das macht, was auch bei der Hardware passiert. Und das ist sehrt gut gelungen!

ARP Odyssey Plug-in Rev3
ARP Odyssey Plug-in Rev3

Im Mix setzt sich der ARP Odyssey wunderbar durch, die unterschiedlichen Filter lassen viele Klangvariationen zu und der Gesamtsound ist überzeugend. Solo 1 gegen 1 gibt es sicher Unterschiede wie bei allen Plug-ins der Korg Collection. Aber hey, schon mal die Preise verglichen? Insgesamt hat mich der Software-Odyssey jedenfalls überzeugt.

Das oben erwähnte Update brachte dem ARP Odyssey neben dem AAX-Support übrigens noch neben der Reparatur eines Crashs, von dem ich bis dahin nicht betroffen war, noch Analog / Equal Tuning. Es gibt also offensichtlich auch Detailverbesserungen.

Korg Collection Test – Klangbeispiel

In unserem Demosong hörst du ausschließlich Sounds und Effekte der Korg Collection. Sonst kam nichts zum Einsatz.

Der Demo-Song startet mit den „T-1 Drums“ aus der M1 und dem MonoPoly (002: Softer Acid), auf dem das MDE-X mit Programm 049: BPM Sync Flanger drauf ist. Der folgende Bass kommt aus dem Polysix (000: Fat Line Bass) und die gleichzeitig einsetzende Fläche aus der Legacy Cell (000: Vaporization Pad). Danach folgt die Wavestation mit dem zweigeteilten Preset 0 Ski Jam. Darin gibt es eine Wave-Sequenz und einen kleinen Lead.

Der einsetzende Lead-Sound stammt aus dem ARP Odyssey in der orangen Factory-Version (Factory 014: Apollo Lead). Was danach klingt wie eine Orgel ist der MS-20 mit Preset 029: Resonance Piano. Lead-Sound Nr. 2 stammt ebenfalls aus dem orangen Odyssey (Factory 003: Curried) und der letzte Lead-Sound kommt aus einem Arp Odyssey Rev.2 (Rev2 005: Aggro Kultur).

Ich habe bewusst Presets eingesetzt, damit jeder alle Sounds komplett nachvollziehen kann. Meiner Meinung nach setzen sich die Sounds bereits ohne Klangbearbeitung prima durch. Einen EQ hab ich nicht benutzt. Und wer die Originale kennt, hört sofort, dass nicht nur ihr Charakter mehr als getroffen wurde, sondern dass man ohne einen 1:1-Vergleich auch keinen Unterschied bemerkt. Was will man mehr?

Korg Collection Test – was noch?

Bei allen Plug-ins wurde die Bedienung 1:1 von der Hardware auf den Rechner übertragen, was mit den vielen Reglern gut funktioniert. Beim MS-20 darf und muss man also auch am Bildschirm Kabel patchen, beim Polysix eben dafür an den Reglern drehen. Bei der M1 mit ihrem kleinen Display und den paar Knöpfen hat sich Korg zum Glück am Display der T-Serie orientiert und hier eine entsprechend angepasste Bedienung programmiert. Auch die Wavestation profitiert davon, dass man jeden Parameter auf dem Bildschirm direkt ansteuern und auch mit Maus und Tastatur verändern kann.

Die Prozessorlast ist wie bei allen Plug-ins der Korg Collection auf meinem 3,3 GHz Quadcore i7 iMac sehr niedrig. Mein Demosong hat 10 Spuren mit Synthesizer-Plug-ins plus MDE-X auf einer Spur, was in Logic Pro X als Host zu kaum erwähnenswerten Ausschlägen der CPU-Lastanzeige führte. Während des laufenden Betriebs gab es auch keinerlei Abstürze, alles läuft sehr stabil. Die Registrierung über die Korg-Webseite und Installation waren ebenfalls problemlos.

Übrigens: Ich schreibe immer nur von Plug-ins, aber alle Synthesizer werden auch als Stand-Alone-Versionen mitinstalliert. Da fehlt nur das Effektgerät. Für mich eher unnötig, aber wer gerne damit arbeitet, bekommt diese Versionen noch obendrauf.

Außerdem gab es noch 21 Sound-Bänke für die verschiedenen Plug-ins. zum kostenlosen Download als Extra obendrauf. Für Klangfutter ist somit auch ohne selber zu schrauben erstmal eine Weile gesorgt – sehr gut!

Korg Collection Test – Fazit

Toll, dass Korg seine Plug-ins nicht nur wiederentdeckt, sondern ihnen mit der Software-Variante des ARP Odyssey auch gleich eine würdige Erweiterung spendiert hat. Die alten Varianten habe ich immer wieder eingesetzt, das wird sich nun auch nicht ändern.

Mein einziger Kritikpunkt mit den überholungsbedürftigen GUIs scheint auch bereits mit einem der nächsten Updates Geschichte zu sein. Wenn das passiert, werde ich die Bewertung des Tests auch in diesem Punkt verbessern.

Der Preis der neuen Korg Collection liegt im Korg Shop online bei 249,– US-Dollar. Man kann auch die Plug-ins einzeln erwerben. Dann kostet der ARP Odyssey 99,99 US-Dollar, die restlichen Synthesizer 49,99 US-Dollar und das MDX-Effekt-Plug-in 19,99 US-Dollar. Vergünstigte Update-Preise für Besitzer der Legacy Collection (49,99 US-Dollar) und der M1 Le (149,–) gibt es ebenfalls. Mal abgesehen, dass das im Vergleich zu den gebrauchten Hardware-Versionen extrem günstig ist, sind das auch im Vergleich zu anderen Software-Synthesizern sehr faire Preise!

Zum Betrieb der Korg Collection benötigt man einen PC ab Windows 7 oder einen Mac mit mindestens OSX 10.10. In beiden Rechnervarianten sollte wenigstens ein Intel Core 2 Duo oder besser ein i5-Prozessor seine Arbeit verrichten. Das sollte für jeden halbwegs modernen Musikrechner machbar sein.

Wer also die alten Klassiker von Korg gerne im Rechner haben möchte, kommt an der Korg Collection nicht vorbei. Würde mich freuen, wenn es in Zukunft noch weitere Software-Umsetzungen von Korg geben würde. Ich hab hier noch zum Beispiel nen DW-8000 und der Drumcomputer S3 wäre auch nicht verkehrt. 😉