Voices of Soul heißt ein neues Vocal Instrument oder Plug-in von EastWest, das sich nicht den ganz großen Chören widmet, sondern eher die kleine, vielleicht vierköpfige Backing Vocal Gruppe in den Vordergrund stellt.

Und dies im Genre Soul mit seinen ganzen Facetten. Ich würde dies aber gar nicht so eng auf eine Stilrichtung begrenzen und sehe die Einsatzmöglichkeiten ebenso im Pop, Rock oder ähnlichen Bereichen.
Die Stimme, die Voices of Soul prägt, stammt von der Soul-Sängerin C.C. White, die schon für viele bekannte Künstler(innen) gearbeitet hat

Anders als z.B. bei den Hollywood Choirs ist es bei Voices of Soul nicht möglich, den Begleitchor einen Text mitsingen zu lassen, dafür stehen aber jede Menge kurze und typische Backing Vocal Silben zur Verfügung, die man von Begleitchören kennt:

Doo, Ee, Eh, Ha, Hm, Ho, Ho Expressive, Hoo, La, Mm, Oh, Oh Expressive, Oo, So Expressive, Wo, Wo Expressive.

Voics of Soul erlaubt dabei nicht nur jeweils eine einzelne Silbe aufzurufen, sondern auch Silbenkombinationen, die man über die Spielhilfen abruft. Welche Silbenkombinationen es gibt, das ist festgelegt. Man kann sich also nicht selbst eine Kombination programmieren, ein wenig schade.

Da, wo es sich anbietet, kann man natürlich aus Voices of Soul auch eine Solostimme zaubern, die Qualität der Aufnahmen gibt das allemal her. Irgendwie rutscht Frontgesang ohne Text immer irgendwie in den Ethno-Bereich – was nicht Schlechtes sein muss.
Was mir bei Voices of Soul auf Anhieb gut gefallen hat, das waren die Ausdrucksmöglichkeiten, die man mit den verschiedensten Spielhilfen erzeugen kann: Keyswitches, das Modulationsrad, Velocity, Round Robin (erkläre ich später) etc.

Voices of Soul arbeitet nicht mit dem KONTAKT-Player, sondern mit der Eastwest-eigenen PLAY-Engine, die man bei Download mit dazu bekommt.

Will man Voices of Soul in der DAW öffnen führt der Weg dann über Play bis man dann den gleich näher beschriebenen Browser erreicht.

Voices of Soul Test – Der Aufbau des Vocal Instruments

Der Aufbau von Voices of Soul ist trotz der Vielzahl der Möglichkeiten und Samples so logisch strukturiert, dass man eigentlich recht schnell damit zurechtkommt.

Im Prinzip spielt sich fast alles auf den nachstehenden vier Seiten ab:

  1. Der Browser
  2. Player
  3. Mixer
  4. FX

Einen Überblick über den Aufbau gibt auch das folgende Video:

Voices of Soul Test – Der Browser

Öffnet man Voices of Soul, dann sieht man im Browser acht Folder, die jeweils eine Gesangsvariante repräsentieren. Optisch sieht dieser Bereich jetzt nicht gerade sexy aus, leider ein Fakt, der auch für manch anderen Player gilt.

  1. Sustain
  2. Legato
  3. Combo MOD
  4. Combo RR
  5. MOD X-fade Chords
  6. Phrases
  7. Keyswitch
  8. Phrases FX

Die Kürzel weisen bereits darauf hin, mit welchen Spielhilfen man die zur Verfügung stehenden Artikulationen abruft. MOD steht dabei für Modulation Wheel des angeschlossenen Keyboards und RR für „Round Robin“, ein Begriff, der sich erst einmal nicht selbst erklärt.

Man bezeichnet das Round Robin-Verfahren auch als „alternierende Samples“. Dies lässt sich am besten bei Streicherlibraries erklären. Um Streichertöne lebendiger zu gestalten, z.B., wenn man Staccato-Phrasen spielt, dann erklingen in einer bestimmten Anzahl immer andere Samples, um den Sounds mehr Lebendigkeit zu verleihen. Ein Violinist spielt ja auch nicht jeden Ton hundertprozentig so wie den nächsten. Bei Voices of Sould variiert man mit RR die verschiedenen Silben.

