Cutoff und Resonance
Okay, keine TB-303 ohne Cutoff und Resonanz, aber sonst?

Wer einen Synthesizer-Sound ändern will, greift in 98% aller Fälle zunächst mal spontan nach dem Filter. Es ist ja auch zu schön, damit durch die Frequenzen zu fahren oder den Synth zwitschern zu lassen.

Egal, ob Schiebe- oder Drehregler: Cutoff und Resonanz gehören in Regel zu den meistgenutzen Parametern am Synthesizer. Das reicht manchmal sogar so weit, dass sich um die entsprechenden Regler sogar der Lack ablöst wie bei der Roland TB-303 in unserem Aufmacherbild. Und eine schöne Filterfahrt hat ja auch nahezu immer funktioniert. Sie sorgt für Spannung, und der geneigte Hörer nickt zumindest wohlwollend dazu mit dem Kopf, sofern er nicht gerade in (Tanz-)Ekstase gerät.

Dabei gibt es doch noch viele weitere Möglichkeiten, einem Sound seinen eigenen Stempel aufzudrücken – oder zumindest einen, den man sich abseits von Cutoff und Resonanz ausgesucht hat. Wir hätten da ein paar Vorschläge!

1. der LFO

Der LFO eines Roland JP-08
Der LFO

Sind wir doch mal ehrlich: Nichts moduliert so schön wie der Oszillator der tiefen Frequenzen. Mit möglichst vielen Schwingungsformen (die umgangssprachlich meist Wellenformen genannt werden, weshalb wir auch dieses Wort durchaus zulassen, selbst, wenn es eigentlich schlicht falsch ist) und regelbarer Frequenz ist der LFO doch stets die erste Adresse für den dauerhaften Eingriff ins Klanggeschehen. Und bei Synthesizern mit 2 LFOs wie zum Beispiel dem Roland Jupiter-6 vielleicht sogar die zweite. Warum nicht mal den VCO per LFO in wilde Schwingungsextrase versetzen?

2. Envelope 1

Envelope-Kurve einer Novation BassStation
Auch mal mit Drehpotis: ADSR-Envelope

Was wäre ein Synthesizer ohne vernünftige ADSR-Hüllkurve? Also mindestens ADSR, von uns auch mal mit mehr Parametern. Gate kann doch jeder! Aber erst ein regelbares Einschwingverhalten, gepaart mit einem steilflankigen Decay und vielleicht noch einer entsprechenden Prise Release für den Abflug in unendliche Weiten, machen einen „richtigen“ Sound doch erst aus.

3. Envelope 2

Envelope 2 eines Roland JP-08
2 Envelopes hat nicht jeder Synthesizer

Warum Envelope 2? Schlicht, weil wir’s können. Schließlich hat nicht jeder Synthesizer eine zweite (oder noch mehr) Hüllkurve(n) und wir damit eine weitere, sehr flexible Modulationsquelle zur Auswahl. Doch damit wird’s erst so richtig interessant. Oftmals finden sich auch unterschiedlich ausgestattete Envelope-Generatoren in Synthesizern. Und keineswegs muss Envelope 1 üppiger ausgestattet sein als Envelope 2, wie beispielsweise der Korg MS-20 beweist. Dessen zweite Hüllkurve ist nämlich die „komplette“, während Envelope Generator 1 gerade mal Attack, Release und eine Delay Time mitbringt.

4. Pulsbreitenmodulation

PWM Roland Jupiter-6
PWM beim Roland Jupiter-6

Sicher, eine saubere Schwingung, die wir kennen und bei der wir wissen, was uns erwartet, ist viel Wert. Hier schreibt offensichtlich jemand, der auch schon Synthesizer mit kaputten, weil nicht mehr stimmstabilen Oszillatoren sein Eigen nannte. Aber wenn wir gezielt die Breite verändern können (und das dann sauber bleibt), so lässt sich der die Klangvielfalt eines Synthesizers um ein Vielfaches erweitern. Sehr interessant wird es dann, wenn wir mit dem LFO der Pulsbreitenmodulation auch noch Lebendigkeit einhauchen.

5. Crossmodulation

Cross-Modulation beim Roland Jupiter-6
Cross-Mod beim Jupiter-6

Ja, hier müssen alle Synthesizer mit nur einem Oszillator draußen bleiben. Das ist nur was für die großen Jungs! 😉 Wer zwischen Oszillatoren crossmodulieren will, braucht nämlich eben auch mindestens zwei Oszillatoren. Soweit sollte das selbst für Synthesizer-Laien einleuchtend sein. Hierbei modulieren sich die Oszillatoren gegenseitig, wobei nicht festgelegt ist, ob die Amplitude oder die Frequenz moduliert wird. Das ist euch überlassen.

Und sonst? Woran schraubt ihr noch gerne, wenn ihr mal Cutoff und Resonanz außer Acht lasst? Wie wäre es mit Ringmodulation oder FM? Was meint ihr dazu? Ich freue mich auf eure Kommentare!