Der Sustain-Folder enthält alle Silben jeweils einzeln mit Sustain. Hier kann man Akkorde oder auch Einzeltöne spielen etc.

Im Legato-Bereichwerden die Silben unterschiedlich „gebunden“.

Im Combo MODliegen verschiedene Silben auf einer Taste (2-4), die man mit dem MOD Wheel abruft. Dreht man das MOD Wheel nach unten, dann hört man z.B. ein Ah, dreht man es höher ein La und schließlich, bei voll aufgerissenem MOD Wheel, ein Ha.

Dabei sind nicht alle Silbenkombinationen möglich, auch kann man sich keine eigenen Silbenkombinationen auf das MOD Wheel legen.

Der Bereich Combo RR deckt die bereits beschriebene Round Robin-Variante ab. Spielt man z.B. vier Akkorde hintereinander, dann erklingt jeder Akkord jeweils mit einer anderen Silbe, ohne dass ich eine andere Spielhilfe bemühen muss. Vier verschiedene Silben sind dabei das Maximum.

Bei den Phrases erklingen, wie der Name es vermuten lässt, kürzere und längere soulige Gesangsparts. Voice of Soul hat dabei über 600 Phrasen im Angebot. Wenn wir diese musikalisch nutzen wollen, dann brauchen wir diese natürlich in den verschiedenen Tonarten. Dies hat man bei Voices of Soul sehr clever gelöst. Öffnet man diesen Ordner, dann sehen wir eine Auflistung aller Halbtöne, sprich zwölf. Wählen wir das F, dann liegen alle Phrasen des spielbaren Tastaturbereichs auf dem Grundton F, wählen wir C#, dann laufen alle Phrasen auf dem Grundton Cis. Leider ist es nicht möglich, die Gesangsphrasen an das Tempo des Songs (der DAW) anzupassen. Da muss man dann wirklich gucken, ob z.B. eine etwas längere Phrase vom Groove her passt. Wenn nicht, dann müsste man versuchen, das DAW-Tempo vor der Aufnahme an die Phrase anzupassen, um dann später wieder zum gewünschten Gesamttempo zu kommen. Wenn das nicht zu extrem wird, dann könnte dies klappen.

Eine andere Möglichkeit, mit den Phrasen umzugehen, befindet sich im Bereich Keyswitches. Dort haben wir alle Phrasen nebeneinander auf der Tastatur liegen, wobei wir diese mit dem Keyswitchbereich transponieren. Drücken wir da gleichzeitig mit einer Phrase das C, dann befinden wir uns in der Tonart C. Rufen wir die gleiche Phrase ab und drücken im Keyswitch-Bereich ein F, dann erklingt die gleiche Phrase in F.

Wir haben also zwei Möglichkeiten, die Tonart bei den Phrasen zu wechseln. Natürlich haben wir bei den Keyswitches noch weitere Variantenmit den Gesangssamples umzugehen.

Der letzte Bereich, Phrases FX, bietet weitere Gesangsphrasen mit, teilweise auch extremeren Effekten.

Voices of Soul Test – Die Player-Seite

Habe ich beim Browser über die Optik gemeckert, so sieht das auf der Player-Seite komplett anders aus: Gute Optik, sehr übersichtlich, sehr angenehm zu lesen und damit wirklich gut gelungen.

Eine der vier Hauptseiten von Voices of Soul
Die Player-Seite von Voices of Soul

Wechselt man aus dem Browser auf die Player-Seite, dann erkennt man in der Mitte eine Übersicht der an dem aktiven Patch beteiligten Artikulationen. Nimmt man ein Aah aus dem Sustain-Folder, dann wird da genau eine Artikulation gezeigt, nimmt man die Keyswitches, dann sind dies entsprechend mehr.

Im Playerbereich kann man eine Menge Veränderungen an dem Patch vornehmen: Hüllkurve, Chorus (Doubling-Effekt), Panorama, Convolution-Reverb mit Pre-Delay und diversen Raumpresets, Zuweisung der Ausgänge und Master-Channel etc.

Hier lässt sich auch die Gesamtstimmung des Plug-ins in Halbtönen und Cents verändern.

Voices of Soul Test – Unterschiedliche Mikrofonpositionen

Die Vocal Instrumente lassen sich wirklich in vielen Feinheiten beeinflussen. So stehen pro Instrument drei Mikrofonpositionen zur Verfügung, die ich beliebig mischen oder muten kann:

  • Close
  • Rear
  • Room

Jedes Mikro lässt sich dabei in Volume und Panorama variieren. Dies macht natürlich sehr nuancenreiche Einstellungen möglich, die selbst den Profi überzeugen werden.

Voices of Soul Test – Die Mixer-Seite

Von der Playerseite gelangt man in den Mixerbereich, der jedes geladene Instrument in einem Channel-Strip zeigt. Clickt man dort auf den FX-Taster, dann gelangt man auf die Effektseite, die nochmal das eins draufsetzt. Man hat Audio Processing Werkzeuge aus der SSL Oxford-Konsole zur Hand (mit Filter, Kompressor, EQ, Gate/Expander, Transient Shaper und Stereo Bus Compressor), dazu den EastWest Amp Simulator, das EP-1 Delay, den ADT-Effekt (Automatic Double Tracking) und einen Convolution Hall sowie das Ohm Force Ohmicide Distortion Plug-in. Mehr geht eigentlich nicht. Und ja, das Delay lässt sich auch mit der DAW synchronisieren, man hat bei Eastwest nun wirklich nichts ausgelassen.

Und das alles höchst übersichtlich und grafisch sehr ansprechend auf einer Seite organsiert.

Voices of Soul Test – Kann ich irgend etwas speichern?

Ja, natürlich die ganzen genannten Settings, Effekte, Mischer, Mikrofoneinstellungen lassen sich in einem User-Preset speichern und wieder abrufen.

Voices of Soul Test – Der Klang

Kann man bei der mehr als üppigen Ausstattung in puncto Klangbearbeitung und FX bei der generellen Klangqualität Kompromisse gemacht haben? Nein, kann man nicht. Die Vocal Samples von Sängerin C.C. White zeichnen sich durch allerhöchste Klangqualität und vor allem Lebendigkeit und Authentiztät aus. Die soulige Grundstimmung wird bei jedem Instrument offenbar. Bedenkt man dann noch die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten gepaart mit der üppigen Klangbearbeitung, dann bleiben keine Wünsche offen, außer vielelicht, dass man C.C. White gerne persönlich im Studio hätte…. Bei manchen Sounds sind deutliche Sample-Sprünge zu hören, was nicht weiter stört, wenn man Block-Akkorde greift.

Voices of Soul Test – Die Zielgruppe

Für wen ist dieses Plug-in geeignet? In erster Linie wendet man sich an Film- und TV-Vertoner. Braucht man für eine Szene als Unterleger schnell mal ein paar soulige Klänge, dann geht das mit Voices of Soul wunderbar. Auch wer für eine Songproduktion mal im Refrain oder der Bridge einen Summ-Chor haben möchte, der ist hiermit gut bedient. Das geht allemal schneller als einen Chor ins Studio zu bestellen, und preiswerter dürfte das auch sein.

Natürlich ersetzt Voices of Soul in keiner Produktion eine entsprechende Lead-Sängerin, aber das ist auch nicht gewollt.

Man kann diese Plug-in kaufen oder aber in der sogenannten ComposerCloud zusammen mit vielen, vielen anderen Spunds für 19,99 Euro/Monat nutzen. Auf die ComposerCloud werden wir in Kürze nähereingehen.

Voices of Soul Test – Das Fazit

Voices of Soul ist ein sehr gelungenes Vocal Instrument im Bereich Backing Chor. Klingt das Plug-in schon solo gespielt äußerst lebendig, so stelle man sich das eingebettet in ein Playback vor, wo es die Leadstimme in aller Regel ja nur tragen soll. Klar, man kann Solostimmen daraus basteln, aber das Haupteinsatzgebiet liegt, so wie man auch sagt, im Bereich der Backing Vocals. Und diesen Job löst Voices of Soul ganz hervorragend. Für viele, auch professionelle Produktionen, mag Voices of Soul schon ausreichen. Jetzt fehlt nur noch der Word-Builder…

www.bestservice.de
www.soundsonline.com

Der Preis liegt bis zum 2.1.2019 bei Euro 199. Danach wird es etwas teurer.